Russisches BIP knackt 2019 Rekordmarke

Russlands BIP erreicht 2019 historischen Höchstwert

Das russische Bruttoinlandsprodukt erreicht im Jahr 2019 einen historischen Höchstwert. Dies geht aus einer aktuellen Prognose des Wirtschaftsministeriums hervor. Es soll von 92 Billionen Rubel (2017) auf über 100 Billionen Rubel ansteigen, so die Zeitung Iswestija.

Laut des Wirtschaftsministeriums reißt Russlands BIP 2019 erstmals die 100-Billionen-Rubel-Marke. Wachstumstreiber in den nächsten drei Jahren seien insbesondere die industrielle Produktion, Investitionen sowie das Bauwesen. Letzterer Bereich soll vor allem durch eine Subventionierung des Hypothekenzinssatzes für junge Familien mit Kindern gefördert werden. Präsident Wladimir Putin hatte Ende November familienfreundliche Reformen angekündigt, die unter anderem eine finanzielle Unterstützung für einkommensschwache Familien vorsehen.

Zudem will die Regierung Investitionen in Betriebsvermögen unterstützen. Kleine und mittlere Unternehmen sollen in Zukunft leichter Kredite für Projektfinanzierungen erhalten. Der Kreml will insbesondere Investitionen im Infrastruktur-Sektor fördern.

Leitzins und Inflation als günstige Faktoren

Zwei Faktoren könnten die Aufnahme von Krediten begünstigen: Notenbankchefin Elwira Nabiullina hatte zuletzt angekündigt, den Leitzins in den nächsten zwei bis drei Jahren von derzeit 8,25 auf bis zu 6 Prozent herabzusenken. Zudem erreichte die Inflationsrate im Oktober 2017 ein historisches Minimum, so das Wirtschaftsministerium.

Doch die 100-Billionen-Rubel-Marke sei lediglich eine psychologische Grenze, kommentiert Iswestija. Es sei wichtiger für Russland, das jährliche BIP-Wachstum auf über 3% zu beschleunigen. Laut aktuellen Konjunkturprognosen liegt dieses Ziel jedoch fern. Selbst die Zentralbank erwartet 2019 lediglich ein Wachstum von 1,5 bis 2%. Nach Angaben von Premierminister Dmitri Medwedew müssten dringend Strukturreformen eingeleitet werden.

Chancen in der russischen Landwirtschaft

Laut Vize-Direktor des Zentrums für Entwicklung an der Moskauer Higher School of Economics, Waleri Mironow, liegen die Chancen der russischen Wirtschaft in den Sektoren Landwirtschaft, Bergbau, Verteidigung und Maschinenbau. Landwirtschaftsminister Alexander Tkatschow erklärte, dass die Agrarwirtschaft ihren Anteil am national BIP verdoppeln müsse. Dabei könnte die Strategie der Importsubstitution behilflich sein.

In einem jüngsten Bericht warnte die Higher School of Economics vor einer Stagnation der Wirtschaft in den kommenden Monaten. So erwarte man unter anderem anhaltenden Stillstand in der russischen Industrie. Seit dem Wachstumshöhepunkt der Industrie im Mai von 5,8% seien die Zahlen stetig gefallen, warnten die Experten.

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