Deutsche Unternhemen sind Spitzenreiter in der Sanitär und Heizungsbranche. Auf der SHK-Moscow ging es vor allem um die Vermittlung von Know-How und Technologie.
Die SHK-Moscow ist die führende Technologiemesse für Gebäude-, Energie- und Heizungstechnik in Russland. Auf der Messe Mitte April stellte der offizielle deutsche Pavillon mit 25 Ausstellern die größte ausländische Beteiligung. Zwölf von ihnen wurden direkt auf der Messe zu ihrem aktuellen Russlandgeschäft befragt. Alle konstatierten einen massiven Einbruch der Messebeteiligung, die Aussteller kommen in wesentlich geringerer Zahl zur Messe als das noch 2007 der Fall war. Nach den Krisen bedingten Einbrüchen hatte man sich für 2011 wesentlich mehr von der SHK versprochen, als sie dann letztendlich bieten konnte. Die Organisatoren der SHK möchten dem in der Zukunft entgegenwirken und durch ein neues Konzept die Situation im nächsten Jahr wieder zum Besseren wenden. Das ist noch Zukunftsmusik, in diesem Jahr fielen die Meinungen zur Messe sehr geteilt aus. Besonders beliebt und gut besucht war in diesem Jahr das Rahmenprogramm, insbesondere die Weiterbildungsprogramme.
Deutsche Unternehmen machen seit Jahren in Russland gute Geschäfte. Es stellt sich die Frage warum die SHK-Moskau einen starken Rückgang zu verzeichnen hat? Sicher handelt es sich immer noch um gewisse Nachwehen der Wirtschaftskrise, die an der Branche nicht spurlos vorbei gegangen ist und für schwere Geschäftseinbrüche gesorgt hat. Zusätzlich sorgt ein Überangebot an Fachveranstaltungen für Verwirrung bei den Ausstellern, von denen viele zu anderen artverwandten Großveranstaltungen wie der internationalen Fachmesse „Aqua-Therm“ abgewandert sind. Das hat den Stellenwert der SHK signifikant gedrückt. Die Messe hat seit 2007 an Größe und Ausstellerbeteiligung etwa 40 Prozent verloren. Dieses Jahr waren 156 nationale und internationale Aussteller auf der SHK. Die deutsche Beteiligung war mit 25 Ausstellern unter den 16 Nationen der absolute Spitzenreiter. Danach folgten Italien, Finnland und China.
Das größte Interesse bestand an Weiterbildung und deutschem Know-how, hieß es durch die Bank bei den deutschen Ausstellern. „Wir leisten hier auf der Messe hauptsächlich Erklärungsarbeit. Chancen sehen wir vor allem im Modernisierungsprogramm von Präsidenn Medwedjew, das unter anderem die Renovierung vieler Krankenhäuser in Russland in den nächsten Jahren vorsieht,“ so Michael Herket, Export Manager der Frenger Systemen GmbH, dem Marktführer für Deckenstrahlheizung in Deutschland. Die Frenger Systemen GmbH und andere deutsche Firmen möchten da natürlich ein Stück vom großen Kuchen abbekommen.
In Russland sind viele der Produkte noch nicht eingeführt, deshalb ist der Erklärungsaufwand so hoch. „In Deutschland sind unsere Produkte und Dienstleistungen bekannt. Dazu haben sicherlich auch das Passivhaus und die damit verbundenen Standards beigetragen. In Russland müssen diese aber erst einmal eingeführt werden“, beschreibt Sergej Kvasnin von der BlowerDoor GmbH, einem Hersteller von Meßsystemen für Luftdichtheit die Situation.
Generell war das Interesse der russischen Besucher besonders bei Fachkonferenzen, Schulungen und Workshop-Angeboten groß. Dieses Jahr haben mehr als 750 Teilnehmer Weiterbildungsporgramme besucht, wie Katja Burbulla von der Messe Düsseldorf berichtet. Was den russischen Markt betrifft, so haben die meisten der Befragten durchaus gute Erfahrungen gemacht. Russland wird durchweg als wichtiger und dynamischer Markt angesehen. Fast alle bauen eigene Strukturen auf, um eine intensive Betreuung der Kunden in Russland gewährleisten zu können. Die Wege sind verschieden, jeder muss für sich entscheiden, ob er eine Repräsentanz, Tochtergesellschaft oder Serviceniederlassung aufmachen will. Allerdings machen die komplexe Zollabwicklung und der bürokratische Aufwand in der Buchhaltung den Unternehmen das Leben schwer. Besonders bemängelt werden die bürokratischen Hürden bei der Lizenzierung der Produkte, die teilweise als Geschäftsbehinderung empfunden werden.
Was die SHK-Moscow betrifft herrscht unter den Ausstellern weniger Einigkeit: Zufriedenheit und Unzufriedenheit über das Messegeschehen hielten sich die Wage. Die, die erst seit den letzten zwei Jahren oder sogar zum ersten Mal auf der SHK-Moscow präsent sind, sind von der Wichtigkeit und der Wirkung der Messe überzeugt. Bei den Ausstellern, die schon seit Jahren dabei sind, machte sich eine gewisse Unzufriedenheit breit. Sie erinnern sich an die goldenen Jahre bis 2007 und wünschen sich ein Comeback der Messe in Bezug auf Bedeutung und Größe.
Ob dies jemals eintreffen wird ist zweifelhaft. Viele Unternehmen, besonders aus der Klimabranche, sind in Richtung „Aqua-Therm“ abgewandert. Darauf haben die Organisatoren der SHK jetzt reagiert und planen ab 2012 mit der ISH in Frankfurt am Main zu kooperieren. Die ISH ist die weltweit bedeutendste Messe für innovatives Baddesign, nachhaltige Sanitärlösungen sowie effiziente Heiz- und Klimatechnik in Kombination mit erneuerbaren Energien. Ein Thema das auch in Russland immer aktueller wird. Angedacht ist die Durchführung einer gemeinsamen Fachmesse in Russland.
Autor: Johannes Ausserer | RUFIL CONSULTING für Ostexperte – Business in Russland | Expertentipps für Ihr Russlandgeschäft.
Dieser Artikel ist erschienen im Magazin Impuls 03 |2011 der deutsch-russischen Auslandshandelskammer.