Russlands Luftverkehr verringert sich

Die Sperrung des EU-Luftraums für russische Flugzeuge und des russischen Luftraums für EU-Flieger sowie die Schließung von elf Flughäfen im Süden des europäischen Teils Russlands im Jahr 2022 haben deutliche Spuren hinterlassen. Russische Fluggesellschaften beförderten im vergangenen Jahr 95,2 Mio. Personen, um 14,2% weniger als 2021. Diese Information hatte im März die zivile Luftfahrtbehörde Russlands, Rosawiazija, in ihrem jüngsten Jahresbericht veröffentlicht.

Auf Inlandsflügen wurden 77,7 Mio. Passagiere befördert, um 11,2% weniger als 2021. Der Anteil des Inlandsflugverkehrs nahm um zwei Prozentpunkte auf 81,6% zu.

Die Beförderungsleistung der russischen Airlines, also das Produkt aus Verkehrsmenge und Transportweg, ging 2022 zwar auch zurück, aber weniger stark als die Passagierzahlen: um 6,4% auf 227,7 Mrd. Personenkilometer. Dieser Unterschied lässt sich dadurch erklären, dass die Flugwege im Schnitt länger geworden sind. Die Flugzeit von Moskau in den Schwarzmeer-Kurort Sotschi beträgt nun anstatt der vor Februar 2022 üblichen zweieinhalb Stunden dreieinhalb Stunden.

Russische Fluglinien konnten im zurückliegenden Jahr Effizienzgewinne erzielen. Ihr durchschnittlicher Sitzladefaktor, welcher das Verhältnis von Beförderungsleistung zur maximal möglichen Kapazität darstellt, stieg 2022 um zweieinhalb Prozentpunkte auf 84% an. Noch stärker verbesserte sich im vergangenen Jahr der Nutzlastwert, er stieg um acht Prozentpunkte auf 70,6%.

Die 27 größten russischen Fluggesellschaften, allerdings mit Ausnahme von Aeroflot und Rossija, fuhren 2022 einen Rekordnettogewinn von insgesamt 88 Mrd. Rubel (1,2 Mrd. Euro) ein, meldete das Nachrichtenportal RBC im April. Der Löwenanteil davon entfiel auf die privaten Beförderer S7 (34,4 Mrd. Rubel bzw. 464 Mio. Euro) und Ural Airlines (13,5 Mrd. Rubel bzw. 182 Mio. Euro). Dies wurde durch großzügige staatliche Subventionen ermöglicht. Rosawiazija-Chef Alexander Neradko zufolge bezifferten sich diese im vergangenen Jahr auf rekordhohe 174 Mrd. Rubel (2,4 Mrd. Euro).

Die russischen Flughäfen bedienten 2022 insgesamt 185,4 Mio. Personen, um 9,5% weniger als im Jahr davor. Die internationalen Luftraumsperrungen betrafen die Hauptstadtflughäfen Scheremetjewo, Domodedowo und Wnukowo sowie den Flughafen in Nischni Nowgorod am stärksten. Das Passagieraufkommen von Scheremetjewo, dem nordwestlich von Moskau liegenden größten russischen Airport, sank im vergangenen Jahr um 7,3% auf 28,4 Mio. Personen. Domodedowo verzeichnete einen Rückgang um 15,4% auf 21,2 Mio., Wnukowo um 8,9% auf 16,4 Mio. sowie Nischni Nowgorod um 19% auf 1,2 Mio. Passagiere. Der Sankt Petersburger Flughafen Pulkowo bediente dagegen um 0,9% mehr Passagiere als 2021, 18,2 Mio.

Am deutlichsten von der Neuorientierung im Luftverkehr profitiert haben zum einen nach Asien orientierte sibirische Flughäfen (Irkutsk: +24,5% / 2,6 Mio. Passagiere; Krasnojarsk: +14,7% / 3,1 Mio.; Nowosibirsk: +12,2% / 7,6 Mio.). Zum anderen profitierten die Flughäfen im russischen Süden, die nicht geschlossen wurden: Sotschi konnte sein Passagieraufkommen um 16,4% auf 12,9 Mio. steigern, Machatschkala um 23,3% auf 2,5 Mio. sowie Mineralnyje Wody um 27,5% auf 4,1 Mio.

Auf 2023 blickt der Leiter des Verbandes der russischen Fluggesellschaften (AEVT), Wladimir Tasun, mit Optimismus. Im laufenden Jahr könnten die Verbandsmitglieder 111 Mio. Fluggäste befördern, um 17% mehr als 2022 und etwa so viele wie 2021. Eine Voraussetzung dafür sei, dass sich die aktuell positiven Trends fortsetzen würden, erklärte Tasun. Quellen: Rosawiazija 12Vedomosti, RBC 12

 

Diese Meldung stammt aus dem Morgentelegramm der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer. Das Morgentelegramm ist ein exklusiver Handelskammer-Newsletter mit einer kurzen Nachrichtenübersicht zur Wirtschaft in Russland.

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