Russische Volkswagen-Tochter exportiert nach Mexiko

Russische VW-Tochter liefert Polo Sedan nach Zentralamerika

Das Tochterunternehmen von Volkswagen in Russland exportiert zum ersten Mal außerhalb der GUS-Staaten. Mehrere hundert Volkswagen Polo sollen nach Mexiko geliefert werden. Das will die Tageszeitung Wedomosti von einer Person erfahren haben, die der russischen VW-Produktionsstätte in Kaluga nahe steht. 

Das VW-Werk in Kaluga liefert jährlich etwa 10.000 Autos ins Ausland. Meistens handelt es sich dabei um den Polo Sedan. Noch sei unklar, wie viele Lieferungen 2016 für den mexikanischen Markt vorgesehen sind. Auch gebe es noch keine Informationen darüber, weshalb sich Volkswagen ausgerechnet für diesen Markt entschieden habe.

Im Februar erklärte das russische Industrie- und Handelsministerium, dass 2016 etwa 2.200 Autos nach Mexiko geliefert würden. Als potenzielle Exporteure kämen Volkswagen und der russische Automobilkonzern GAZ infrage. Die mexikanische Bestellung decke sich mit der vom Ministerium angeführten Liefermenge, so ein VW-Vertreter gegenüber der Zeitung. 

Ein Vertreter der GAZ-Gruppe erklärt, dass sich das Unternehmen derzeit noch mit der Zertifizierung der Autos für die Lieferung nach Mexiko beschäftigt. Laut Wedomosti kostet die Überlieferung eines Personenkraftwagens nach Mexiko etwa 60.000 Rubel (ca. 821 Euro).

Mexikanischer Automobilmarkt wächst

Nach Angaben von Experten wächst der mexikanische Automobilmarkt. Zwischen Januar und April 2016 sollen 465.000 Autos verkauft worden sein. Bis zum Ende des Jahres sollen es in Mexiko bis zu 1,5 Millionen Einheiten werden, so Sergej Udalow, CEO der Automobil-Analyseagentur Autostat. Neben Nissa Versa und Chevrolet Aveo zählt der Volkswagen Polo zu den beliebtesten Autos in Mexiko.

Der Polo Sedan ist besonders in der Mittelschicht und bei mexikanischen Taxiunternehmen beliebt. Der Wagen kostet in Mexiko 179.990 Pesos (cirka 8.700 Euro). Bisher wurde das Modell aus Indien importiert. Auch in Mexiko gibt es VW-Produktionsstätten. Dort werden jedoch hauptsächlich die Modelle Jetta, Beetle und Golf hergestellt.

Export in andere Länder bei schwacher Nachfrage in Russland

Mit dem Mexiko-Deal könnte nun die Auslastung der VW-Werke in Russland zumindest etwas erhöht werden. Bislang läuft die Produktion auf Sparflamme, weil der russische Automarkt schon seit langem in der Krise steckt. Die Nachfrage im Land selbst sinkt in der Krise. Wie Ostexperte.de im Juli berichtete, leidet der russische Automobilmarkt weiterhin am Abwärtstrend.

Laut Sergey Udalow reagiert die russische Regierung dieses Jahr mit Subventionen in Höhe von 3,3 Milliarden Rubel (cirka 45 Millionen Euro). Davon könnte auch VW profitieren. Das Unternehmen hoffe jedoch auf mehr staatliche Unterstützung, sagte der Autostat-Chef weiter.

Indem man die Exporte ausweite, helfe man dem russischen Werk, die Kapazität zu erreichen und die Kosten jedes einzelnen Autos zu senken, erklärte Udalow gegenüber Wedomosti.

Auch der vergleichsweise schwache Rubel macht Exporte attraktiv. Sogar Re-Exporte gibt es nun. „Dank der Rubel-Abwertung haben sich in Russland verkaufte Autos als billiger herausgestellt als auf den internationalen Märkten“, bestätigt Auto-Experte Andrej Tomyschew von Ernst & Young in Moskau laut Wirtschaftsblatt.at. „Der Preisunterschied zwischen Russland und dem Ausland hat den Re-Export von Autos aus Russland attraktiv gemacht.“

In den ersten Monaten 2016 waren die Top-Destinationen für russische Auto-Exporte (unabhängig vom Standort der Produktionsstätte) nach Angaben des russischen Zolls Deutschland, China und die USA.

Nur geringe Auslastung im Kaluga-Werk

VW produziert seit 2007 in Russland. Werke gibt es in Kaluga und Nischni Nowgorod. 2015 wurden in Russland nach eigenen Angaben rund 135.000 Autos produziert. Die Jahreskapazität wird damit deutlich unterschritten. Sie liegt laut Wedomosti bei 225.000 Einheiten. In Kaluga wurden in den ersten fünf Monaten 2016 sogar nur 44.000 Stück gefertigt, heißt es unter Berufung auf eine Quelle in der Nähe des Werk-Managements.

Die Gesamtinvestitionen für das VW-Werk in Kaluga belaufen sich auf eine Milliarde Euro, für das Russlandgeschäft VWs ingesamt auf 1,5 Milliarden Euro, gibt das Unternehmen an. Im Februar lief in Kaluga im Südwesten Moskaus das 1.000.000. Fahrzeug vom Band.