Gabriele Krone-Schmalz und Katja Gloger bei Markus Lanz

Gabriele Krone-Schmalz und Katja Gloger über Russland und Attentate in Großbritannien

Markus Lanz hatte am 13. März in seiner ZDF-Gesprächsrunde auch die Journalistinnen Gabriele Krone-Schmalz und Katja Gloger zu Gast.

Beide haben im Herbst 2017 neue Bücher zu Russland veröffentlicht. Wir haben dazu in Ostexperte.de an der Jahreswende Berichte veröffentlicht:

Ein ausführliches Interview von Ostexperte.de Chefredakteur Thorsten Gutmann mit Gabriele Krone-Schmalz erschien in Ostexperte.de am 22. Januar: 

Gabriele Krone-Schmalz: „Sanktionen sind eine Katastrophe“

Katja Gloger diskutierte über ihr Buch „Fremde Freunde“ und die deutsch-russischen Beziehungen am 28. Februar unter der Moderation von Gabriele Woidelko (Körber-Stiftung) mit dem russischen Kulturhistoriker und Schriftsteller Gasan Gusejnov und dem ehemalige DDR-Bürgerrechtler und heutigen Leiter der Stasiunterlagenbehörde Roland Jahn (Video; 96 Minuten). Themen der Diskussion: Was hat es auf sich mit den „besonderen“ deutsch-russischen Beziehungen? Welche historischen und aktuellen Gemeinsamkeiten gibt es? Wo liegen die Gegensätze? Und wie steht es um Deutsche und Russen heute, in Zeiten politischer Konfrontation?

Attentate in London bei Markus Lanz im Mittelpunkt

Markus Lanz widmete die erste halbe Stunde seiner Sendung dem Gespräch mit den Russland-Expertinnen (die übrigens Anfang der 90er Jahre als Korrespondentinnen in Moskau Nachbarinnen waren).

Der Aktualität geschuldet stand dabei das Nervengift-Attentat auf den Doppel-Agenten Sergej Skripal und seine Tochter im Mittelpunkt. Lanz fragte die Autorinnen auch nach ihrer Meinung zu den Umständen des Todes von Boris Beresowski (März 2013) und Alexander Litwinenko (November 2006).

Was Gabriele Krone-Schmalz von der Russland-Politik fordert

Die Bücher der Autorinnen sprach Lanz nur kurz an. Gabriele Krone-Schmalz bekam immerhin Gelegenheit, die wichtigsten Thesen ihres Buches „Eiszeit – Wie Russland dämonisiert wird und warum das so gefährlich ist“ zu erläutern (Minute 23 bis 27).

Russlands Interessen seien vom Westen nicht ernst genommen worden, meinte Krone-Schmalz. Als „die zwei entscheidenden Punkte“ hob sie hervor:

  • Die Nato-Osterweiterung, und hier insbesondere, dass der Ukraine und Georgien eine Perspektive auf eine Mitgliedschaft in der Nato eröffnet worden ist.
  • Den Beschluss der Nato, ein Raketenabwehrsystem in Polen und Rumänien zu errichten („eine massive Bedrohung für Russland, wenn die ihre eigene Verteidigungsstrategie durchspielen“).

Ein gutes Verhältnis zu Russland sei im Interesse Deutschlands und der EU, betonte Krone-Schmalz. Sie wünsche sich, dass endlich eine Debatte beginne, wie das Verhältnis verbessert werden könne. Sie schlug vor, das Raketenabwehrsystem nicht in Betrieb zu nehmen, die Nato-Perspektive für die Ukraine und Georgien „aus den Nato-Papieren“ zu streichen und eine große Konferenz wie die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa in Helsinki zu veranstalten (Minute 27).

https://www.youtube.com/watch?v=Np7q_TKNQBo

Quelle: Markus Lanz: Zu Gast: Journalistin Gabriele Krone-Schmalz, Journalistin Katja Gloger, Moderator Waldemar Hartmann und Sänger Bruce Dickinson; Sendung vom 13.03.2018

Mehr zum Buch „Eiszeit“ können Sie am 25. März hören. Gabriele Krone-Schmalz stellt sich dann im Saarländischen Rundfunk fast eine Stunde „Fragen an den Autor“.

Was die Autorinnen zum Verhältnis Putin-Merkel meinen

Lanz fragte abschließend beide Autorinnen, wie sie das persönliche Verhältnis von Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Putin sehen.

Gabriele Krone-Schmalz antwortete darauf nicht direkt. Sie meinte, es sei zu bedauern, wenn zwischenstaatliche Beziehungen von „persönlichen Verhältnissen“ abhingen. Sie kritisierte in dieser Hinsicht, dass der frühere Bundespräsident Joachim Gauck es in seiner fünfjährigen Amtszeit nicht geschafft habe, Russland zu besuchen. Das Amt des Bundespräsidenten hätte es geboten, von „persönlichen Befindlichkeiten“ Abstand zu nehmen (Minute 26).

Katja Gloger meinte zum Verhältnis von Merkel und Putin, sie habe den Eindruck, die beiden respektierten und „ertrügen“ sich („wie man schlechtes Wetter ertragen muss“). Merkel sei nach ihren Erfahrungen mit Putin im Zuge der Ukraine-Krise und der Annexion der Krim aber offenbar „nachhaltig irritiert“ über offenkundige Widersprüche zwischen dem, was Putin ihr zugesagt habe und dem was er getan habe. So wachse kein Vertrauen. Ihr Fazit sei ein „trauriger Befund“: Russland habe sich für lange Zeit aus Europa verabschiedet (Minute 28).

Und was Waldemar Hartmann zur WM in Russland sagt

Nicht nur für Fußballfans auch interessant: Das anschließende Gespräch mit Sportjournalist Waldemar Hartmann. Er protestierte engagiert gegen Forderungen nach einem Boykott der Fußball-WM in Russland und kritisierte scharf das Vorgehen von Reportern der Bild-Zeitung, die Spieler von Bayern München nach einem Bundesliga-Spiel mit Fotos schwer verletzter syrischer Kinder konfrontierte (Bild-Titel: „Bild fragt Nationalspieler und Politiker – Darf man heiter bei Putin Fußball-WM spielen, während er in Syrien Kinder totbombt?“).