Europäische Unternehmen finanzieren 50% von Nord Stream 2

Gazprom und europäische Partner einigen sich auf Finanzierung

Es ist ein Erfolg für die umstrittene Offshore-Erdgaspipeline Nord Stream 2. Fünf europäische Konzerne haben zugesagt, sich an der Finanzierung zu beteiligen. Die entsprechende Vereinbarung wurde laut Gazprom am gestrigen Montag unterzeichnet.

Wie das Handelsblatt sowie Spiegel Online übereinstimmend berichten, finanzieren fünf europäische Unternehmen 50 Prozent des Pipeline-Projekts Nord Stream 2. Nach Informationen des russischen Energieversorgers Gazprom belaufen sich die Gesamtkosten auf 9,5 Milliarden Euro.

Bei den Geldgebern handelt es sich um die deutschen Konzerne Uniper und Wintershall, das französische Energieunternehmen Engie, das britisch-niederländische Unternehmen Royal Dutch Shell sowie OMV aus Österreich. Jedes Unternehmen beteiligt sich mit bis zu jeweils 950 Millionen Euro.

Polnische Kartellbehörde

Trotz der Finanzierung aus Europa bleibt der russische Staatskonzern Gazprom alleiniger Gesellschafter der Betreibergesellschaft Nord Stream 2 mit Sitz im schweizerischen Zug. Dies ist auf Probleme zurückzuführen, an denen das milliardenschwere Pipeline-Projekt im vergangenen Jahr beinahe gescheitert wäre.

Eigentlich wollten die westlichen Unternehmen mit in die Projektgesellschaft einsteigen. Das geplante Joint-Venture wurde jedoch von der polnischen Kartellbehörde durchkreuzt. Wie andere osteuropäische Länder befürchtete auch Polen, von Gaslieferungen aus Russland abgeschnitten zu werden.

Blockadehaltung in Osteuropa

Darüber hinaus wollte Polen nicht auf Transitgebühren verzichten, die das Land bisher durch den Transport über eine Landleitung kassierte. Als Konsequenz suchten die Energiekonzerne monatelang nach einer Alternative. Nun haben sie womöglich einen Weg gefunden, um das Projekt zum Laufen zu bringen.

Schon damals zeigte Wintershall-Chef Mario Mehren wenig Verständnis für Polens Blockadehaltung. Im Gespräch mit dem Handelsblatt erklärte er: „Ich weiß nicht, warum die Polen Angst haben, zu wenig Gas zu bekommen. Und wir Europäer müssen auch unsere eigenen Interessen im Blick haben.“

Ostsee-Pipeline

Die Partner von Nord Stream 2 erklärten, die Pipeline trage „zur mittel- und langfristigen Energiesicherheit vor allem vor dem Hintergrund der erwarteten rückläufigen europäischen Produktion bei“. Die Bauarbeiten sollen 2018 beginnen. Die Inbetriebnahme ist bereits für 2019 geplant.

Die Gasleitung soll über 1.200 Kilometer weitgehend parallel zur bereits bestehenden Nord-Stream-Pipeline von Russland durch die Ostsee nach Deutschland verlaufen. Start der Pipeline ist allerdings nicht in Vyborg, sondern im westlich von St. Petersburg gelegenen Ust-Luga. Der Anladepunkt in Deutschland befindet sich in der Nähe von Greifswald.

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