Adidas-Chef plädiert für mehr Nähe zu Russland

Adidas-Chef Kasper Rorsted fordert Nähe zu Russland

Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) plädiert Adidas-Chef Kasper Rorsted für mehr Nähe zu Russland. 2018 freue sich der Top-Manager am meisten auf die Fußball-WM. Er erwarte eine „sehr gut organisierte“ Sportveranstaltung. 

Rorsted teile die Meinung nicht, dass Russland, wie von der FAS suggeriert, ein „heikler Gastgeber“ sei. „Ich warne vor moralischem Hochmut und vorschnellem Urteil“, erklärte er. „Wir hatten auch schon Olympische Spiele in China, Weltmeisterschaften in Südafrika oder in Brasilien.“ Ein Großteil der Fußballfans habe „keine Meinung zu Putin und zur großen Politik“. Stattdessen freue man sich auf den Fußball. Zur russischen Politik äußerte der Adidas-Chef:

„Die Schuld an dem Konflikt mit dem Westen liegt nicht ausschließlich in Moskau. Wladimir Putin hat vor zehn Jahren gesagt, wir brauchen einen freien Markt von Portugal bis Moskau. Man muss nicht alles gutheißen, was Präsident Putin macht, aber es ist im Interesse Europas, dass wir eine Annäherung mit Russland zustande bringen.“

Gerade wegen vieler Probleme auf der Welt sei es notwendig, „Allianzen“ zu bilden, anstatt „mit jedem auf dem Globus Streit zu suchen“, erklärte Rorsted. Die im Zuge der Ukraine-Krise verhängten Sanktionen gegen Russland hätten auch im Westen viele Arbeitsplätze zerstört. „Den Effekt unterschlägt die Politik nur gerne.“ Aus diesen Gründen plädiere er dafür, das Verhältnis zu Russland zu verbessern. „Wir können uns nicht auf Jahre feindselig gegenüberstehen.“

Persönliche Affinität zu Russland

Das Geschäft des Adidas-Konzerns sei nicht der Grund für seine positiven Aussagen, so der Top-Manager. Russland mache gerade einmal drei Prozent des Umsatzes aus. Jedoch kenne er das Land seit Jahren und habe eine „Affinität“ dazu. „Ich mag das Land, ich mag die Menschen dort. Und ich finde: Kulturell liegen die Russen Europa viele näher als andere.“

FAS-Redakteur Georg Meck entgegnete, dass Rorsted klinge wie Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, der seit September 2016 die Stellung als Aufsichtsratschef beim russischen Energiekonzern Rosneft innehat. „Ich wehre mich nur gegen diese Schwarz-Weiß-Darstellung“, so der Adidas-Chef. Er sei jedes Jahr zweimal in Russland und genieße die Aufenthalte. „Wir haben hervorragende Mitarbeiter dort.“

Titelbild
[toggle title=”Fotoquelle” open=”yes”]© adidas Group, Hannah Hlavacek