Gerhard Schröder ist Chef des Rosneft-Aufsichtsrats

Schröder zum Chef des Rosneft-Aufsichtsrats gewählt

Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder ist zum Aufsichtsratsvorsitzenden des russischen Energiekonzerns Rosneft gewählt worden. Darüber berichtet die russische Nachrichtenagentur RNS.

Schröder ist am heutigen Freitag zum Aufseher des russischen Energieriesen Rosneft ernannt worden. Das hat eine außerordentliche Aktionärsversammlung in St. Petersburg beschlossen. Neben seinem Engagement bei Gazprom bekleidet Schröder somit einen weiteren wichtigen Posten in der russischen Wirtschaft. Der Altkanzler sehe es als seine Aufgabe, Kompromisse zu suchen, wenn es unterschiedliche Interessen der Teilhaber geben sollte.

Zudem erklärte Schröder, dass er kein Verfechter der westlichen Sanktionen gegen Russland sei. Wenn es Fortschritte im Ukraine-Konflikt gebe, sollten die Strafmaßnahmen gelockert werden, zitiert ihn die russische Nachrichtenagentur Interfax.

In seiner Position soll Schröder künftig formal die Aufsicht über den Vorstandschef Igor Setschin führen, der wie Schröder ein enger Weggefährte des russischen Präsidenten Wladimir Putin ist.

Die Wahl des Altkanzlers in den Rosneft-Aufsichtsrat galt bereits als gesichert, da ihn die russische Regierung als sogenannten „unabhängigen Direktor“ für die Wahl in den Aufsichtsrat nominiert hatte. Als neuer Vertreter der russischen Regierung wurde Energieminister Nowak in den Aufsichtsrat gewählt. Der russische Staat ist Mehrheitsaktionär von Rosneft.

Kritik an Rosneft-Nominierung

„Ich finde das, was Herr Schröder macht, nicht in Ordnung“, sagte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel im August. Auch der gescheiterte SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz distanzierte sich von seinem Parteikollegen.

Ebenenfalls kritisierten die deutschen Medien den Altkanzler heftig. „Ein ehemaliger Bundeskanzler in russischen Diensten? Das ist ein Skandal“, schreibt FAZ-Redakteur Reinhard Müller in einem Gastkommentar für die Deutsche Welle. Schröder gehöre jetzt „endgültig Putin“, kommentiert die Bild-Zeitung.

Bereits Ende August hatte der Altkanzler angekündigt, den Rosneft-Job annehmen zu wollen. „Ich werde das tun. Es geht um mein Leben, und darüber bestimme ich – und nicht die deutsche Presse“, erklärte er bei einem Wahlkampfauftritt in Niedersachsen.

Russlands Energieminister Alexander Nowak verteidigte die Nominierung des Altkanzlers in den Rosneft-Aufsichtsrat. „Meines Erachtens ist Schröders Kandidatur ein sehr bedeutsames Ereignis und für den Markt positiv“, sagte der Politiker. Er trete „für eine konsequente Wiederherstellung und Entwicklung der Beziehungen zwischen Russland und Europa beziehungsweise Russland und Deutschland ein“, so der Minister.

Vermittler zwischen Deutschland und Russland

Schon als deutscher Bundeskanzler war Schröder mit Putin befreundet. Nach Ende der Amtszeit begann sein Engagement beim staatlichen russischen Energiekonzern Gazprom. In dieser Position führte er den Aktionärsausschuss der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 an. Seit 2016 leitet er zudem den Verwaltungsrat der geplanten Pipeline Nord Stream 2.

In einem Bericht des Manager-Magazins wird Schröder als „Türöffner in Europa“ bezeichnet. Diese Funktion soll er nun auch für Rosneft erfüllen. Mit seinen Verbindungen könnte er als Vermittler zwischen Deutschland und der russischen Wirtschaft dienen. Der größte Ölkonzern Russlands hält bereits Anteile an drei deutschen Raffinerien und gilt als wichtiger Investor.

Russischer Konzern international aufgestellt

Das Gesamtheit der Rosneft-Aktionäre ist für russische Verhältnisse sehr international aufgestellt. Obwohl die Mehrheit der Aktien von etwas über 50 Prozent mehrheitlich beim russischen Staat liegt, zählen zu den weiteren Großaktionären die britische BP, der katarische Staatsfonds und der Rohstoffhändler Glencore aus der Schweiz.

Die letzteren beiden Unternehmen hatten im Dezember 2016 ihren Einstieg bei Rosneft besiegelt und im Rahmen einer Teilprivatisierung 19,5 Prozent am russischen Energieriesen erworben. Anfang September ist bekannt geworden, dass sie nun 14,2 Prozent der Anteile an das asiatische Konglomerat CEFC China Energy weitergeben.

Im Juni 2016 erwirtschaftete Rosneft laut FAZ einen Umsatz von umgerechnet 77,2 Milliarden US-Dollar und einen Gewinn von 2,8 Milliarden US-Dollar. Im vergangenen Jahr legte Rosneft durch die Übernahme des Ölproduzenten Baschneft weiter an Gewicht zu.


Quelle des TitelbildsCampus Symposium GmbH, Gerhard Schroeder CS, Size changed to 1040×585 px., CC BY-SA 3.0 DE