5 Jahre Sanktionen: Eine Bilanz

Eine Bilanz nach 5 Jahren Gegensanktionen

Das Consultingunternehmen KPMG hat eine Studie vorgestellt, wie die 2014 als Reaktion auf die EU-Sanktionen gegen Russland eingeführten russischen Gegensanktionen auf die heimische Lebensmittelwirtschaft wirken.

So hat Russland zwar seine Importabhängigkeit drastisch reduziert und versorgt sich inzwischen mit den wichtigsten Lebensmitteln nahezu vollständig selbst – etwa mit Getreide (zu 99%), Zucker (zu 97%) und Fleisch (zu 93%). Die russischen Lebensmittelhersteller hängen jedoch nach wie vor stark von internationalen Zulieferern ab, beispielsweise bei Anlagen oder Zuchttieren. Der Anteil von Importen an der Wertschöpfung liegt bei 50%.

Der Export von Lebensmitteln wurde kaum ausgebaut. Wie auch vor dem Embargo bleiben Getreide und Sonnenblumenöl die beiden russischen Exportschlager. Andere russische Lebensmittel seien qualitativ schlechter und teurer als internationale Konkurrenz.

Seit sich der Rubelkurz ab 2017 erholt, wachsen auch die Importe von Lebensmitteln aus den Nicht-EU-Ländern wieder. Dies betreffe überwiegend Tomaten (43% des ursprünglichen Importvolumens), Obst und Beeren (94%) sowie Rindfleisch, dessen Einfuhren gegenüber 2014 sogar um ein Viertel höher sind (125%).

Die Lebensmittelpreise sind durch die Sanktionen stark gewachsen, und zwar schneller als die Inflation. Die höchsten Erhöhungen wurden bei Butter (um 79%), Tiefkühlfisch (um 68%) und Kopfsalat (um 62%) gemessen. Auch sind sonst günstigere Lebensmittel deutlich teurer geworden – Mehl um 25%, Nudeln um 34% und Sonnenblumenöl um 35%.

Das Branchenwachstum geht primär auf staatliche Subventionen zurück: Jeder Rubel, der in die Lebensmittelbranche fließt, enthält 0,60 Rubel an Fördergeldern. Die Gegensanktionen haben das genuine Wachstum in der Branche kaum beschleunigt. Ausnahme bildet die Milchwirtschaft, die von der Abschottung gegen die europäische Konkurrenz und von der Rubelentwertung deutlich profitiert hat.

Die Kosten der Gegensanktionen sind immens. Allein 2018 musste der russische Staat rund 600 Mrd. Rubel (830 Mio. Euro) zuschießen, um den Druck gegen den Markt auszugleichen und die Importsubstition weiter zu lancieren. Dadurch steigen Verbraucherpreise für Lebensmittel um zwei bis drei zusätzliche Prozentpunkte im Jahr.

Bis 2024 soll Russland laut Präsident Putin seine Agrarexporte auf 45 Mrd. US-Dollar im Jahr verdoppeln, was weitere 400 Mrd. Rubel (5,5 Mrd. Euro) kosten wird. Ab 2019 will der russische Staat in die Agrarwirtschaft rund 300 Mrd. Rubel (4,2 Mrd. Euro) jährlich investieren. Quellen: RBC (RU), Vedomosti (RU), The Bell (RU), Moscow Times (EN)

Diese Meldung stammt aus dem Morgentelegramm der AHK Russland. Das Morgentelegramm ist ein exklusiver AHK-Newsletter mit einer kurzen Nachrichtenübersicht zur Wirtschaft in Russland.

Titelbild
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