Dschingis Khan: „Musik und Sport sind wichtige Brücken“

Dschingis Khan: „Zur Fußball-WM in Russland wollten wir wieder einen Song machen“

Vor fast 40 Jahren gelang Dschingis Khan mit „Moskau“ ein Welterfolg. Pünktlich zur Fußball-Weltmeisterschaft in Russland meldet sich die deutsche Musikgruppe zurück. Im Ostexperte.de-Interview erklärt der Boss, Gründungsmitglied und Leadsänger Wolfgang Heichel, wie Sport und Musik unabhängig von politischen Differenzen Brücken bauen können.


Vor kurzem hat Dschingis Khan mit „We Love Football“ einen neuen Song veröffentlicht. Was hat dir die Motivation gegeben, zur WM 2018 nochmal ins Tonstudio zu gehen?

Den Song „Moskau” haben wir damals für die Olympischen Sommerspiele 1980 in der Sowjetunion geschrieben, als Kompliment an Russland. Zur Fußball-Weltmeisterschaft in Russland ist es naheliegend gewesen, dass wir wieder einen Song machen. Vor allen Dingen, weil die Premiere des Songs „Moskau“ am 14. Juni 1979 war und das Eröffnungsspiel zur Weltmeisterschaft auch, 39 Jahre später, am 14. Juni 2018 stattfindet.

Wann plant ihr eure nächste Tour?

Nächstes Jahr feiern wir das 40-jährige Jubiläum. Wir werden in sämtlichen Ländern auftreten, in denen wir Resonanzerfolge und goldene Schallplatten hatten: Japan, Korea, Russland, Brasilien, Australien und ganz speziell Israel. Wir waren damals die erste deutsche Gruppe, die im israelischen Radio gespielt wurde und sind bis heute die erste und einzige Deutsche Popgruppe, die jemals in Israel in den Charts war und eine goldene Schallplatte und den israelischen Oskar bekommen hat. Das hat uns in die internationale Musikbranche katapultiert. Überall sind uns die Leue damals freundlich begegnet. Genauso war es 2005 in Russland, als wir mit der Reunion und einem sensationellen Konzert in der Olimpijski-Arena vor 35.000 Zuschauern und 100 Millionen Fernsehzuschauern das Comeback von Dschinghis Khan feierten. Das waren und sind bis heute sehr gefühlvolle und emotionale Momente.

Welche Generation kommt zu euren Konzerten?

Vom Publikum her haben wir eine Zielgruppe, die sich jeder wünschen würde. Vom Großvater bis zum Enkel sind alle dabei. Das hat mich vor allem in Japan beeindruckt. Eine Mädchengruppe hat unsere Songs „Dschingis Khan“ und „Moskau“ in einer japanischen Version gecovert. Mit unserer Musik wollen wir kommunizieren und Grenzen überwinden, unabhängig von Herkunft und Alter.

Was denkst du über die politischen Probleme zwischen dem Westen und Russland?

Ich verstehe das nicht. In Russland hatte ich so viele Auftritte und Menschen kennengelernt, unter anderem Filipp Kirkorow. Da redet keiner über Politik und Krieg, sondern es geht um Musik. Ich bin immer dafür, Menschen zu verbinden. Musik und Sport sind gute Brücken. Beckenbauer, Ronaldo – die Herkunft interessiert doch niemanden. Ähnlich ist es bei der Musik. Die Leute freuen sich, wenn sie ins Stadion oder Konzert gehen können. Das habe ich zuletzt beim Empfang der TransRussia des Wirtschaftsclubs Russland erlebt. Nach meinem Auftritt war das Eis gebrochen, alle Leute wollten Autogramme, egal ob Deutsche oder Russen.

Du hast zuletzt ein Projekt zur Förderung des Amateurfußballs angekündigt. Magst du darüber mehr erzählen?

Ich möchte den Amateurbereich fördern, denn das sind die Champions von morgen. Die Budgets sind überall knapp, nicht nur in Russland. Mein Ziel ist es, zahlreiche Container mit professionellem Trainingsequipment an Amateurteams bereitzustellen. Der Nettowert eines Containers mit über 800 Bestandteilen beträgt 17.000 Euro. Damit wollen wir jungen Sportlern eine Freude bereiten. Die Verlosung soll im November im russischen Fernsehen ausgestrahlt werden. Zusammen mit dem Wirtschaftclub Russland, mit Frau Dr. Karin von Bismarck, habe ich diesbezüglich eine Kooperation geschlossen. Gemeinsam möchten wir Förderer des Jugendfußballs für diese Aktion zu begeistern. Das Ziel ist, Jugendfußballmannschaften in Russland zu unterstützen. Für die Aktion in Russland hat sich die deutsche Firma Knauf bereit erklärt, die Container zu lagern.

Du bist also selbst ein großer Fußballfan?

Ja, ich habe selbst jahrelang Fußball gespielt. Das ist eine große Motivation, um so ein Projekt durchzuziehen. Ich bin übrigens auch ein Fan von Lokomotive Moskau. Erst zuletzt war ich bei einem Spiel live im Stadion, das war ein großartiges Erlebnis. Gerne würde ich selbst in einem Fußballstadion in Moskau auftreten, das wäre ein Traum.

Was ist deine Prognose für die WM?

Es ist schwer, eine Prognose abzugeben. Das geht besser, nachdem die WM angefangen hat. Natürlich wünsche ich mir, dass Deutschland nochmal Weltmeister wird. Aber man muss den sportlichen Stand haben, auch anderen Teams den Erfolg zu gönnen. Letztlich geht es nicht nur um den Sieg, sondern auch um die Freude an der Sache.

Wolfgang, vielen Dank für das Gespräch.

Dieses Interview führte Ostexperte.de-Chefredakteur Thorsten Gutmann.

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