Wirtschaftsinstitute tasten sich durch den Corona-Nebel

Kommt Russland an der Rezession vorbei? Prognosen sehr unterschiedlich

Was kommt auf die russische Wirtschaft zu? Experten bewerten die ökonomischen Auswirkungen der Corona-Krise unterschiedlich.

Erst im Februar rückte die Verbreitung des Coronavirus in den Blick der Öffentlichkeit in Europa. Kaum jemand ahnte, dass viele Regierungen zum Schutz gegen das Virus bald weite Bereiche der Wirtschaft lahmlegen würden. Den deutschen Konjunkturforschungsinstituten blieb wenig Zeit, die Produktionsausfälle durch den Kampf gegen das Virus in ihren „Frühjahrsprognosen“ zur Konjunkturentwicklung in Deutschland und weltweit zu berücksichtigen.

Die Prognosen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) und des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) erschienen bereits am 12. März (Ostexperte-Bericht). Am Dienstag legte das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) seine Erwartungen für die Entwicklung der Volkswirtschaften in Mittel-, Ost- und Südosteuropa (MOSOE-Staaten) vor. Am Donnerstag veröffentlichten das Berliner Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, das Münchner Ifo Institut und das Essener RWI ihre Prognosen.

Gleichzeitig revidierte das Kieler Institut seine erst eine Woche alte Prognose sehr stark nach unten. Das zeigt wohl am besten, wie unsicher die Konjunkturperspektiven derzeit sind. Niemand weiß, wie lange die Corona-Krise dauern wird.

Die Forschungsinstitute behelfen sich mit der Erarbeitung von Szenarien für mögliche Konjunkturverläufe. Ein „V-Szenario“ steht für eine rasche Erholung der Produktion vom Einbruch. Ein „U-Szenario“ geht davon aus, dass die Produktion erst nach längerer Stagnation auf dem gedrückten Niveau wieder anzieht.

ifo-Konjunkturchef Professor Timo Wollmershäuser stellte fest:

„Es gibt keine historischen Erfahrungen mit vergleichbaren Ereignissen, aus denen wahrscheinliche Krisenverläufe abgeleitet werden könnten.“

Es stünden aktuell nur sehr wenige Konjunkturindikatoren zur Verfügung, mit denen sich das gesamtwirtschaftliche Ausmaß der Folgen der Corona-Krise abschätzen ließe. Die meisten aktuell verfügbaren Indikatoren spiegelten bestenfalls die Lage im Februar wider.

Am 23. März veröffentlichte das ifo Institut neue Berechnungen zu den voraussichtlichen Produktionsverlusten der deutschen Wirtschaft mit folgender Meldung im Internet:

ifo Institut: Corona wird Deutschland Hunderte von Milliarden Euro kosten

Das Coronavirus wird Deutschlands Wirtschaft Hunderte von Milliarden Euro Produktionsausfälle bescheren, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit in die Höhe schießen lassen und den Staatshaushalt erheblich belasten. Das haben aktuelle Berechnungen des ifo Instituts ergeben. „Die Kosten werden voraussichtlich alles übersteigen, was aus Wirtschaftskrisen oder Naturkatastrophen der letzten Jahrzehnte in Deutschland bekannt ist“, sagt ifo-Präsident Clemens Fuest. „Je nach Szenario schrumpft die Wirtschaft um 7,2 bis 20,6 Prozentpunkte. Das entspricht Kosten von 255 bis 729 Milliarden Euro.“

Wir berichten im folgenden Artikel über die Prognosen der Institute zur deutschen Konjunktur und was sie zur Entwicklung der russischen Wirtschaft meinen.

Ifo, DIW und IfW rechnen für Deutschland mit einer Rezession

In Deutschland erwartete das ifo Institut noch am 19. März einen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Produktion um 1,5 Prozent im Jahr 2020 – sofern der Höhepunkt der Pandemie schnell überschritten wird und die Wirtschaft ab Mai wieder in Gang kommt („V-Szenario“). Sollte es mehrmonatige Produktionsstillstände in der Industrie geben, hielt das Institut auch ein Minus von sechs Prozent für möglich („U-Szenario“).

„Die Unsicherheiten sind groß, und auch die Abwärtsrisiken sind groß“, sagte ifo Präsident Clemens Fuest zu den beiden Szenarien (Video der Pressekonferenz).

Am 23. März veröffentlichte das ifo Institut neue Berechnungen. Je nach Szenario werde die Wirtschaftsleistung in Deutschland voraussichtlich um 7,2 bis 20,6 Prozentpunkte schrumpfen. Die Ergebnisse fasst das Institut in seiner Studie „Die volkswirtschaftlichen Kosten des Corona-Shutdown für Deutschland: Eine Szenarienrechnung“ so zusammen:

Diese Studie schätzt die volkswirtschaftlichen Kosten der wegen der Corona-Epidemie erfolgenden partiellen Stilllegung der Wirtschaft anhand von Szenarienrechnungen. Bei einer Shutdown-Dauer von zwei Monaten erreichen die Kosten je nach Szenario zwischen 255 und 495 Mrd. Euro und reduzieren die Jahreswachstumsrate des BIP zwischen 7,2 und 11,2 Prozentpunkte; bei drei Monaten erreichen sie bereits 354 bis 729 Mrd. Euro (10,0 bis 20,6 Prozentpunkte Wachstumsverlust).

Am Arbeitsmarkt könnten bis zu 1,8 Mio. sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze (1,35 Mio. Vollzeitäquivalente) abgebaut werden und mehr als 6 Mio. Arbeitnehmer von Kurzarbeit betroffen sein.

Die öffentlichen Haushalte werden ohne Berücksichtigung der umfangreichen geplanten Bürgschaften und Kredite um bis zu 200 Mrd. Euro belastet.

Von besonderer Relevanz für politische Entscheidungen ist die Frage, welche Kosten eine Verlängerung des Shutdown verursacht. Hier zeigt sich, dass eine einzige Woche Verlängerung zusätzliche Kosten in Höhe von 25 bis 57 Mrd. Euro und damit einen Rückgang des BIP-Wachstums von 0,7 bis 1,6 Prozentpunkte verursacht. Angesichts dieser Kosten ist es besonders dringlich, Strategien zu entwickeln, um die Wiederaufnahme der Wirtschaftstätigkeit mit dem Eindämmen der Corona-Epidemie vereinbar zu machen.“

Die Stimmung der Unternehmen ist schon jetzt im Keller. Der ifo Geschäftsklima-Index brach im März so stark ein wie seit 1991 nicht mehr. Er fiel auf den niedrigsten Stand seit August 2009. Insbesondere die Erwartungen der Unternehmen für die kommenden Monate verfinsterten sich wie nie zuvor, berichtet das ifo Institut.

Auch das Berliner DIW hofft aber noch auf ein „V-Szenario“ mit einer schnellen Erholung der Produktion. In diesem Fall könnte der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2020 auf 0,1 Prozent begrenzt bleiben. Bisher hatte das DIW für dieses Jahr ein Wachstum der deutschen Wirtschaft von 1,2 Prozent erwartet.

IfW erwartet eine Rezession um mindestens 4,5 Prozent

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft hatte in seiner am 12. März erschienenen Prognose auch nur mit einem Rückgang des BIP um 0,1 Prozent gerechnet. Schon eine Woche später revidierte es diese Prognose am Donnerstag aber drastisch nach unten. In der Pressemitteilung heißt es dazu:

„Gegenüber der Frühjahrsprognose des IfW Kiel von vor einer Woche stellen sich die konjunkturelle Lage und auch die weiteren Aussichten mittlerweile deutlich schlechter dar. Das IfW Kiel hat daher seine Konjunkturberechnungen aktualisiert und unterstellt dabei zwei Szenarien. Einmal einen „Lockdown“ der deutschen Wirtschaft bis Ende April, einmal bis Ende Juli, mit anschließender Erholung der Wirtschaft zurück auf das vorherige Niveau.

Demzufolge fällt das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr um 4,5 Prozent, sofern die derzeitige Stresssituation bis Ende April andauert und sich dann ab Mai allmählich entspannt. Dies wäre ein Rückgang der Wertschöpfung von 150 Milliarden Euro. Setzt die Erholung erst drei Monate später im August ein, würde das deutsche BIP um 8,7 Prozent fallen.“

Professor Rürup: Der Rückgang wird ähnlich „dynamisch“ wie 2008/2009

Der langjährige frühere Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Professor Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research-Instituts, meinte am Freitag in einem Interview zu den Prognosen der Institute, die Einschätzung der meisten Ökonomen hinsichtlich der Corona-Folgen für die Wirtschaft sei „so zwischem dem 12. und 17. März gekippt“.

Der Produktionsrückgang werde ähnlich „dynamisch“ sein wie in der Finanzkrise 2008/2009. In der aktuellen Krise brächen aber nicht nur wie in der Finanzkrise der Export und die Investitionen ein, sondern auch die Verbrauchsausgaben der privaten Haushalte – und zwar sehr massiv. Ein großer Teil dieser Ausfälle des privaten Verbrauchs könne nicht nachgeholt werden.

Man sei sich zwar weitgehend einig, dass spätestens im Hochsommer oder Frühherbst das Schlimmste überstanden sei. Wie lang dann aber der Aufstieg dauern werde, wisse man nicht. Nach seiner Einschätzung werde es eines kleinen Wirtschaftswunders bedürfen, wenn alle Verluste des Jahres 2020 im nächsten Jahr vollkommen ausgeglichen werden sollen. Mit den Maßnahmen der EZB und der Bundesregierung zeigte sich Rürup sehr zufrieden: „Mehr kann die Politik eigentlich nicht machen“. Es sei auch schnell gehandelt worden. Er sei auch sicher, dass die Politik bei Bedarf „nachliefern“ werde. Er glaube, Geld spiele in der aktuellen Krise keine Rolle. Deutschland habe dank der Politik der „Schwarzen Null“ viel Spielraum.

Auch die Perspektiven der russischen Wirtschaft sind sehr ungewiss

Was sagen die Institute zum Wachstum der russischen Wirtschaft? Ein Vergleich zeigt, dass die konjunkturellen Konsequenzen der Verbreitung des Virus und des Einbruchs der Ölpreise für die russische Wirtschaft bemerkenswert unterschiedlich beurteilt werden.

Das ifo-Institut und das WIIW senkten ihre bisherigen Prognosen vom Dezember für Russlands Wirtschaftswachstum im Jahr 2020 deutlich um jeweils 2,2 Prozentpunkte. Beide Institute rechnen jetzt mit einer leichten Rezession in Russland (ifo: – 0,2 Prozent; WIIW: – 0,1 Prozent).

Demgegenüber nahmen das Kieler IfW, das Essener RWI und das Berliner DIW ihre Prognosen viel weniger auf ein Wachstum von rund ein Prozent zurück. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle blieb sogar bei seiner Prognose vom Dezember (+ 2,1 Prozent).

Man darf gespannt sein, auf welchen Kompromiss sich die deutschen Institute am 08. April in ihrer „Gemeinschaftsdiagnose“ für die Bundesregierung einigen werden. Zuvor ist aber noch eine Aktualisierung der Prognosen des Jahresgutachtens des Sachverständigenrates zu erwarten.

Die „Optimisten“: DIW und RWI erwarten wie das IfW 2020 noch rund 1 Prozent Wachstum

Hinsichtlich der Entwicklung des Wachstums der russischen Wirtschaft teilt das RWI die Prognosen des IfW Kiel. Auch die Essener Forscher rechnen damit, dass sich der Produktionsanstieg im laufenden Jahr auf 1,0 Prozent abschwächt und 2021 auf 1,5 Prozent anzieht.

Das Berliner DIW traut der russischen Wirtschaft auch kaum mehr Wachstum zu (2020: + 1,1 Prozent; 2021: + 1,6 Prozent). Das DIW schreibt zur Konjunktur in Russland:

„Der private Konsum dürfte weiterhin moderat stützend wirken. Die verfügbaren Einkommen sind leicht gestiegen und die Lage am Arbeitsmarkt bleibt stabil.

Zu Jahresanfang wurden finanzpolitische Erleichterungen für Familien in Aussicht gestellt. Bei einer geringeren Teuerungsrate hat die Zentralbank den Leitzins Mitte Februar zudem erneut leicht gesenkt.

Die Investitionstätigkeit hatte zum Jahresende offenbar noch nicht angezogen. Allerdings dürfte die Umsetzung der Nationalen Projekte im Jahresverlauf nun forciert werden.

In diesem Jahr dürfte die Wachstumsrate 1,1 Prozent betragen und im nächsten Jahr leicht zulegen.“

Das Berliner Institut erwartet, dass die Produktionsrückgänge in China die Nachfrage nach russischen Energielieferungen vorübergehend sinken lassen. Im weiteren Verlauf des Jahres sei damit zu rechnen, dass die weltweiten Produktionsrückgänge die russischen Exporte beeinträchtigen.

Zu den Auswirkungen des drastischen Rückgangs des Ölpreises auf Russland meint das DIW:

„Um die Folgen starker Preissenkungen abzufedern, hat Russland in den vergangenen Jahren finanzielle Reserven gebildet. Um sinkenden Einnahmen durch Mineralölexporte zu begegnen, wird das Land versuchen, seine Liefermengen an Abnehmer in Europa zumindest zu stabilisieren.“

Das DIW geht davon aus, dass der Brent-Ölpreis mit 41,5 Dollar/Barrel in diesem Jahr rund 35 Prozent niedriger sein wird als 2019 (64,2 Dollar/Barrel). Für 2021 rechnet das Institut auf der Basis der Futures für Brent-Öl mit einem Preis von 44,7 Dollar/Barrel.

WIIW, ifo und Helaba sehen Russland 2020 stagnieren

Deutlich stärker als das DIW und das RWI haben in der letzten Woche das ifo Institut und das WIIW ihre Prognosen für Russland gesenkt. Sie rechnen jetzt beide mit einer leichten Rezession der russischen Wirtschaft im Jahr 2020 (ifo: – 0,2 Prozent; WIIW: – 0,1 Prozent).

Vor der Verbreitung des Coronavirus hatte das WIIW erwartet, dass sich das Wachstum in Russland in diesem Jahr auf 2,1 Prozent beschleunigen werde. Es senkte seine Wachstumsprognose wegen des Virus also um 2,2 Prozentpunkte.

Das Wiener Institut rechnet mit der leichten Rezession, obwohl es von der relativ optimistischen Annahme ausgeht, dass die Ausbreitung des Coronavirus im ersten Halbjahr stark eingeschränkt werden kann und in den großen Volkswirtschaften der Welt entschlossene und koordinierte Maßnahmen zum Schutz gegen das Virus ergriffen werden.

Das ifo Institut senkte seine bisherige Prognose vom Dezember für das Wachstum der russischen Wirtschaft im Jahr 2020 wie das WIIW um 2,2 Prozentpunkte. Es erwartet jetzt einen leichten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in Russland um 0,2 Prozent.

Die Helaba senkte ihre Prognose seit Dezember nicht ganz so stark wie ifo und WIIW von 1,7 Prozent auf 0,0 Prozent (aktuelle Deutschland-Prognose: – 3,0 Prozent).

ING Bank und Nordea erwarten jetzt auch fast „Null-Wachstum“

Dmitry Dolgin (ING Bank) teilte am Freitag in seinem Bericht zur Entscheidung der Zentralbank, den Leitzins bei 6,0 Prozent zu belassen, mit, dass er seine Prognose für Russlands Wirtschaftswachstum im Jahr 2020 von 1,5 auf 0,5 Prozent senkt. Zentralbankpräsidentin Nabiullina nahm zum Leitzinsentscheid zwar in einer Pressekonferenz Stellung (Video). Die Zentralbank veröffentlichte jedoch keine Aktualisierung ihrer mittelfristigen Prognose vom 07. Februar, in der sie das Wachstum im Jahr 2020 im Basisszenario auf 1,5 bis 2,0 Prozent veranschlagt. Deutlich niedriger ist jetzt die Wachstumsprognose von Tatiana Evdokimova (Nordea). Sie kündigte an, ihre Prognose um rund 2 Prozentpunkte von 1,9 Prozent auf „nahe Null Prozent“ zurückzunehmen. Wie stark der Rückgang des Wachstums in Russland schließlich sein werde, werde auch davon abhängen, ob es den Zentralbanken gelingt, die internationalen Finanzmärkte zu beruhigen und eine ernste Schuldenkrise zu vermeiden, schreibt Evdokimova in ihrer am Freitag veröffentlichten Analyse „Russia: Assessing the economic consequences of the current shock“.

Wachstumsprognosen 2019 bis 2021
Veränderung des realen Bruttoinlandsprodukts gegenüber dem Vorjahr in Prozent

   201920202021
Helaba, Frankfurt03/20/20201.301.7
Commerzbank, Frankfurt03/20/20201.3-21.1
ING Bank, Amsterdam03/20/20201.30.51.7
DIW, Berlin03/19/20201.31.11.6
RWI, Essen03/19/20201.311.5
Ifo Institut, München03/19/20201.3-0.21.1
WIIW Wien03/17/20201.3-0.12.3
Economist Intelligence Unit03/17/20201.30.61.8
Berenberg Bank, Hamburg03/16/20201-11.5
Morgan Stanley03/13/20201.31.62.3
Citibank03/13/20201.322.5
Kiel Institut für Weltwirtschaft03/12/20201.311.5
IWH Halle03/12/20201.32.11.7
Macro Advisory; Moskau03/12/20201.322.8
OPEC, Wien03/11/20201.10.8
FocusEconomics
Consensus Forecast
03/10/20201.31.82
ING Bank, Amsterdam03/09/20201.31.51.7
DekaBank, Frankfurt03/06/20201.31.61.9
OECD, Paris03/02/202011.21.3
Sberbank, Moskau03/01/20201.31.72.2
Higher School of Economics Umfrage02/29/20201.82
Reuters-Umfrage02/28/20201.9
Vnesheconombank Institute02/14/20201.31.92.5
Russische Zentralbank,
Basisszenario
02/07/20201.3
Urals 64 $/b
1,5 bis 2,0
Urals 55 $/b
1,5 bis 2,5
Urals 50 $/b
Rosstat; erste Schätzung02/03/20201.3
Wirtschaftsministerium; Entwurf laut Interfax01/31/20201.4
Urals 63,8 $/b
1.9
Urals 57,7 $/b
3.1
Urals 56,0 $/b
IWF, New York01/20/20201.11.92
Weltbank, Washington01/08/20201.21.61.8

Die „Pessimisten“: Commerzbank und Berenberg Bank erwarten merkliche Rezession

Die Commerzbank und die Hamburger Berenberg Bank sehen Russlands Wachstumsperspektiven in ihren in der letzten Woche veröffentlichten Prognosen viel  skeptischer als die Forschungsinstitute DIW, IfW und RWI.

Die Berenberg Bank senkte ihre Prognose für 2020 in ihrem wöchentlichen Makro-Ausblick am 16. März um rund 2 Prozentpunkte. Sie erwartet in Russland jetzt einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 1,0 Prozent. Chefvolkswirt Holger Schmieding nahm in einem Beitrag zu den weltweiten wirtschaftlichen und politischen Folgen der Coronakrise Stellung. Er erwartet jetzt für 2020 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 3,2% in Deutschland, um 3,5% in der Eurozone und um 2,3% in den USA. Und er fügt hinzu: „Die Abwärtsrisiken bleiben sehr ausgeprägt, da der Fortgang der Pandemie nicht absehbar ist.“

Die Commerzbank nahm am Freitag ihre Russland-Prognose besonders stark zurück: Sie erwartet eine Rezession um 2,0 Prozent (Deutschland: – 3,5 Prozent).

2021 hält das WIIW eine rasche Erholung für möglich, das ifo Institut nicht

Eine Finanzkrise wie 2008 erwartet das WIIW nicht. Anders als bei der Finanzkrise dürfte die Erholung der Konjunktur nach der jetzt vom Coronavirus ausgelösten „Gesundheitskrise“ auch relativ schnell erfolgen.

Für das Wachstum der russischen Wirtschaft in den Jahren 2021 bis 2022 bleibt das WIIW laut seiner Pressemitteilung „im wesentlichen“ bei seinen Prognosen. 2021 soll sich das Wachstum kräftig auf 2,3 Prozent beschleunigen und 2022 2,4 Prozent erreichen. Das Institut verweist dazu allerdings auf „fundamentale Abwärtsrisiken“. Die Entwicklung hänge von Ausmaß und Umfang der politischen Gegenmaßnahmen sowie der Schnelligkeit der Verbreitung des Coronavirus ab. Die Prognosen seien mit großer Unsicherheit behaftet. Anders als das WIIW sieht das Ifo Institut für Russland nach dem Abrutschen in eine leichte Rezession im Jahr 2020 (– 0,2 Prozent) keine Chancen auf einen kräftigen Aufschwung im nächsten Jahr. 2021 werde die russische Wirtschaft lediglich um 1,1 Prozent wachsen.

Titelbild
Titelbild: Wohnblöcke in Wladiwostok. Quelle: Pavel Anoshin / Unsplash
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Quellen und Lesetipps:

Ostexperte.de-Artikel zu Konjunktur und Wirtschaftspolitik in Russland von Klaus Dormann:

Konjunkturprognosen deutscher Forschungsinstitute und des WIIW

Weitere Prognosen und Berichte zur internationalen Konjunkturentwicklung

Geldpolitik: Zentralbank hält Leitzins bei 6,0 Prozent; Entscheid vom 20.03.2020

Verbraucherpreisentwicklung

·         Jake Cordell; Moscow Times: Russia Braces For Higher Prices; The oil price war will lead to inflation and a dilemma for the Central Bank.11.03.2020

Konjunktur in Russland im Februar; Monatsberichte von Rosstat und Wirtschaftsministerium

Russlands Industrieproduktion im Februar

Coronavirus: Folgen für die russische Wirtschaft; Was tut die Regierung?

Ölpreiseinbruch und Finanzmarktchrash

Periodisch erscheinende Konjunkturberichte

Zentralbank: Konjunkturbericht für Januar, 28.02.2020; Statistical Bulletin (monatlich)

Zentralbank: Präsentationen für Investoren in Englisch

Zentralbank: Monetary Policy Report; nächste Ausgabe erscheint am 06.05.2020

Zentralbank Konjunkturbericht „Talking Trends“ vom 12.02.2020

Quartalsberichte zur Konjunktur in Russland