Zeichen pro Russland: WILO unterzeichnet Sonderinvestitionsvertrag
Moskau, Ministerium für Industrie und Handel: Denis Manturow, Minister und Jens Dallendörfer, Group Vice President und Generaldirektor WILO Rus reichen sich die Hände.
Dies ist eine Kolumne des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft.
Sie haben gerade ein Dokument mit dem sperrigen Titel Sonderinvestitionsvereinbarung (SPIK) unterzeichnet. Darin verpflichtet sich der Dortmunder Pumpenhersteller mindestens weitere 750 Millionen Rubel in die Produktion in Russland zu investieren und den Lokalisierungsgrad auf bis zu 85 Prozent zu erhöhen.
Kein ganz leichtes Ziel, angesichts des Mangels an qualifizierten Zulieferern. Früher im Jahr hatte die Firma in Kooperation mit dem Ost-Ausschuss als erste überhaupt eine Roadmap mit der Korporation zur Förderung des Mittelstandes unterzeichnet, um genau dieses Problem zu beheben.
Neue Produktion für eurasischen Markt
„Wenn WILO irgendwo auf der Welt ein Projekt initiiert, dann bekennen wir uns voll und ganz zu dem jeweiligen Markt. Das gilt insbesondere für Russland, weil unser Vorstandsvorsitzender Oliver Hermes für die gesamte Produktpalette ein einmaliges Potential sieht“, zeigt sich Dallendörfer begeistert. Das strategische Ziel weist allerdings über den russischen Markt hinaus. In den nächsten Jahren will WILO seine Produkte aus Russland auch in den eurasischen Markt exportieren.
Vier von zehn Verträgen haben deutsche Firmen geschlossen
Dieser SPIK war der zehnte, den ein Unternehmen in Russland ratifiziert hat und der vierte eines deutschen Unternehmens. Den Anfang machte Claas, es folgten DMG Mori und Mercedes. Das macht einmal mehr deutlich, in welcher Breite und Tiefe die deutsche Wirtschaft in Russland engagiert ist.
Sie stellt die meisten Unternehmen einer ausländischen Business-Community überhaupt, in den meisten Branchen und den meisten Regionen und mit den meisten unterzeichneten SPIK. Am langfristigen Engagement der deutschen Unternehmen kann also keinerlei Zweifel bestehen. Die Laufzeit des WILO-SPIK beträgt neun Jahre, in anderen Fällen sind es zehn.
„Ausländische Investoren sollen sich wohl fühlen“
Sotschi, Residenz des russischen Präsidenten, 24 Stunden früher: Unter Leitung des Vorsitzenden des Ost-Ausschusses Wolfgang Büchele treffen sich 20 deutsche Unternehmen mit dem Präsidenten der Russischen Föderation Wladimir Putin. Der wird im Verlaufe des zweieinhalbstündigen Treffens mehrfach betonen, von welch strategischer Bedeutung die deutsche Wirtschaft für Russland ist. Die wiederum ist bereit, die Entwicklung eines konkurrenzfähigen und innovativen russischen Mittelstands tatkräftig zu unterstützen, trotz oder gerade wegen der immer noch komplizierten Marktsituation.
„Aktuelle Lokalisierungsprojekte deutscher Unternehmen zeigen, dass die deutsche Wirtschaft auch in schwierigen Zeiten daran arbeitet, die Wirtschaftsbeziehungen zu Russland weiterzuentwickeln“, so Büchele. Der russische Präsident wird sich zum Abbau bürokratischer Barrieren, der Vervollkommnung der Gesetzgebung und dem Ausbau der Infrastruktur bekennen. Und etwas blumig fügt er hinzu, dass „sich Investoren bei uns wohlfühlen sollen.“
Manturow, Oreschkin, Nowak
Interessanterweise spielte China, sonst gern als mögliche Alternative zu deutschen oder europäischen Firmen ins Spiel gebracht, dieses Mal keinerlei Rolle. Als klares Signal an die Deutschen darf man aber die Anwesenheit des kasachischen Präsidenten Nasarbajew und die Teilnahme von drei Ministern (Manturow, Oreschkin, Nowak) aus dem Kabinett Medwedjew werten.
Denn die auf dem Treffen skizzierte Reformagenda für die russische Wirtschaft, wird sich nur mit Partnern realisieren lassen, die an einer gedeihlichen Zusammenarbeit für beide Seiten interessiert sind.
Noch ist Sand im Getriebe
Berlin, Hotel de Rome, „Recht in Russland – der Unternehmerkongress“. Alljährlich versammeln sich hier Unternehmer, Rechtsexperten und Politiker, um sich über den Stand der deutsch-russischen Beziehungen auszutauschen. Wie auf kaum einer anderen Veranstaltung spürt man, welches Klima im bilateralen Verhältnis wirklich herrscht. Denn hier kommen sich die Vertreter aus Politik und Wirtschaft näher als normal üblich.
Hier können sie sich aneinander reiben, und das tun sie. Natürlich betont jeder Redner die Notwendigkeit der Zusammenarbeit, vor allem zwischen Russland und Deutschland, die jahrhundertelange Verbundenheit und Freundschaft. Aber wenn man genauer hinhört, zeugen die Zwischentöne auch von Rissen, Verwerfungen und Spannungen.
„Das erste Quartal war Scheiße“
In dieser Situation beweist sich einmal mehr, dass Unternehmer mehr sind als gewinnorientierte, kühl rechnende und an gesellschaftlichen Entwicklungen nicht interessierte Subjekte. Jeder, wirklich jeder der anwesenden Firmenvertreter hat deutlich gemacht, dass er neben den wirtschaftlichen Zielen natürlich auch für die Entwicklung des Miteinander zwischen Russen und Deutschen verantwortlich ist.
Es hilft ganz offensichtlich, wenn man nicht in ein politisch korrektes Sprachkorsett gezwängt wird. Den Spruch des Tages lieferte denn auch ein Unternehmer, der die wirtschaftliche Entwicklung im dem Satz komprimierte: „Das erste Quartal war Scheiße.“ Aber es besteht Hoffnung, denn alle Firmen waren übereinstimmend der Meinung, dass die Konjunktur zwar noch nicht volle Fahrt aufgenommen hat, der Trend aber deutlich nach oben zeigt.
Die Kontaktstelle Mittelstand ist eine Initiative zur Förderung kleinerer und mittlerer Unternehmen im Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft. Sie nahm im Mai 2013 ihre Arbeit auf. Ziel der Kontaktstelle ist die Unterstützung deutscher mittelständischer Unternehmen, die einen Markteintritt oder den Ausbau ihrer Geschäftsaktivitäten in den durch den Ost-Ausschuss vertretenen Ländern, insbesondere jedoch in Russland planen.
Anfragen richten Sie bitte an: j.boehlmann@bdi.eu