Nawalny-Video: Russland droht mit YouTube-Sperre

Fall Deripaska: Russlands Medienaufsicht will Nawalny-Video auf YouTube sperren

Die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor setzte die Website des oppositionellen Politikers Alexej Nawalny vorübergehend auf die nationale Sperrliste für Internetseiten. Auf seinem Blog hatte Nawalny zuvor mit einem Enthüllungsvideo für Wirbel gesorgt. Dies berichtet die Wirtschaftszeitung Wedomosti.

Gut 25 Minuten dauert Nawalnys brisantes Video vom vergangenen Donnerstag, das auch zur vorübergehenden Sperrung seines Blogs für die russischen Internetnutzer geführt hat. Im Stile eines Late-Night-Hosts wendet sich der Oppositionspolitiker an seine Zuhörerschaft und kündigt die Enthüllung eines Skandals an. „Wir haben diese Entdeckung zufällig gemacht“, erklärt er. „Das macht diese gesamte Situation sogar noch alberner und merkwürdiger, aber nicht weniger korrupt.“ Inzwischen ist ein Zugriff auf die Website von Nawalny aus Russland wieder möglich.

Nawalny wirft Deripaska kriminelle Verbindungen vor

Im weiteren Verlauf des Videos arbeitet sich Nawalny an den aus seiner Sicht kriminellen Aktivitäten und Verbindungen des russischen Oligarchen Oleg Deripaska ab. Der einst als reichster Mann Russlands bekannte Unternehmer ist Eigentümer der Investmentgesellschaft En+ und hält die meisten Anteile am russischen Aluminium-Giganten Rusal. Vor einem Monat war der Manager bereits in diversen Medienberichten aufgetaucht. Diesen zufolge soll Paul Manafort, der ehemalige Wahlkampfmanager des heutigen US-Präsidenten, Deripaska interne Briefings zur Wahlkampfkampagne von Donald Trump angeboten haben.

Auf dem Instagram-Kanal eines Escort-Mädchens will Nawalny nun durch Zufall auf neues, Deripaska belastendes Material gestoßen sein. Ein Video zeigt den Oligarchen auf einer Yacht in Norwegen im Gespräch mit einem anderen Mann, den Nawalny als den russischen Vizepremier Sergej Prichodko identifiziert. Gemeinsam sprechen sie über die Beziehung zwischen Russland und den USA. Dabei geht es auch um die ehemalige stellvertretende US-Außenministerin Victoria Nuland, die – so Nawalny – von Deripaska als „Freundin“ Prichodkos bezeichnet wird. In Folge der öffentlichen Beschuldigungen hat Deripaska Klage gegen den Oppositionellen und das Escort-Mädchen erhoben. Man habe ihn vor der Veröffentlichung des privaten Materials nicht um seine persönliche Zustimmung gebeten und diese auch nicht erhalten.

YouTube und Instagram sollen Video löschen

In einem Urteil vom Freitag, also einen Tag nach der Veröffentlichung durch Nawalny, wurde dessen Blog vorübergehend in die russische Liste verbotener Internetseiten aufgenommen. Außerdem werden YouTube und Instagram von Roskomnadsor unter Druck gesetzt. Sofern diese sich nicht zur Löschung aller privaten Inhalte Deripaskas bereit erklärten, werde man sich möglicherweise gezwungen sehen, die Dienste zu blockieren. Nawalny hingegen verkündete nach der Sperrung seiner Webseite, dass die Verfahrensweise der Regierung die Wahrheit hinter seinen Enthüllungen bestätigten.

Titelbild
Bildquelle: MItya AleshkovskiyAlexey Navalny, Size changed to 1040×585 px., CC BY-SA 3.0[/su_spoiler]