Morgenlage am 16. Dezember 2016

Morgenlage am 16. Dezember 2016

16.12.2016, 09.34 MEZ | Die Europäer halten eisern Kurs: Russland ist schuld ist schuld ist schuld. Schon Mitte November hatten die Regierungschefs von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien dem Noch-US-Präsidenten Barack Obama die erneute Verlängerung der Sanktionen zugesagt. Die übrigen EU-Mitglieder haben das jetzt abgesegnet. Nun liegt es am künftigen US-Präsidenten, den Knoten zu durchhauen. Dessen Berater Jack Kingston sagte gestern in Moskau: „Trump kann die Sanktionen revidieren. Sie sind schon lange in Kraft. Wurde dabei das gewünschte Ergebnis erzielt?” Eine rhetorische Frage.

Endlich Waffenruhe in Aleppo. Russland meldet die „Befreiung“ der Stadt durch syrische Regierungstruppen. Der offizielle Westen beklagt das Schicksal der islamistischen Rebellen, vor allem aber der Zivilbevölkerung. Derweil rücken schiitische Milizen und die irakische Armee in einer anderen Stadt vor: Mossul. Von den zivilen Opfern dort ist in den Medien nichts zu hören, nichts zu lesen. Auch die westliche Presse ist leider Partei.

Premierminister Dmitri Medwedjew gestern im TV-Interview: Den designierten US-Außenminister Rex Tillerson und den Trump-Berater Elon Musk nannte er “Pragmatiker” und frei von “eingefleischten anti-russischen Stereotypen”. Auch Sportminister Vitali Mutko kam gut weg; den jüngsten WADA-Dopingreport nannte der Premier “lustig”, den Ausschluß der russischen Behindertensportler von den Paralympics im Sommer in Rio “unmoralisch”.

Kosmetische Operation: Das EU-Parlament hat gestern den Status des Assoziierungsabkommens mit der Ukraine geändert. Jetzt ist es nur noch ein „Partnerschaftsabkommen“. Das war eine Bedingung der Niederlande; das holländische Volk hatte die Ratifizierung des Assoziierungsabkommens mit Kiew verhindert. Die Umbenennung ist ein kleiner Umweg. Das Ziel bleibt fix: Europa von Lissabon bis Donezk, geeint unter Brüssel.

Bizarres Russland: Die Zuschauer hielten den Atem an, als der Komiker Michail Galustjan sich vor kurzem bei einer Jubiläumsausstrahlung der Kultsendung KWN über Tschetschenen-Chef Ramsan Kadyrow lustig machte. Und das, wo doch Wladimir Putin persönlich unter den Zuschauern saß. Kadyrow vor Big Boss befrotzeln – der Nordkaukasier hat schon bei geringeren Anlässen seine Schergen geschickt. Jetzt tauchen Videos auf, die zeigen: Galustjan und Kadyrow haben den Auftritt sogar geprobt. Und sich mächtig amüsiert dabei. Das Kalkül: Dem Publikum soll gezeigt werden, dass Kadyrow bei weitem nicht den Status hat, den Gerüchte ihm zuerkennen wollen. Da muss jeder mitspielen