Loben auch Sie Ihre Mitarbeiter zu wenig?

„Haben Sie heute schon Ihre Mitarbeiter gelobt“ ist einer der Schlagsätze, der aus einem der letzten Management- oder Führungsseminare haften geblieben ist. Gerne stimmen Führungskräfte bei diesem Thema in den Konsens ein, dass Mitarbeiter loben wichtig sei und vor allem gut für die Motivation ist.

Doch die Frage lautet vielmehr: „Kann ich meine Mitarbeiter durch Lob motivieren oder kann ich Ihnen nur helfen, sich selbst zu motivieren“?

Und wie wichtig ist das „Loben“ eigentlich in Russland, wenn ich hier als Expat meine Mitarbeiter motivieren will.

Betrachtet man die Gallup-Umfrage „Engagement-Index“ (http://www.gallup.com/strategicconsulting/158162/gallup-engagement-index.aspx) so kommt man zur Erkenntnis, dass rund 63% der Mitarbeiter eines Unternehmens eine geringe emotionale Bindung ans Unternehmen aufweisen und sogar 23% keine emotionale Bindung an ihr Unternehmen aufweisen. Auch wenn diese Untersuchung sich auf den deutschen Markt bezieht, so lassen sich doch klare Parallelen zu Russland aufzeigen.

Gerne hört man hier die Aussage, russische Mitarbeiter binden sich nicht so ans Unternehmen, sie wechseln schnell für ein „Paar Dollar“ zu einem anderen Unternehmen und vieles mehr.

Betrachten wir einmal auf Basis der deutschen Zahlen und der Tatsache – dass es auch hierzulande unzählige Titel zum Thema Führungskultur in den Buchhandlungen zu finden sind – die Frage, inwieweit sind unsere Führungskräfte in der Lage, Ihre Mitarbeiter zu motivieren?

Beginnen wir mit dem Einstieg ins Arbeitsleben. Was ist dabei wichtig, die Fachverantwortung und somit die fachliche Qualifikation. Die Frage nach der Führungsverantwortung stellt sich bei einem Berufseinsteiger eher selten. Je besser der neue Mitarbeiter sich fachlich im Laufe seines Berufslebens zeigt, umso größer seine Chancen auf Karriere. Bedeutet, die Fachverantwortung nimmt mit der Zahl der Mitarbeiter und steigernder Führungsposition ab, die Führungsverantwortung dagegen wird immer größer. In der Praxis bedeutet dies, die eigenen Mitarbeiter wollen wahrgenommen werden, Verantwortung übernehmen, zeigen was in Ihnen steckt, entwickelt und gefördert werden. Führungskräfte, die diese Prozesse beherrschen, werden von ihren Mitarbeitern als starke Persönlichkeit wahrgenommen sowie geachtet und geschätzt. Gerne werden Sie auch von Ihren Mitarbeitern als Vorbild geachtet.

Leider ist die Masse der Führungskräfte auf der Seite der Führungsverantwortlichen zu finden, sprich Sie haben die Macht inne, ihre Führungsfähigkeiten sind verbesserungswürdig. Wenn Sie dann noch die Leistung Ihrer Mitarbeiter als eigenen Erfolg verkaufen, dann verlassen diese auch das Unternehmen. Doch verlassen sie wirklich das Unternehmen oder eher den Führungsverantwortlichen?

Laut Gallup führt die fehlende oder geringe emotionale Bindung ans Unternehmen zu erhöhten Fehltagen am Arbeitsplatz. Gallup bemisst die Kosten dabei für Deutschland mit rund 10,5 Mrd €. Fragen wir uns einfach mal selbst, wie gerne würden wir ohne Wertschätzung und eigenen Entscheidungsfreiraum in einem Unternehmen arbeiten?

Laut Gallup sind 9 von 10 Mitarbeitern mit Ihrer Arbeit zufrieden und 58% betrachten sich als angemessen bezahlt. „Diese Zahlen zeigen ganz eindeutig, dass die Gründe für eine mangelnde emotionale Bindung nicht in den Rahmenbedingungen des Arbeitsverhältnisses liegen. Führungskräfte sind diejenigen, die in der Verantwortung stehen, da sie es sind, die das Arbeitsumfeld durch ihr Führungsverhalten prägen und gestalten“, sagt Marco Nink, Strategic Consultant bei Gallup.

Kommen wir zu unserer Einstiegsfrage zurück, „Loben wir unsere Mitarbeiter zu wenig“, beziehungsweise, wie gut gelingt es Führungsverantwortlichen als wirkliche Führungskräfte Ihre Mitarbeiter zu motivieren und damit einen langfristigen Unternehmenserfolg zu erzielen.

Laut Gallup gaben nur fünf Prozent der Beschäftigten ohne emotionale Bindung an, dass sich jemand bei der Arbeit für sie als Mensch interessiert . Drei Prozent der emotional nicht gebundenen Mitarbeiter mochten der Aussage uneingeschränkt zustimmen, ihre Meinungen und Ansichten hätten im Unternehmen Gewicht.
An diesen Zahlen wird deutlich, welche Auswirkungen das Verhalten der Führungsverantwortlichen auf die Motivation der Mitarbeiter tatsächlich hat. Eines der größten Potentiale liegt somit nicht zwingend in der Kostensenkung (gerne beim Personal) sondern in einer mitarbeitermotivierenden Führung. Wertschätzung, Führungskultur sowie Personalentwicklung sind nicht nur Schlagworte, sondern bis ins Betriebsergebnis messbar.

Somit lässt sich die Gallup-Umfrage auch auf Russland übertragen. Lassen wir uns überraschen, wie vielen Führungskräften es tatsächlich gelingt, motivierte und engagierte Mitarbeiter zu entwickeln.