Canton Fair: Auch in Zeiten von Amazon und Alibaba-Boom unverzichtbar

Warum die Handelsmesse “Canton Fair” so wichtig ist

Für klein- und mittelständische Unternehmen in Deutschland und China ist von Ende April bis Anfang Mai die Zeit, auf die viele von ihnen hinfiebern. Denn vom 15. April bis zum 5. Mai findet die Canton Fair, Chinas größte Import- und Exportwarenmesse, statt.

Mehr als 25.000 Aussteller und etwa 200.000 Käufer werden in diesem Jahr in Guangzhou erwartet. Einer von Ihnen ist Henry Liu, Inhaber eines Export-Import-Unternehmens im chinesischen Changshu, in der Nähe von Shanghai. Der 32 Jahre alte Unternehmer, der Decken, Bademäntel und andere Textilwaren in Asien und Europa vertreibt, ist bereits das fünfte Mal mit einem eigenen Stand vor Ort.

Über lange Zeit Chinas einziges Tor zur Außenwelt

„Im Jahr besuche ich zusammen mit meinem Team etwa drei bis vier Messen, die Canton Fair ist jedoch jedes Mal ein Höhepunkt. Hier knüpfen wir etwa ein Viertel unserer jährlichen Geschäftskontakte“, so der Changshuer Geschäftsmann. „Ohne die Messe wären wir damals, als wir vor einigen Jahren ganz am Anfang unserer Geschäftstätigkeit in Europa standen, niemals in der Lage gewesen, erfolgreich Kontakt zu deutschen Abnehmern aufzubauen.“

Für Unternehmer wie Henry Liu ist die Canton Fair seit jeher ein wichtiges Event. Bereits seit 1957 findet die Messe kontinuierlich zweimal pro Jahr – einmal im Frühjahr und einmal im Herbst – statt. Die Messe wird vom Handelsministerium der Volksrepublik China und der Verwaltung der Stadt Guangzhou gemeinsam ausgerichtet. In den sechziger und siebziger Jahren, als China gegenüber Ausländern weitgehend verschlossen war, blieb die Messe das wichtigste Tor des Landes zur weiten Welt.

Großes Interesse auch bei deutschen Händlern

Auch für viele deutsche Händler bietet die Canton Fair einen wichtigen Link zum chinesischen Markt. Tobias Fischer, E-Commerce-Experte und Gründer der Plattform Seller-Szene, hält den Besuch auch in Zeiten von Amazon und Alibaba für unverzichtbar: Auch wenn sich heute mittlerweile alle auch nur vorstellbaren Produkte auf den großen E-Commerce-Plattformen finden lassen, mache ein persönlicher Kontakt trotzdem Sinn. Wer die Canton Fair besucht, bekommt schnell die Möglichkeit, Abnehmer, Zulieferer, Dienstleister oder einfach nur Gleichgesinnte persönlich kennenzulernen.

Ein weiterer Punkt, warum sich der Besuch der Canton Fair lohnt, sind Muster. Händler lassen sich die Zusendung oft teuer bezahlen, um sich gegenüber Kunden abzusichern. Auf der Canton Fair haben Käufer die Möglichkeit, alle Muster sich selbst anzuschauen und sich so einen besseren Eindruck der verschiedenen Produkte zu verschaffen.

Gute Vorbereitung ist Grundvoraussetzung für den Erfolg 

Wer Messen wie die Canton Fair für sich als Erfolg verbuchen möchte, sollte sich nicht auf sein Bauchgefühl verlassen: Eine umfangreiche Markanalyse ist die zwingende Voraussetzung für jeden Messebesuch. Preise richtig zu kalkulieren und Import- und Exportaufschläge mit einzurechnen erspart einem im Nachhinein böse Überraschungen. Sonst kann es passieren, dass am Ende das Produkt inklusive der Zusatzkosten teurer als der Einkaufspreis ist. 

Wichtig sind ebenso gute Fachkenntnisse, z. B. in Bezug auf EU-Richtlinien, die die Einfuhr zahlreicher Produkte aus China erschweren. Nicht zuletzt sollte man sich aber vor allem die Reise insgesamt und den damit verbundenen Zeit- und Geldaufwand durchrechnen: Wer wirklich von seinem Geschäftsaufenthalt auf der Canton Fair profitieren möchte, sollte mindestens 5-8 Tage für seine Reise einplanen und mit klaren Zielen dorthin aufbrechen. 

Nichtsdestotrotz: In den allermeisten Fällen lohnt sich ein Besuch der Canton Fair. Nicht ohne Grund kommen jedes Jahr Besucher aus der ganzen Welt. Eine Messe bietet einmalige Chancen und Möglichkeiten, die sich auszahlen könnensofern man in der richtigen Situation istdiese Vorteile auch nutzen zu können. 

Per Flugzeug und Hochgeschwindigkeitszug gut erreichbar

Eine Teilnahme an der Canton Messe lässt sich ohne großen Zeitaufwand mit einem Besuch von Produktionsstätten in der Umgebung kombinieren. Metropolen wie Dongguan, Foshan oder Shenzhen sind mittlerweile dank gut ausgebauter Straßen und High Speed Rail alle in unter einer Stunde Fahrzeit erreichbar. 

Dank einer im vergangenen Jahr eröffneten Hochgeschwindigkeitsstrecke ist es inzwischen problemlos möglich, die Entfernung Hong Kong – Guangzhou in einer Dreiviertelstunde zurückzulegen. Und wer lediglich für die Canton Fair nach China anreist, für den bieten China Southern Airlines und andere Fluggesellschaften mittlerweile Flüge von Frankfurt aus für unter 500 Euro in der Economy Class und etwas über 2000 Euro in der Business Class (hin und zurück). 

Auch Henry Liu wird in diesem Jahr wieder seinen Guangzhou-Besuch mit einem weiteren Aufenthalt verbinden: „Meinen Angehörigen und Geschäftspartnern in Changshu habe ich versprochen, aus Hong Kong eine Reihe elektronischer Produkte mitzubringen, da die Preise dort günstiger als in Mainland China sind.“ 


Titelbild
[toggle title=”Fotoquelle” open=”yes”]Titelbild: Taro Taylor / flickr.com
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