Zensus in Russland: mehr Menschen, unklare nationale Zugehörigkeit

Laut dem jüngsten Zensus in Russland stieg die Bevölkerungszahl innerhalb von zehn Jahren von 142 Mio. auf 147 Mio. Menschen. Was die nationale Zusammensetzung der Bevölkerung betrifft, gilt die Volkszählung aber als unzuverlässig. Die Befragungen fanden mitten in der Pandemie und zu einem großen Teil nur online statt, erklärt der Ethnologe Walerij Tischkow von der Russischen Akademie der Wissenschaften gegenüber der Regierungszeitung Rossijskaja gazeta. Das habe dazu geführt, dass 16,6 Mio. Menschen keine Angaben zu ihrer nationalen Zugehörigkeit machten. Bei der letzten Volkszählung 2021 waren es nur 5,6 Mio. Die neuen Zahlen seien bestenfalls für Regionen zuverlässig, die eine hohe Geburtenrate und eine ethnisch kompakte Bevölkerung aufweisen, so Tischkow. Das erkläre die gestiegenen Zahlen bei den Tschetschenen und den in Dagestan lebenden Awaren und Darginer. Für die beiden größten Gruppen, die Russen und Tataren, ergab der aktuelle Zensus auffällig starke Rückgänge.

Auch die Gruppe der Deutschen schrumpfte laut dem Zensus von 394.000 im Jahr 2010 auf nur noch 195.000. Der Internationale Verband der deutschen Kultur, eine Organisation der deutschen Minderheit in Russland, zweifelt an der Richtigkeit dieser Zahlen. Mit der Auswanderung nach Deutschland könne die angebliche Halbierung der deutschen Bevölkerung nicht erklärt werden. Laut dem Bundesverwaltungsamt seien von 2011 bis 2021 nur insgesamt 26.619 Russlanddeutsche nach Deutschland ausgewandert. Quelle: Rossijskaja gazeta (RU), Moskauer Deutsche Zeitung (DE)

Diese Meldung stammt aus dem Morgentelegramm der AHK Russland. Das Morgentelegramm ist ein exklusiver AHK-Newsletter mit einer kurzen Nachrichtenübersicht zur Wirtschaft in Russland.

Titelbild
Menschen bei einem Konzert in St. Petersburg im Juli 2017. Quelle: Anton Watman / Shutterstock.com