Anrainer erzielen Einigung über Kaspisches Meer

Anrainer erzielen Einigung über Kaspisches Meer

Fünf Länder haben im Streit um das Kaspische Meer nach rund 27 Jahren eine Einigung erzielt. Die Regierungschefs von Russland, Aserbaidschan, Iran, Kasachstan und Turkmenistan unterzeichneten im kasachischen Küstenort Aktau ein entsprechendes Abkommen. Dies berichtet das Wirtschaftsportal RBC.

Seit dem Zerfall der UdSSR im Jahr 1991 laufen Verhandlungen über die Verteilung des größten Binnengewässers der Welt. Dabei geht es um geopolitische Einflusssphären und wertvolle Bodenschätze. Nun erzielen die betroffenen Länder nach über 50 Treffen auf untergeordneter Ebene eine Einigung über das Kaspische Meer.

Vor allem postsowjetische Staaten wie Aserbaidschan, Kasachstan und Usbekistan forderten eine Einstufung als internationales Gewässer, um das Recht auf Öl- und Gasexploration zu erhalten. Auch der Bau von Pipelines steht zur Diskussion. Zur Zeit der Sowjetunion hatten die Regierung in Moskau und die Führung im Iran die Regeln über Ressourcenzugang und Schifffahrt bestimmt.

Der russische Präsident Wladimir Putin lobte den ausgewogenen Vertrag, der von „epochaler Bedeutung“ sei und die Zusammenarbeit der Anrainerstaaten auf ein partnerschaftliches Niveau hebe. Auch eine engere Kooperation im militärischen Sektor solle vorangetrieben werden, so Putin. Der kasachische Staatschef Nursultan Nasarbejew erklärte, dass die Übereinkunft „viele gemeinsame Anstrengungen“ erfordert habe.

Verhandlungen laut Iran nicht abgeschlossen

Nach Angaben des iranischen Präsidenten Hassan Ruhani seien jedoch nicht alle Fragen abschließend geklärt. „In der Konvention über den rechtlichen Status des Kaspischen Meeres wird die Aufteilung des Bodens und des Untergrunds noch nicht definiert“, zitiert die russische Nachrichtenagentur Interfax. Darüber müsse weiter verhandelt werden.

Im Mittelpunkt der langjährigen Verhandlungen stand die Frage, ob das Kaspische Meer als See oder Meer zu definieren sei. Die rechtliche Festlegung des Begriffs hat unter anderem Einfluss auf die Verteilung von Bodenschätzen. Laut des russischen Außenstaatssekretärs Grigorij Karasin hätten sich die beteiligten Länder auf einen „rechtlichen Sonderstatus“ geeinigt.

Erdöl- und Erdgasvorkommen

Das Erdölvorkommen im Kaspischen Meer, das etwas größer als Deutschland ist, wird auf 50 Milliarden Barrel Rohöl beziffert. Hinzu kommen Gasreserven im Umfang von rund 300 Billionen Kubikmeter. Nach Kreml-Angaben werden die Bodenschätze unter den Anrainerstaaten aufgeteilt. Der kleinste Teil des Meeresbodens wird dem Iran zugeschrieben. Präsident Ruhani nannte die Vereinbarung dennoch ein „wichtiges Dokument“, das Meinungsdifferenzen kläre. Besonders freue ihn eine Klausel, die Nicht-Anrainern untersagt, Streitkräfte auf dem Kaspischen Meer einzusetzen.

Darüber hinaus könnte die Einigung den Bau einer Erdgas-Pipeline von Turkmenistan über Aserbaidschan bis nach Europa ermöglichen. Russland sieht die Pläne als Konkurrenz zu eigenen Gasverbindungen und warnt vor möglichem Umweltschäden.

Titelbild
[toggle title=”Titel” open=”yes”]Quelle: kremlin.ru