Telegram Messenger droht Aus in Russland

Russische Medienaufsicht droht mit Telegram-Sperre

Der russische Geheimdienst FSB fordert einen Zugriff auf die verschlüsselten Nachrichten des beliebten Messenger-Dienstes Telegram. Doch der russische Gründer Pawel Durow will trotz Gerichtsurteil den Code zur Datenentschlüsselung nicht herausrücken. Nun droht die Medienaufsicht Roskomnadsor mit eine Sperre der Software.

Der Streit zwischen der russischen Behörde für Medienaufsicht und dem Messenger-Dienst Telegram hat eine Vorgeschichte. Bereits 2017 konnte die Software einer Sperre nur knapp entgehen. Damals hatte sich Pawel Durow lange Zeit geweigert, der russischen Behörde Informationen zur Registrierung seines Unternehmen bereitzustellen. Erst im letzten Moment, kurz vor einer angedrohten Sperrung, reagierten die App-Hersteller und erfüllten die Anforderungen des russischen Gesetzgebers.

Nun geht die Auseinandersetzung in die nächste Runde. Der Inlandsgeheimdienst FSB verlangt aus Sicherheitsgründen einen Zugriff auf die verschlüsselten Nachrichten des Messenger-Dienstes. Angeblich soll der Terroranschlag in der St. Petersburger U-Bahn am 3. April 2017 per Telegram organisiert worden sein. Das Unternehmen hatte beim Obersten Gerichtshof in Moskau Berufung gegen ein früheres Urteil eingelegt. Doch diese Revision wurde am gestrigen Dienstag abgelehnt. Sollte der FSB binnen 15 Tagen keinen Code zur Entschlüsselung erhalten, droht der kostenlosen Messenger-App eine Sperre in Russland.

Pawel Durow verweigert Kooperation

Pawel Durow, Gründer der Telegram-App sowie des sozialen Netzwerks VKontakte, verweigert per Twitter die Zusammenarbeit mit den russischen Behörden. Die Androhungen werden „keine Früchte tragen“, erklärte der 33-Jährige aus dem Exil. Sein Nachrichtendienst, der für eine spezielle „Ende-zu-Ende-Verschlüsselung“ bekannt ist, stehe für „Freiheit und Privatsphäre“.

In den letzten Jahren hat die russische Regierung die staatliche Kontrolle über das Internet zunehmend verschärft. Laut einer Verordnung vom September 2015 dürfen personenbezogene Daten russischer Staatsbürger nur noch auf russischen Servern gespeichert werden. Weil Microsoft das Gesetz ignoriert hatte, wurde das Business-Netzwerk LinkedIn gesperrt. Roskomnadsor-Chef Alexander Scharow sagte der Wirtschaftszeitung Wedomosti, dass die Behörde eine Möglichkeit finden wird, auch den Telegram Messenger zu sperren.

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