Wie man erfolgreich russische Fach- und Führungskräfte an das Unternehmen bindet und zugleich motiviert Teil 1 von 4

„Zusagen und Versprechen sollte man einhalten – dies gilt gerade für Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz. Alleine mit dieser Vorgehensweise, welche unserer Ansicht nach eine Selbstverständlichkeit darstellt, ist in bezug auf die Mitarbeiterbindung schon die halbe Miete gewonnen!“

Leider ist dem bei weitem nicht immer so: die Unternehmensphilosophien und Unternehmensleitsätze vieler Firmen klingen in den meisten Fällen zwar gut, die Realität sieht oftmals aber ganz anders aus, vieles entpuppt sich als Schall und Rauch.

Für viele Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum ist Russland längst zu einem Schlüsselmarkt für den Export geworden. In solchen Schlüsselmärkten ist besonders für ausländische Unternehmen die Frage der langfristigen Mitarbeiterbindung in den Niederlassungen vor Ort von eminenter Bedeutung.

Dies gilt gerade für hochspezialisierte Fach- und Führungskräfte, die in Russland auch heute in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten in der Regel immer noch nicht frei verfügbar sind, sondern gezielt gesucht und abgeworben werden müssen. Vielen Unternehmen, die in Russland erfolgreich tätig sind, ist in der Regel bewusst, dass die gezielte Suche von Fach- und Führungskräften in diesem Markt nicht immer einfach und mit einem gewissen Aufwand an personellen und finanziellen Mitteln verbunden ist.

Der Weggang eines wichtigen Mitarbeiters in einer Schlüsselfunktion im Management oder im Vertrieb ist zumeist mit hohen Folgekosten verbunden und kann sich mitunter fatal auf die weitere Entwicklung des Unternehmens auswirken. Rational handelnde Unternehmen werden deshalb in einem wichtigen Markt wie Russland vermehrt nach Wegen suchen, die Leistungsträger unter den Mitarbeitern langfristig an das Unternehmen zu binden.

Dennoch scheitern auch heute noch viele Unternehmen gerade an so grundsätzlichen Fragen wie der Personalsuche und Mitarbeiterbindung bei einer Tätigkeit in Russland, was in den meisten Fällen schlichtweg auf fehlendes Wissen um die Verhältnisse vor Ort und um die interkulturellen Unterschiede und Besonderheiten in Russland zurückzuführen ist. In den Jahren des starken wirtschaftlichen Wachstums in Russland bis etwa Mitte 2008 sind viele der Fehler, die auf einer mangelnden Marktkenntnis basierten, angesichts hoher jährlicher Umsatzsteigerungen nicht oder nur begrenzt ins Gewicht gefallen. In einigen Branchen konnte gar auf ein zweistelliges Wachstum verwiesen werden. In Deutschland jedoch hat man sich allzu oft von diesen Wachstumszahlen „blenden“ lassen, denn es handelte sich hierbei „nur“ um das allgemeine Marktwachstum. In der Krise traten diese Fehler dann deutlich zu Tage.

In bezug auf den russischen Arbeitnehmer herrscht bisweilen immer noch das Bild des jederzeit wechselbereiten „Job-Hoppers“ vor, der jedweder Möglichkeit, einen Stelle mit einem etwas höheren Gehalt zu ergattern, nachjagt. Und so manches Unternehmen fragt sich, ob es überhaupt möglich ist, in Russland gutes Fach- und Führungspersonal (mit einem stabilen Karriereverlauf, den entsprechenden Sprachkenntnissen, der notwendigen Ausbildung, Berufs- und Führungserfahrung sowie Branchen- und Markterfahrung) zu finden und dann noch erfolgreich an das eigene Unternehmen zu binden.

Die Mitarbeiterfluktuation liegt in bezug auf leichter austauschbares Personal im unteren und teilweise mittleren Lohnsegment in der Produktion, im Handel und im Dienstleistungssektor in der Tat über dem Durchschnitt. Hochqualifiziertes Fach- und Führungspersonal aber ist auf dem russischen Arbeitsmarkt weiterhin nur in geringem Maß frei verfügbar. Diese Mitarbeiter sind sich ihres Wertes für ein Unternehmen bewusst und es liegt auf der Hand, dass ein Arbeitgeber heute etwas bieten muss, um diese Kräfte für sich zu gewinnen und an sich langfristig zu binden.

Doch in Russland lassen sich wie andernorts auch Fach- und Führungskräfte, die den genannten Kriterien genügen, finden und erfolgreich langfristig an ein Unternehmen binden – die entsprechende Marktkenntnis und ein entsprechendes Verständnis der russischen Mentalität selbstverständlich vorausgesetzt.