Russland: Telegram im App Store auf #1
Der Telegram Messenger ist in Russland von einer Sperrung bedroht. Die Präsenz in den russischen Medien kurbelt die Download-Rate des Instant-Messaging-Dienstes kräftig an.
Nach Angaben des US-amerikanischen Marktforschungsunternehmens App Annie sei die Popularität des Telegram Messengers im russischen App Store (iOS) seit dem gestrigen Montag stark angestiegen. Der Instant-Messaging-Dienst habe zwischenzeitlich den 1. Platz in den Download-Charts erreicht – und sei damit sogar an WhatsApp, Instagram und VK vorbeigezogen.
Auch in der letzten Woche (22.-26. Juni) habe die Download-Rate stark zugenommen. Die in Russland entwickelte App sei in diesem Zeitraum vom 15. auf den 7. Platz geklettert. Ebenso könne ein Anstieg bei Google Play (Android) beobachtet werden. Dort sei der Messenger-Service in den russischen Download-Charts innerhalb von fünf Tagen vom 30. auf den 21. Platz gestiegen.
Mögliche Sperrung der Messenger-App
Grund für die erhöhte Popularität ist die landesweite Diskussion um eine mögliche Sperrung des Telegram Messengers. Die Medienaufsicht Roskomnadsor fordert die Entwickler der Software dazu auf, Informationen über die Unternehmensstruktur bereitzustellen. Außerdem soll die Behörde Zugriff auf Algorithmen zur Entschlüsselung des Nachrichtenverkehrs erhalten.
Den Schritt rechtfertigt die Regierung mit einer mutmaßlichen Gefahr, die von der App ausgehe. Laut dem russischen Geheimdienst FSB sei jene im Zuge des Terroranschlags am 3. April 2017 in Sankt Petersburg zum Einsatz gekommen. Telegram-Gründer Pawel Durow wehrte sich gegen die Vorwürfe. Er wolle trotz mehrfacher Aufforderung nicht mit den Behörden kooperieren.
Telegram Messenger per Proxy-Server
Die russischen Entwickler sollen sich laut Medieninformationen bereits auf den Notfall eingestellt haben. Im App Store bzw. bei Google Play könnte eine modifizierte Version der App erscheinen, die trotz Sperrung eine Benutzung in Russland ermögliche. Die Verbindung soll automatisch über einen Proxy-Server erfolgen. Die Desktop-Version ist bereits mit dieser Funktion ausgestattet.
Für weitere Aufmerksamkeit sorgte Oleg Tinkow, der Eigentümer einer gleichnamigen Bank in Russland. Auf Instagram hat er dem Telegram-Gründer Pawel Durow Geld zur freiwilligen Löschung der Software im App Store angeboten. Außerdem hat Tinkow die Telegram-App auf seinem Smartphone im Beisein von Medien gelöscht und Durow als „Gesocks“ bezeichnet.