Russische Touristen dürfen wieder in die Türkei

Mit Erdogans Entschuldigung fallen Russlands Flugverbote gegen die Türkei – über eine Ende der Sanktionen wird verhandelt

Der türkische Präsident Recep Erdogan hat sich am Montag, den 27. Juni  überraschend bei Russland für den Abschuss einer russischen Su-24 Militärmaschine bei der türkisch-syrischen Grenze im November 2015 entschuldigt. Bereits zwei Tage später wies nun der russische Präsident Putin die Regierung an, die Einschränkungen für den Touristenverkehr zwischen den Ländern aufzuheben. Der war zuletzt dramatisch eingebrochen. Auch über die Aufhebung der Sanktionen soll nun verhandelt werden.   

Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Regierung am 29. Juni angewiesen, die Beschränkungen im Bereich des Tourismus mit der Türkei aufzuheben. Das berichtet der Kommersant.

Am Vormittag hatte Putin mit seinem türkischen Amtskollegen Erdogan erstmals seit den Spannungen wegen des Abschusses einer russischen Militärmaschine an der syrisch-türkischen Grenze im November 2015 wieder telefoniert.

Das Gespräch dauerte 45 Minuten. Dabei drückte Putin Erdogan sein Beileid über den gestrigen Terroranschlag am Istanbuler Flughafen mit über 40 Toten aus. Putin begrüßte auch, dass die türkische Regierung zusätzlich Schritte unternommen habe, die Sicherheit russischer Bürger in der Türkei zu gewährleisten.

“Russland ist ein Freund und ein strategischer Partner der Türkei”

Drei Tage zuvor, am Montag, hatte der Kreml überraschend mitgeteilt, dass der russische Präsident eine Nachricht vom türkischen Präsidenten erhalten habe, in der sich Erdogan bereit erklärt habe, den Streit beizulegen.

Russland sei “Freund und strategischer Partner der Türkei” und „Wir hatten nie den Plan, ein russisches Flugzeug abzuschießen“, heißt es dort. Außerdem drückte der türkische Präsident den Angehörigen des Piloten sein Beileid aus und entschuldigte sich förmlich. Das war zuvor als Bedingung Russlands genannt worden, überhaupt wieder miteinander zu sprechen.

Der Leichnam sei geborgen, hergerichtet und werde nach Russland überführt, berichtet die Nachrichtenagentur TASS von Erdogans Nachricht. Auch werde man für die entstandenen Schäden aufkommen.

“Die Türkei und Russland haben vereinbart, unverzüglich die notwendigen Schritte zu unternehmen, um die bilateralen Beziehungen zu verbessern”, nahm ein Vertreter des türkischen Präsidenten Stellung.

Große Erleichterung bei der Türkei und bei der russischen Tourismus-Branche

Mit den nun wegfallenden Einschränkungen herrscht große Erleichterung sowohl bei der Türkei als auch bei den russischen Tourismusverbänden.

Russische Behörden hatten nämlich im Zuge des Abschusses den Verkauf von Pauschalreisen in die Türkei verboten und stoppten den Flugverkehr zwischen den Ländern. Außerdem verhängte Russland Wirtschaftssanktionen gegen die Türkei.

Gleich nach der Entschuldigung Erdogans hatte Irina Turina, die Sprecherin des Verbands der Russischen Tourismusindustrie, in einem Interview mit dem Moskauer Radiosender Goworit Moskwa ihre Hoffnung auf eine Wiederaufnahme des Türkei-Tourismus geäußert: „Wir haben sogar vor Freude aufgeschrien, weil die Türkei dem russischen Markt sehr fehlt. […] Die Touristen und Agenturen leiden sehr unter den fehlenden Türkei-Angeboten“, sagte sie.

„Kein anderes Ziel kann mit der Türkei in Bezug auf das Preis-Leistungs-Verhältnis und das Service-Level konkurrieren. Wir hoffen jetzt auf die Entscheidung einer Öffnung der Türkei“, erklärte die Sprecherin des russischen Tourismusverbands Irina Turina am Montag.

Die russische Tourismusindustrie könne die Charterflüge binnen eines Monats wiederaufnehmen. „Erste Flüge können schon in einer oder zwei Wochen gehen.“

Im Mai 2016 kamen über 90 Prozent weniger russische Reisende in die Türkei

Neben der russischen Tourismusbranche hatte aber vor allem die Türkei unter den ausbleibenden russischen Touristen gelitten.

Die Zahl der Touristen, die von Russland in die Türkei reisten, lag im Mai 2016 unglaubliche 91,82 Prozent (!) unter der des Vorjahres. Das geht aus den Daten des türkischen Kultur- und Tourismus-Ministerium hervor, die die russische Zeitung RBC zitiert.

Eigentlich ist der Mai bei den Russen eine beliebte Zeit, um in die Türkei zu reisen. 2015 flogen in diesem Monat über eine halbe Million russischer Touristen in den Türkei-Urlaub. 2014 waren es sogar fast 695.000. Umso ernüchternder ist die diesjährige Zahl: 41.000. Und nein, wir haben keine Null vergessen.

Auch der Anteil russischer Touristen an ausländischen Touristen in der Türkei verdeutlicht das. Im Mai 2015 waren 13,17 Prozent der ausländischen Reisenden dort Russen, 2014 sogar 17,82 Prozent und im Mai 2016?

Magere 1,65 Prozent.

Lesen Sie dazu auch unsere Artikel über die geschlossenen Flugverbindungen von Russland in die Türkei und nach Ägypten.

Verhandlungen über Aufhebung der Türkei-Sanktionen werden aufgenommen

Putin forderte heute die russische Regierung ebenfalls auf, die Verhandlung über eine Wiederherstellung der normalen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen mit der Türkei zu beginnen.

Auch das wegen des Abschusses verhängte Importverbot Russlands für türkische Waren und weitere Sanktionen (hier unsere Liste) könnten damit bald aufgehoben werden.

Gegenüber der russischen Wirtschaftszeitung RBC rechnete ein Insider aus russischen Diplomatenkreisen am Montag aber zunächst damit, dass dies aber nicht sofort und nicht vollständig erfolgen werden.

Erste Möglichkeiten für solche Gespräche wird es geben, wenn der türkische Außenminister am 1. Juli zum Treffen der Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation (BSEC) nach Sotschi reist.

Titelbild
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