Ukraine erweitert Russland-Sanktionen im Internet
Die Ukraine hat den Zugriff auf die sozialen Netzwerke VK.com und Odnoklassniki, die Suchmaschine Yandex sowie den E-Mail-Hoster Mail.ru gesperrt. Auch weitere Unternehmen sind betroffen. Dies berichtet die Wirtschaftszeitung Wedomosti.
Die gegen die russischen Internetseiten verhängten Sanktionen, die von Präsident Petro Poroschenko per Dekret beschlossen wurden, gelten für drei Jahre. Der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine begrüßt die Strafmaßnahme. Schon im April kündigte der Rat an, Konsequenzen wegen der „andauernden bewaffneten Aggression Russlands“ zu ziehen.
Bereits im Februar 2017 hatte der Chefberater des ukrainischen Innenministers empfohlen, VK.com zu sperren. Die „ukrainische Informationslandschaft“ müsse ihm zufolge von „russischer Propaganda befreit“ werden. Zusätzlich hat die Ukraine weitere Einreisesperren gegen Personen verhängt, die aus ukrainischer Sicht illegal am Krim-Referendum beteiligt waren.
Sanktionen gegen Kaspersky Lab, RBC und 1C
Wie die Nachrichtenagentur unian.net berichtet, ist auch die Software des russischen Entwicklers 1C von den neuen Sanktionen betroffen. Die in den Bereichen Accounting, Inventur-Management und Kontakt-Management häufig verwendete Business-Software darf in den nächsten drei Jahren nicht von ukrainischen Behörden verwendet werden.
Auch der Zugriff auf die Websites der russischen Anti-Virus-Hersteller Kaspersky Lab und Doctor Web wird gesperrt. Darüber hinaus verhängt die Ukraine wirtschaftliche Sanktionen (darunter Einfrieren von Vermögenswerten, Verbot von Transaktionen und Ausstrahlungsverbot) gegen russische Medienhäuser. Betroffen ist unter anderem das Wirtschaftsportal RBC.
Auswirkung auf Zugriffszahlen
Die Sanktionen haben voraussichtlich großen Einfluss auf die Mail.ru Group, zu der VK.com und Odnoklassniki gehören. Laut Alexa.com bezieht das soziale Netzwerk VK.com 7,6 Prozent seines Traffics aus der Ukraine. Damit ist das Land der zweitwichtigste Markt für VK.com. Auch Odnoklassniki könnte seinen Anteil in der Ukraine (bisher 6,5 Prozent) verlieren.
Yandex dagegen dürfte weniger von den Sanktionen beeinträchtigt werden. 2016 kamen nur 4 Prozent der Suchanfragen aus der Ukraine, erklärt eine Finanz-Expertin gegenüber Wedomosti. Dazu gelten ukrainische Internetnutzer als nicht besonders kaufkräftig. In Kasachstan oder Belarus wäre ein ähnliches Verbot deutlich problematischer für das Unternehmen.
Anonymisierung via VPN-Tunnel
Ähnlich wie bei der LinkedIn-Sperre in Russland können ukrainische Nutzer via VPN-Tunnel auf die blockierten Websites zugreifen. Experten glauben, dass vor allem russischsprachige User aus den selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk solche Hilfsmittel verwenden werden. Trotzdem dürfte ein starker Rückgang der Nutzerzahlen zu erwarten sein.
Der russische stellvertretende Minister für Kommunikation, Alexej Wolin, bezeichnete die Strafmaßnahme als „sinnlos“. Seiner Meinung nach führe die Sperrung dazu, dass ukrainische Bürger in Zukunft vermehrt auf Software zur Anonymisierung (z. B. Tor) zurückgreifen werden. „Ihr erzieht Eure Bürger zum legalen Nihilismus“, spottete der Politiker.