Die Themen für Mittwoch, den 18.11.2015, in der Tagesübersicht Russlandgeschäft:
- Russland diskutiert: Gibt es eine Bankenkrise oder nicht?,
- S&P: Russlands Wirtschaft hat die Rezession zwar überwunden, mit Wachstum ist aber vorerst nicht zu rechnen,
- Raiffeisen Bank dementiert Rückzug aus Russland.
Russland diskutiert: Gibt es eine Bankenkrise oder nicht?
Den Anfang bei der Diskussion machte Sberbank-Chef German Gref: der russische Bankensektor stecke momentan in einer massiven Krise. Die Profitabilität der Banken sei gering. Es müssten Rücklagen gegen Kreditausfälle gebildet werden und das Tempo, mit dem angeschlagene Banken geschlossen würden, setze der Branche weiter zu. “Das nächste Jahr wird ebenfalls nicht einfach”, sagte der CEO der größten russischen Bank. Die Situation sei zwar sehr ernst, aber unter Kontrolle.
Der Vize-Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Nikolaj Podguzow, entgegnete gegenüber der Nachrichtenagentur TASS: Es entbehre jeglicher Grundlage, von eine massive Bankenkrise in Russland zu sprechen. Das System erfülle seine Funktion und stelle Kredite für die Bevölkerung und den Realsektor zur Verfügung. Die Kapitalisierung des Bankensektors sei akzeptabel nachdem die Regierung Maßnahmen für zusätzliche Kapitalisierung getroffen habe.
Die Qualität des Funktionierens und der Risikograd im Bankensystem sei hingegen etwas, über das man reden könne. „Die Gesundheit des Bankensystems ist offensichtlich untrennbar mit der ökonomischen Lage insgesamt verbunden“, fügte Podguzow hinzu.
S&P: Russlands Wirtschaft hat die Rezession zwar überwunden, mit Wachstum ist aber vorerst nicht zu rechnen
Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat sich zur russischen Wirtschaft geäußert. Die Lage habe sich stabilisiert, dennoch sei nicht mit baldigem Wachstum zu rechnen. Das Rating Russlands (momentan bei BB+) könne allerdings auch weiter sinken, wenn sich einige Faktoren verschlechterten.
Nach den letzten vier Quartalen der Rezession sei die Wirtschaft im dritten Quartal im Vergleich zum vorherigen Quartal um 0,5 Prozent gewachsen, analysierte die Agentur. Auch für das vierte Quartal rechne man mit leichtem Wachstum. Es sei daher wahrscheinlich, dass sich die Situation stabilisiert habe. Ob aber ein Wachstum folge, stehe in Frage, sagte die S&P-Chefökonomin für Russland, Tatiana Lyssenko. Das Wachstum werde kaum durch die Inlandsnachfrage und den Außenhandel unterstützt. Aus makroökonomischer Sicht sei die Voraussetzung für Investitionen gegeben, aber die Mittel reichten nicht aus. Das Vertrauen der Investoren sei zudem gering – insbesondere aufgrund der hohen Rubel-Volatilität.
Im Jahre 2016 könne die Kreditbewertung Russland allerdings auch weiter sinken, wenn die staatlichen Reserven weiter fielen, teilte der Geschäftsführer von S&P, Moritz Kramer, mit. Dies könne außerdem bei einer weiteren Verschlechterung der Wirtschaftslage der Fall sein oder wenn die Sanktionen verschärft würden. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei aber gering und liege bei 1:3.
Gebe es keine dieser Schocks, könne die Bewertung Russlands stabilisiert werden und könne bei einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage sogar steigen. Im Januar hatte S&P das Land auf die spekulative Kategorie BB+ mit negativem Ausblick gesenkt und im Oktober noch einmal bestätigt.
Als Stärken Russlands sieht S&P die niedrigen Schulden, das konservative Budget, den flexiblen Wechselkurs, und riesigen Rohstoffvorkommen.
Auf der negativen Seite führt Kramer auf: schwache Institutionen und Schwächen in der Regierungsführung, das langsame Tempo der Wirtschaft wegen mangelnder Investitionen, das wiederum auf ein geringes Vertrauens der Investoren zurückzuführen sei. Ebenfalls einen Einfluss auf die russische Wirtschaft und folglich das Rating hätten Kapitalabflüsse, Risiken der Finanzstabilität, die schwierige demographische Situation Russlands und die Sanktionen.
Raiffeisen Bank dementiert Rückzug aus Russland
Die Raiffeisen Bank International (RBI) wies am Dienstag Gerüchte über einen möglichen Verkauf ihrer Tochterbank in Russland zurück. “Wir haben keine Intention, die Raiffeisenbank Russland zu verkaufen”, teilte die österreichische Bank mit.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte zuvor berichtet, dass das Geldhaus einem Insider zufolge den Verkauf seiner Polen-Tochter abblasen und sich statt dessen von der Russland-Beteiligung trennen könnte.
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