10. Dezember: Messe München kauft CTT Moskau, Türkei-AKW gestoppt und russische Chemieindustrie mit Plus.
Am Donnerstag, den 10. Dezember 2015 in der Tagesübersicht Russlandgeschäft:
- Messe München kauft CTT Moskau,
- AKW-Bau durch Rosatom in der Türkei offenbar doch gestoppt,
- Russische Chemieindustrie mit Produktionsplus.
Messe München kauft CTT Moskau
Die Messe München hat gestern die Moskauer Baumaschinenmesse CTT gekauft. Das geht aus einer Pressemitteilung des Unternehmens hervor. Der Vertrag war gestern in Moskau im Beisein der bayrischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner unterzeichnet worden.
Die CTT ist nach Angaben der Messe München die fünftgrößte Baumaschinenmesse der Welt. Das Unternehmen selbst bezeichnet die Akquisition als „größte und bedeutendste“. Der bisherige Besitzer war die private russische Messegesellschaft Media Globe LLC.
“Mit diesem Zukauf werden wir auf Anhieb der viertgrößte ausländische Messeveranstalter in Russland und schaffen dort auch die Basis für die Etablierung weiterer Messeveranstaltungen“, sagte der Auslandsgeschäftsführer der Messe München Stefan Rummel.
Russland sei trotz der aktuell schwierigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen ein wichtiges Aussteller- und Besucherland für den Standort München, als auch ein wichtiger Absatzmarkt für die Bau- und Bergbaumaschinenbranche.
Alexey Striganov, der Besitzer von Media Globe, wird Partner der Messe München in Russland und bleibt als Gesellschafter in der neu gegründeten Firma. Diese Partnerschaft ermöglicht es der Messe München, auf ein bestehendes großes Netzwerk und Knowhow im russischen Markt zurückzugreifen.
Die Messe München habe damit bei den Baumaschinen-Messen weltweit einen Marktanteil von über 50 Prozent. Zu ihr gehört auch die weltgrößte Messe dieser Art, die “bauma” in München. Auch flächenmäßig ist sie die größte Fachmesse weltweit.
AKW-Bau durch Rosatom in der Türkei offenbar doch gestoppt
Der Konflikt zwischen der Türkei und Russland über den Abschuss einer russischen Militärmaschine hat weitere Auswirkungen. Der geplante Bau eines Atomkraftwerks in der Türkei durch Russland ist offenbar doch auf Eis gelegt. In der Sanktionsliste Russlands gegen die Türkei war das Großprojekt wider Erwarten nicht aufgeführt.
Rosatom hat nun dennoch die Bauarbeiten an dem Kraftwerk gestoppt. Der Vertrag sei allerdings noch nicht aufgelöst worden, heißt es. Dann würden nämlich hohe Konventionalstrafen fällig. Rosatom wollte sich nicht dazu äußern. Das Projekt hat einen Umfang von 20 Milliarden Dollar.
Die Türkei sieht sich aber bereits nach einem neuen Partner für den Bau um, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Russische Chemieindustrie mit Produktionsplus
Trotz der insgesamt schwierigen Lage der Industrie in Russland, die in den ersten drei Quartalen 2015 5,2 Prozent weniger produzierte als im Vorjahr, widersetzt sich die chemische Industrie diesem allgemeinen Trend (allerdings ist auch die Industrieproduktion in den letzten beiden Monaten wieder schwach gestiegen). Ihre Produktion ist in diesem Zeitraum um 6,5 Prozent gestiegen. Besonders dynamisch habe sich der Pharmasektor entwickelt (+12,2 Prozent), der immer stärker vor Importen geschützt werde, berichtet Germany Trade and Invest. Gerade für exportorientierte Unternehmen in der russischen Chemieindustrie seien die Bedingungen ideal.
Ebenfalls positiv spiele den Firmen die gestiegene Nachfrage nach Agrarchemikalien in die Hände, die durch die Förderung und Abschottung der russischen Landwirtschaft entstanden sei. Darüber lesen Sie auch im Ostexperte.de-Interview mit Jürgen König von Merck in Russland.
Russlands Agrarfirmen und Bauern könnten 2015 bis zu 60 Milliarden Rubel Pflanzenschutzmittel umsetzen, schätzt Andrasch Marfi, Key Account Manager bei der Kleffmann Group in Russland. 2014 waren es nur rund 40 Milliarden.
Probleme haben hingegen die Hersteller von Lacken und Farben wegen der schwierigen Lage der Baufirmen und Automobilproduzenten. Die Kosmetikhersteller leiden unter dem schwachen Rubelkurs und den niedrigeren Reallöhnen. Die Waschmittel-Hersteller haben hingegen mit der Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadnadsor zu kämpfen.