Schröder soll Chef des Rosneft-Aufsichtsrats werden

Gerhard Schröder soll Rosneft-Aufsichtsrat leiten

Gerhard Schröder soll im September 2017 in den Aufsichtsrat (“Board of Directors”) des Energiekonzerns Rosneft gewählt werden. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax könnte der SPD-Altkanzler sogar den Vorsitz des Gremiums übernehmen. Die Wahl findet im Zuge der Rosneft-Aktionärsversammlung am 29. September in Sankt Petersburg statt.

Wie aus einem Dokument der russischen Regierung hervorgehen soll, könnte Schröder im September an die Spitze des Rosneft-Aufsichtsrats gewählt werden. Demnach sei er ein „weltweit angesehener Politiker“, der sich im Energiebereich für „strategische Kooperationen zwischen Deutschland und Europa mit Russland“ engagiere, zitiert die Nachrichtenagentur Interfax.

Zudem besitze Schröder als Vorsitzender des Aktionärsausschusses der Nord Stream AG „exklusive Kompetenzen und Erfahrungen“ im Öl- und Gassektor, geht aus dem Dokument hervor. Derzeit wird der Rosneft-Aufsichtsrat vom ehemaligen Wirtschaftsminister Andrei Beloussow geleitet, der gleichzeitig Berater des russischen Präsidenten Wladimir Putin ist.

Merkel kritisiert Schröder

Für die Nominierung in den Rosneft-Aufsichtsrat musste der Altkanzler Kritik einstecken. „Ich finde das, was Herr Schröder macht, nicht in Ordnung“, sagte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz ging auf Distanz. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrej Melnyk, bezeichnete den Fall als „moralisch verwerflich“.

Nach einem Bericht von Spiegel Online wäre die Ernennung Schröders zum Aufsichtsrats-Chef ein „außergewöhnlicher Schritt“ für ein russisches Staatsunternehmen. Im Gegensatz zu einem normalen Posten im Aufsichtsrat sei der Vorsitz mit „deutlich mehr Einfluss“ und „einer höheren Vergütung“ verbunden. Letztere sei etwa 10% höher als das übliche Gehalt im Aufsichtsrat.

Teilweise sollen Aufsichtsrats-Chefs in Rosneft-Aktienpaketen bezahlt werden, berichtet der Spiegel. Wie aus Geschäftsberichten des Ölkonzerns hervorgeht, erhalten normale Mitglieder des Aufsichtsrats rund 500.000 US-Dollar pro Jahr. Hinzu kommen diverse Zuschläge, zum Beispiel für die Mitarbeit in Arbeitsgruppen. Im Jahre 2016 soll der Aufsichtsrat 27-mal getagt haben.

Allerdings weisen Medien daraufhin, dass die Mitglieder selbst nur fünfmal zusammentraten. Nach einem Bericht von Kommersant will die russische Führung einen Wechsel im Aufsichtsrat, um einen Konflikt zwischen Beloussow und Rosneft-Chef Igor Setschin zu regeln, der während eines Deals zum Erwerb des russischen Mineralölunternehmens Baschneft entstanden ist.

Rosneft im Streit um Baschneft

Auch ohne Schröder sorgt Rosneft derzeit für Schlagzeilen. Ein russisches Gericht entschied am vergangenen Mittwoch, dass der russische Mischkonzern Sistema rund 2 Milliarden Euro Schadensersatz an Rosneft bezahlen muss. Grund dafür ist der Rechtsstreit um eine angebliche Wertminderung im Zuge der Privatisierung des Energiekonzern Baschneft im Jahre 2009.

Zudem soll Rosneft die sozialistische Regierung in Venezuela mit Milliardenkrediten stützen. Wie aus Informationen der Nachrichtenagentur Reuters hervorgeht, soll bereits zwei Mal russisches Geld verwendet worden sein, um einen Zahlungsausfall in Venezuela zu verhindern. Dafür soll der russische Energiekonzern Beteiligungen an wichtigen Ölfeldern in Venezuela erhalten.

Titelbild
[toggle title=”Fotoquelle” open=”yes”]Steffen PrößdorfLandtagswahl Nds 2013 – Gerhard Schröder by Stepro IMG 9933, Size changed to 1040×585 px., CC BY-SA 3.0 DE