Wie leben die Menschen in einem russischen Dorf?
Ostexperte.de möchte jungen russischen Studenten, die Deutsch lernen, eine Möglichkeit geben, ihre sprachlichen Kompetenzen zu entwickeln. Im Rahmen dieses Projektes hat Nadeschda ein typisch russisches Dorf besucht und darüber einen Beitrag verfasst.
Russlands Hauptstadt Moskau ist vielen bekannt. Mit über 12 Millionen Einwohnern ist die Metropole schnell, laut und voller Energie. Im Gegensatz dazu ist Bobino, ein kleines Dorf, ziemlich still. Russland ist ohnehin für seine Extremen bekannt, auch was die Städtegröße angeht. Nur rund 650 Menschen wohnen im kleinen Dorf – einem vom 150.000 in Russland.
Bobino befindet sich in der Republik Baschkortostan. Dieses Gebiet liegt am Ostrand Europas, im Südural. Das Dorf liegt im Norden dieser Region und ist 1.500 Kilometer von Moskau entfernt.
Die nächste größere Stadt mit ca. 7.800 Einwohnern befindet sich 14 km von Bobino entfernt. Um einen Bahnhof zu finden, müssen 122 km zurückgelegt werden. In Bobino gibt es nur einen Kindergarten und eine Schule. Im Gegensatz zu einer Großstadt benutzen die Kinder ihre Handys sehr selten, weil sie die ganze Freizeit draußen verbringen. Aufgrund der Abgeschiedenheit und der kleinen Größe empfinden die Einwohner das Leben in Bobino als relativ ungefährlich.
Das Leben an sich ist im Dorf ziemlich schwer, da sehr viele Aufgaben auf einen Dorfbewohner zukommen. Man muss das Vieh weiden, die Technik reparieren, Wasser- und Stromprobleme lösen und sich um das Essen kümmern, da es wenige Supermärkte gibt. Man ist gezwungen, alles selbst zu machen. Zum einen gibt es im Dorf nicht genug Arbeitsplätze, zum anderen sind die Löhne sehr niedrig. Fast alle Einwohner betreiben Landwirtschaft, darunter Ackerbau sowie Vieh- und Bienenzucht.
Trotzdem wollen viele Einwohner das Dorf nicht verlassen. Das Leben in einer Gemeinschaft ist für die meisten das wichtigste Kriterium, um dort zu bleiben. Sie schätzen es sehr, dass sich alle gegenseitig unterstützen und gute Beziehungen zueinander pflegen. In einem Dorf wie Bobino wird die russische Tradition gelebt und gut bewahrt. Nicht zuletzt erfreut die wunderschöne und unberührte Natur das Herz der Dorfbewohner.
Zum Brotbacken oder Zubereitung von Mahlzeiten benutzen viele einen Ofen. Er dient zudem als Heizung in kalten Wintertagen. Es ist zwar nicht üblich, dennoch kommt es vor, dass Menschen auf einer Art Holzpritsche schlafen. In Russland werden solche Schlafmöglichkeiten als „Polati“ bezeichnet. Die Bretter werden zwischen Ofen und Wand positioniert. Zwei Menschen können dort im Winter schlafen. Dank des Ofens bleibt der Schlafplatz immer warm.