Mord an Separatistenführer erschwert Friedensprozess
Der Anführer der selbsternannten “Volksrepublik Donezk” (DVR), Alexander Sachartschenko, war am Freitag bei einer Bombenexplosion in einem Café in der Innenstadt von Donezk getötet worden. Viele fragen sich: Wie geht es nun weiter?
Am Sonntag fand in Donezk eine Trauerfeier für den getöteten Separatistenführer statt. Der 42-Jährige hatte seit August 2014 den Vorsitz der DVR inne. Die ostukrainischen Gebiete Donezk und Lugansk hatten damals ihre Unabhängigkeit von der Ukraine erklärt.
Sachartschenko gehört zu den Unterzeichnern des Minsker Friedensabkommens. Den Vertrag hatten Frankreich, Deutschland, Russland und die Ukraine 2015 ausgehandelt. Russlands Regierung schließt nach dem Anschlag derzeit weitere Ukraine-Gespräche aus.
Russischer Geheimdienst vs. ukrainischer Geheimdienst
Über seinen Tod ranken sich viele Gerüchte: Eines davon lautet, dass der russische Geheimdienst den Mord ausgeführt habe, weil Sachartschenko nicht der Linie des Kremls folgen wollte. Er galt als Hardliner, der die Interessen eines unabhängigen Donbass vor die Ziele Moskaus stellte. Russland dagegen sieht die Ukraine in der Verantwortung. „Es ist unmöglich, über künftige Treffen im Normandie-Format zu sprechen, wie dies viele unserer europäischer Partner wünschten“, erklärte Außenminister Sergej Lawrow gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax. Das Attentat sei “eine offene Provokation, um die Minsker Vereinbarungen zu torpedieren“.
Auch Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte, Sachartschenkos Tod erschwere den Friedensprozess in der Ostukraine und führe zu Spannungen. Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin sagte, die Minsker Friedensvereinbarungen seien nun völlig sinnlos.
Der ukrainische Geheimdienst dagegen vermutet, der Separatistenführer sei einem Konflikt zwischen „Terroristen und ihren russischen Unterstützern“ zum Opfer gefallen. Neben Sachartschenko seien laut Donezker Behörden eine weitere Person getötet und 11 Menschen verletzt worden. Die Regierung in Kiew weist jegliche Schuld von sich.
Putin nennt Sachartschenko „wahren Volksführer“
Russlands Präsident Wladimir Putin sagte am Freitag nach dem Attentat, Sachartschenko sei ein „wahrer Volksführer“ und ein „mutiger und entschlossener“ Mensch gewesen. Die Verantwortlichen, die „den Weg des Terrors, der Gewalt und der Einschüchterung gewählt“ hätten, seien nicht an einer „friedlichen und politischen Lösung des Konflikts“ in der Ostukraine und einem „echten Dialog“ mit den Bewohnern interessiert gewesen, so Putin.