Russland: Exporte wachsen doppelt so stark wie Importe

Russischer Handelsbilanzüberschuss um die Hälfte gestiegen

Die Ausfuhr wuchs gut doppelt so stark wie die Einfuhr

Die Erlöse der russischen Wirtschaft im Ausland sind kräftig gestiegen. Im ersten Halbjahr 2018 war der Wert der Warenausfuhr in US-Dollar gut ein Viertel höher (+ 26,9 Prozent) als im Vorjahreszeitraum. Die Einfuhr wuchs gleichzeitig nur knapp halb so stark (+ 12,9 Prozent). Damit erhöhte sich Russlands Überschuss im Warenhandel um rund 52 Prozent auf rund 91 Milliarden Dollar.

Diese Ergebnisse der Zahlungsbilanzsstatistik der Zentralbank veröffentlichte auch das Statistikamt Rosstat in seinem Bericht zur Entwicklung des russischen Außenhandels im Juni und im ersten Halbjahr am 23. August.

Die Economic Expert Group des russischen Finanzministeriums stellte in ihrem Ende August erschienenen monatlichen Konjunkturbericht die Entwicklung der Warenausfuhren (hellblaue Linie) und der Wareneinfuhren (dunkelblaue Linie) in folgender Abbildung dar:

Warenexporte und -importe Russlands seit 2003
Vierteljahrswerte in Milliarden US-Dollar; unbereinigte und saisonbereinigte Werte;

Import- Exportentwicklung
Quelle: Economic Expert Group des russischen Finanzministeriums; Economic Review August 2018; 29.08.2018, Seite 46

Die Abbildung zeigt: Der Rückgang der russischen Ausfuhrerlöse, die sich mit dem Ölpreiseinbruch von 2014 bis Anfang 2016 mehr als halbierten, ist trotz der kräftigen Erholung bisher erst zu rund zwei Dritteln ausgeglichen.

Der Rosstat-Bericht bietet außerdem auf der Basis der russischen Zollstatistik Daten zur Entwicklung des Außenhandels nach Warengruppen und nach Handelspartnerländern. Zu beachten ist dabei, dass die Angaben der Zollbehörde geringfügig von denen der Zahlungsbilanz der Zentralbank abweichen.

Uns hat besonders interessiert:

  • Wie stark ist der Anteil der Energieträger an der Ausfuhr gestiegen?
  • Wie hat sich der Anteil von Maschinen und Ausrüstungen am russischen Export entwickelt?
  • Welches Gewicht hat Deutschland als Handelspartner Russlands?

Energielastigkeit der Ausfuhr hat sich hauptsächlich preisbedingt erhöht

Der Anteil von Energieträgern und Kraftstoffen an den Ausfuhrerlösen hat sich laut Zollstatistik im ersten Halbjahr etwas erhöht. Er stieg auf 63,9 Prozent (Januar bis Juni 2017: 62,6 Prozent). Wertmäßig stiegen die Exporte von Energie und Kraftstoffen um 29,3 Prozent, Hintergrund dafür ist der Anstieg des Rohölpreises. Urals-Öl war im ersten Halbjahr mit 68,8 Dollar je Barrel rund 37 Prozent teurer als im Vorjahreszeitraum (50,3 Dollar/Barrel).

Mengenmäßig erhöhte sich die Ausfuhr von Energie und Kraftstoffen um 3,4 Prozent. Zugenommen haben dabei unter anderem die Ausfuhr von Kohle (+ 9,5 Prozent) und Erdgas (+ 7,0 Prozent). Die Rohölexporte nahmen im ersten Halbjahr hingegen um 1 Prozent von 127,5 Millionen Tonnen auf 126,3 Millionen Tonnen ab. Die Ausfuhr von Mineralölproduktien sank um 3,1 Prozent. Das berichtet die Economic Expert Group des Finanzministeriums.

Anhaltende Exportschwäche Russlands bei Maschinen und Ausrüstungen

Die Erlöse der russischen Wirtschaft aus der Ausfuhr von Maschinen und Ausrüstungen stiegen im ersten Halbjahr zwar auch kräftig (+ 14,9 Prozent), aber nur gut halb so stark wie die Exporte insgesamt. Ihr Anteil an den gesamten Ausfuhren sank deswegen von 6,4 auf 5,8 Prozent.

Die Exportschwäche der russischen Wirtschaft in dieser Warengruppe wird besonders deutlich, wenn man nur die Ausfuhren in Länder außerhalb der früheren Sowjetunion berücksichtigt. Bei der Ausfuhr in Staaten, die nicht zur „Gemeinschaft unabhängiger Staaten“ (GUS) gehören, ging der Anteil der Ausfuhr von Maschinen und Ausrüstungen von 4,9 Prozent auf 4,4 Prozent zurück. Deutlich höher ist der Anteil dieser Warengruppe bei den russischen Lieferungen in die GUS-Staaten. Aber auch hier sank ihr Anteil auf 16,1 Prozent (Jan. bis Juni 2017: 16,4 Prozent).

Deutscher Anteil am russischen Außenhandel auf fast 9 Prozent gestiegen

Im ersten Halbjahr 2018 erhöhte sich Deutschlands Anteil am Außenhandelsumsatz Russlands (also der Summe von Aus- und Einfuhr) auf 8,9 Prozent (1. Halbjahr 2017: 8,6 Prozent). Auf die EU insgesamt entfielen 43,8 Prozent des Außenhandelsumsatzes. Deutschland blieb vor den Niederlanden (7,0 Prozent) wichtigster Handelspartner Russlands in der EU.

Demgegenüber sank der Anteil der USA am russischen Außenhandel von 3,9 auf 3,6 Prozent. Er ist also nur rund halb so hoch wie der Anteil der Niederlande.

Weltweit wichtigster Handelspartner Russlands ist mit weitem Abstand China. Sein Anteil am russischen Außenhandel stieg von 14,2 Prozent auf 15,2 Prozent. Russlands Handelsumsatz mit China war im ersten Halbjahr 2018 mit 50 Milliarden Dollar rund 30 Prozent höher als im ersten Halbjahr des Vorjahres.

Deutschland war Russlands zweitgrößter Handelspartner mit einem Handelsumsatz von rund 29 Milliarden Dollar (+ 25,3 Prozent).

Das russische Wirtschaftsministerium hat Ende August die Entwicklung des Handelsumsatzes mit den fünf größten Handelspartnern Russlands (China, Deutschland, Niederlande, Belarus bzw. Kasachstan, Türkei) in der folgenden Abbildung dargestellt. Sie zeigt die wertmäßige Entwicklung (in Milliarden Dollar) und die mengenmäßige Entwicklung (in Millionen Tonnen).

TOP-5 Handelspartner Russlands im ersten Halbjahr 2018

Top 5 Partner
Quelle: Russisches Wirtschaftsministerium: Außenhandelsergebnisse im ersten Halbjahr 2018; 28.08.2018

Wo man Informationen zur Entwicklung der russischen Handels- und Zahlungsbilanz findet

Angaben zur Entwicklung von Zahlungsbilanzen und Warenhandel weisen oft Differenzen auf. Das gilt nicht nur wenn man zum Beispiel amtliche russische Angaben mit Veröffentlichungen von Stellen in Deutschland, der EU oder von internationalen Wirtschaftsorganisationen vergleicht. Deswegen hier einige Hinweise, welche Veröffentlichungen in Russland zur Entwicklung des Außenhandels und der gesamten Zahlungsbilanz regelmäßig erscheinen.

Bereits rund eine Woche nach Abschluss des zweiten Quartals veröffentlichte die russische Zentralbank ihre erste Schätzung zur Entwicklung der Zahlungsbilanz im zweiten Quartal. Das Gaidar-Institut nahm dazu Ende Juli in einem Monitoring-Bericht Stellung (der Mitte August auch in englischer Sprache erschien).

Anfang August veröffentlichte die Zentralbank vorläufige Daten zur Entwicklung der Handelsbilanz im Juni. Auch die russische Zollbehörde legte ihre monatliche Statistik zum Warenhandel vor (die etwas von den Zentralbank-Daten abweicht).

Am 23. August veröffentlichte das Statistikamt Rosstat auf der Basis der Zahlungsbilanz der Zentralbank und der Zollstatistik seinen monatlichen Bericht zur Entwicklung des russischen Außenhandels für Juni und das erste Halbjahr. Er bietet auch Tabellen zur Entwicklung des Außenhandels nach Warengruppen und Handelspartnern.

Das russische Wirtschaftsministerium erstellte dazu Ende August ein Datenblatt mit zahlreichen Abbildungen. Die Economic Expert Group des Finanzministeriums analysierte die Entwicklung in einem Kapitel ihres monatlichen Konjunkturberichts.

Wie sich der Handel Deutschlands mit Russland entsprechend den Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes entwickelt, berichtet monatlich der OAOEV.

Quellen und Lesetipps zu Außenhandel und Zahlungsbilanz Russlands

Eurostat-Informationen zum Handel der EU mit Russland

Titelbild
Quelle: Pixabay.com[/su_spoiler]