Manieren und Bräuche der Russen Teil 5 von 5 – Arbeitsweise in Russland

Arbeitsweise in Russland

Wenn Sie für ein Unternehmen in Russland verantwortlich sind, denken Sie an die russischen Feiertage und legen Sie keine wichtigen Termine auf Anfang Januar oder Anfang Mai. Die Menschen in Russland feiern gerne ausgiebig und brauchen daher meist etwas mehr Zeit, um nach den Feiertagen zum normalen Arbeitsrhythmus zurückzukehren.

In Russland arbeitet man etappenweise. Ein stetiges und kontinuierliches Arbeiten erscheint Vielen aufgrund seines monotonen Charakter zu ermüdend. Regen Sie sich deshalb nicht auf, über die zahlreichen Pausen zum Tee trinken, Rauchen und Plaudern. Versuchen Sie nicht, einen starren Zeitplan durchsetzen – Russen haben eine besondere Beziehung zum Zeitmanagement und werden Wege finden, ihren Zeitplan zu missachten oder an dem Mangel an Freiheit erkranken. Es wäre effizienter, sie mit Ideen und enthusiastischer Teamarbeit zu inspirieren. Die “geselligen Pausen“ dienen der Aufrechterhaltung freundschaftlicher Beziehungen innerhalb einer Arbeitsgruppe und sind in diesem Land die Grundlage einer guten Arbeitsatmosphäre. Beachten Sie dabei, dass die Russen Kollektivisten sind.

Sind Sie gerade dabei, das Arbeiten in Russland aufgegeben zu wollen? Werfen Sie stattdessen lieber einen Blick auf die Vorteile. Russen werden mit einer Vielzahl von Aufgaben fertig, sogar wenn einige davon außerhalb ihres Verantwortungsbereiches liegen – und sind so stolz auf ihre Geschicklichkeit und zufrieden mit ihrem Erfolg, dass Sie auf reichlich Komplimente setzen können, anstatt die verdiente Prämie auszuzahlen.

Auf der Straße sitzen! – Na dorozhku!

Leisten Sie besser keinen Widerstand, wenn Sie dazu aufgefordert werden, sich vor einer Reise für einen Moment hinzusetzen, sogar wenn Sie in Eile sind und Ihren Flug verpassen könnten. In Russland glaubt man daran, dass es notwendig ist, sich für eine Weile auf die Straße zu setzen (“na dorozhku!”) um anschließend glücklich und heil anzukommen.

Es ist eine langjährige, im Aberglauben wurzelnde Gewohnheit, die auf heidnische Bräuche aus der Zeit der Alten Rus zurückgeht. Auf den Glauben an gute und böse Geister, die die Welt beherrschten. Es gab  eine Vielzahl an Ritualen, um die guten Geister einzuladen und die Bösen zu vertreiben.

Das vorhin genannte Ritual wurde ausgeführt, um die heimischen Geister zu täuschen, damit sie einem nicht auf den Weg folgen. Die Geister, so glaubte man, würden denken, dass eine Person, die auf der Straße sitzt, sich nirgendwohin aufmacht und sich daher nicht an sie klammern. Machte man sich hingegen spontan auf den Weg ohne vorher eine Sitzpause einzulegen, so würde man sein Ziel nicht erreichen.

Wenn eine Person jedoch noch einmal ins Haus zurückkehrt, weil sie etwas vergessen hat, so durchschauten die Geister den Täuschungsversuch und legten dem Betreffenden auf seiner Reise Steine in den Weg.

Die meisten Russen wissen heute nichts mehr über die ursprüngliche Bedeutung dieses alten Brauches, und doch bleibt die Tradition weit verbreitet. Ohnehin ist es nach der Aufregung des Koffer packens ratsam, sich erst einmal hinzusetzen und bis zehn zu zählen, um zur Ruhe zu kommen und seine Gedanken zu sammeln.

Und wer weiß – vielleicht kommt Ihnen eine gute Eingebung oder Sie erinnern sich wieder an das, was Sie vergessen hatten einzupacken.

Sonst können Sie diese Pause auch für ein Gebet zur sicheren und glücklichen Reise nutzen.

Quelle: Übersetzt nach www.russia-ic.com

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