Kasachstan auf der „Bazaar Berlin“ 2023

Der „Bazaar Berlin“ ist seit mehr als 60 Jahren Deutschlands wichtigste internationale Verkaufsmesse für Kunsthandwerk, Design, Naturwaren sowie fair gehandelte und sozial produzierte Erzeugnisse. Vom 8. bis 12. November konnten die Besucherinnen und Besucher in ferne Welten eintauchen, als es wieder hieß: „Einkaufen wie im Urlaub“.

von Christian Grosse 

Die traditionsreiche Verkaufsmesse begeistert jedes Jahr aufs Neue ihre treue, stetig wachsende Fangemeinde. Peru, Kasachstan, Marokko, Tansania und Indien in fünf Tagen? Dies funktio- niert nur beim „Bazaar Berlin“.  

Hochwertige landestypische Einzelstücke aus aller Welt und mit einer beson- deren Geschichte. Aber auch lokal und regional hergestellte Produkte, Re-Use, Recycling und Upcycling gehören zum festen Messerepertoire. Die Besucher bekommen etwas, was es nicht überall zu kaufen gibt – ein besonderes Produkt mit einer besonderen Geschichte. 

Doch „Bazaar Berlin“ ist mehr als nur das. Es ist gleichzeitig eine Verkaufsmesse mit verantwortungsvoller Mission. Soziale Verantwortung ist ein wichtiges Anliegen der traditionsreichen Veranstaltung. Mit der Themenwelt FAIR & SOCIAL unterstreicht der „Bazaar Berlin“ die Bedeutung eines bewussten und sozial gerechten Konsums.

Foto: Christian Grosse

Dieser Messebereich vereint sowohl fair gehandelte Waren von internationalen Unternehmen und Organisationen als auch Erzeugnisse von Werkstätten mit sozialem Hintergrund. Die Glaubwürdigkeit wird durch ein unabhängiges Fachgremium gewährleistet, das über die Zulassung entscheidet.

In diesem Jahr waren auf dem „Bazaar Berlin“ fünf Themenwelten vertreten:

Der WORLD MARKET, mit dem Motto „Einzigartiges aus aller Welt“, eröffnete den Besucherinnen und Besuchern eine aufregende Einkaufs- und Erlebniswelt. Er ist Marktplatz der Kulturen, Ort der Begegnung und des kulturellen Aus- tauschs. Hier begeistern Hersteller und Händler mit Meisterlichem und Außer- gewöhnlichem aus aller Welt: Trommeln aus Afrika, Stoffe aus Asien, Winter- mode aus Südamerika, Spezialitäten aus Europa, Schmuck aus Australien und vieles mehr.

Im Bereich NATURAL LIVING mit dem Motto „Einklang mit der Natur“, drehte sich alles um das körperliche und seelische Wohlbefinden. Hier wurden nach- haltige und ökologische Produkte sowie Dienstleistungen angeboten, die für Gesundheit, Entspannung und Entschleunigung sorgen: von gesunder Ernäh- rung, über Naturkosmetik und Naturtextilien, bis hin zu Ayurveda-und Wellnessprodukten.

Foto: Christian Grosse

Kasachische Kopfbedeckungen

Die Themenwelt FAIR & SOCIAL mit dem Motto „Gerechtes Handeln verbindet“, präsentierte eine umfassende Palette an fair gehandelten und sozial produzierten Waren, von sowohl international agierenden Unternehmen und Organisationen, als auch von lokalen Werkstätten mit sozialem Hintergrund. Die Natürlichkeit der Materialien und die Sorgfalt der Verarbeitung spielen eine ebenso wichtige Rolle wie die Nachhaltigkeit der Produktion und faire Arbeitsbedingungen

Ausgefallenes Design, individuelle Mode, Schmuck und Accessoires fanden in der Themenwelt ART & STYLE, Motto „Das Besondere im Fokus“, das perfekte Ambiente. Designerinnen und Designer präsentierten ihre qualitativ hochwertigen Produkte aus dem gehobenen Lifestyle-Segment in einem edlen Rahmen.

Die Themenwelt WINTER AT HOME mit dem Motto „Stimmungsvolles Ambiente“ stimmte mit ihrem breit gefächerten Angebot an Dekorativem und Stilvollem auf die bevorstehende Adventszeit ein. Die Produktpalette reichte von Wohnaccessoires über Dekorations- und Geschenkideen bis hin zu köstlichen Leckereien und weihnachtlichen Spezialitäten.

Mitarbeiterinnen der Marken „Amanat Eco Group“ und „Talapai“. Foto: Christian Grosse

In diesem Jahr war auch die Republik Kasachstan mit einem 90 m2 großen Stand auf der „Bazaar Berlin“, mit der Unterstützung von „Kazakh Tourism“, vertreten. „Kazakh Tourism“ ist der Markenmanager des Landes im Bereich Tourismus, eine Tochtergesellschaft des Ministeriums für Tourismus und Sport.

Ein durchdachtes Design der Standfläche, wie auch ein buntes Portfolio an Messeteilnehmern, machte den Stand zu einem wahren Anziehungspunkt für Gäste aus aller Welt. Unter anderem auch, weil es am Stand kasachische Leckerbissen, wie Samsa oder Baursak, zu verkosten gab.

Insgesamt gab es am Stand von Kasachstan neun Teilnehmer mit unterschiedlichsten kasachischen Besonderheiten, von denen einige hier vorgestellt werden:

Präsentiert hatte sich die Marke „Talapai“, die nationale Spiele im ethnischen Stil vorstellte. Ihre Besonderheit ist, dass es sich nicht nur um reine Designspiele handelt. Gleichzeitig soll das Spiel logisches und strategisches Denken sowie motorische Fähigkeiten fördern.

Foto: Christian Grosse

Traditionelle Mode aus Kasachstan

Die Werkstatt „ASSYLMURA“ stellte moderne handgefertigte Kleidung im ethnischen Stil her. Die Kleidung ist eine Kombination aus feinem Filz und natürlicher Seide. Sie ist schick, funktionell und bequem, nicht kapriziös im Tragen, und findet weltweit große Anerkennung.

Das Unternehmen „Amanat Eco Group“ produziert seit vielen Jahren Corporate Eco-Shopper, Designertaschen und Kleidung unter der Marke AMANAT. Die Marke AMANAT ist ein Familienunternehmen, bei dem es vor allem darum geht, das Erbe der Vorfahren zu bewahren und es durch Modernität an die nächste Generation weiterzugeben.

Die Handelsmarke ALEX HARTUNG (die Vorfahren des gleichnamigen Besitzers kamen aus Deutschland), konzentriert sich auf die Herstellung von hochwertigen Ledertaschen und Accessoires in Karaganda. Der Verkauf findet hauptsächlich Online in den GUS-Ländern, Europa und den USA statt. Das Ziel der Marke ALEX HARTUNG ist es, in Europa mit Präsenz vor Ort den Bekanntheitsgrad zu steigern.

Familie Hartung am Bahnhof von Shitouhetzi / China. Foto: Alex Hartung

Der Weg der Familie Hartung nach Kasachstan war spektakulär. Die deutsche Familie Hartung kam im 18. Jahrhundert nach Russland. Der Urgroßvater Alexander und die Urgroßmutter Ella lebten bis 1919 in Moskau. Dann zogen sie für zwei Jahre nach Osten und kamen 1921 in China, in der russischen Stadt Harbin, an. Der Großvater Kirill wurde 1915 in Moskau geboren. Seine Schwester Olga im Jahr 1916. Die Familie lebte in Harbin und in einem kleinen Bahnhof namens Shitouhetzi (siehe Foto). Im Jahr 1946, nach dem Zweiten Weltkrieg, wurde Kirill vom NKWD als Vaterlandsverräter, er war 4 Jahre alt, ins Gefängnis in Vorkuta, Russland, gebracht. Danach wurde er nach Kasachstan ins Karlag-Gefängnis verlegt. Seine Familie wusste nicht, dass er noch am Leben war. Erst 1956 wurde er freigelassen und seine Mutter, seine Schwester und seine Braut Anna reisten zu ihm von China nach Kasachstan.

Modelabel ALEX HARTUNG mit Gründer Alex Hartung und Familie. Foto: Christian Grosse

Schmuck des Künstlers und Juweliers Serzhan Bashirov wurden ebenfalls auf dem Stand von Kasachstan präsentiert. Serzhan Bashirov erhielt eine Einladung von einer Kunstgalerie in Berlin, seine Produkte auf einer Messe auszustellen.

Die Marke „Adelcheid“, deren Visitenkarte die Schmetterlingsbroschen sind, die aus Leder und Pelz hergestellt werden, fand regen Anklang. Ihre Besonder- heit ist, dass sie wie lebende Insekten aussehen, ihre Färbung, Form und kleine Details wiederholen. Das Sortiment der Marke umfasst verschiedene Schmuck- stücke: Ohrringe, Anhänger, Ringe, aber immer mit einem Sinn für Realismus und die Stimmung der lebendigen Natur.

Zu erwähnen wäre noch das Label ABAI, eine Bekleidungsfabrik aus Karaganda, die primär Outdoorkleidung vorgestellt hat.

Traditioneller Schmuck aus Kasachstan. Foto: Christian Grosse
„Tomiris“ von Assel Sabyrzhakyzy (Assolyaa)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein besonderes Augenmerk vieler Gäste richtete sich auf zwei Teppiche / Kunstwerke, die von der bekannten Nachwuchskünstlerin Assel Sabyrzhakyzy (Assolyaa) angefertigt wurden. Dabei handelt es sich um sogenannte „Paintings on the carpet“. Die talentierte Künstlerin, die mehrfach mit Preisen ausgezeich- net wurde, und in den sozialen Medien wie TikTok oder Instagram ein Star geworden ist (ihre Videos werden zwischen 2 bis 6 Millionen Mal aufgerufen), hat sich auf Frauen der Geschichte von Kasachstan konzentriert.

Dabei handelt es sich um Porträts von Königinnen der Großen Steppe und Amazonen, wie beispielsweise „Tomiris“, die auf Teppiche gemalt wurden. Orientalische Ornamente sind in das Gewebe der Vision der Künstlerin eingewoben.

Am zweiten Tag des „Bazaar Berlin“ gab es rege Aktivitäten am Stand von Kasachstan. Zum einen besuchte die Botschafterin der Republik Kongo, I. E. Edith Laure Antoinette Itoua, den Stand von Kasachstan, um sich direkt vor Ort einen Eindruck kasachischer Qualitätsprodukte zu verschaffen.

Zum anderen gab es einen weiteren hochrangigen Besuch am Stand von Kasachstan von einer Delegation von „Willkommen in Berlin“ mit der Präsidentin Katja Heusel. Dies ist der einzige Diplomatenclub Deutschlands beim Auswärtigen Amt, aktuell unter der Schirmherrschaft der Staatssekretärin des Auswärtigen Amts, Susanne Baumann. Der Club hat ca. 300 Mitglieder aus weit über 100 Ländern. Für diese Delegation wurde exra spontan eine kleine Modeshow organisiert, die sich auch bei den vielen umstehenden Gästen großer Beliebtheit erfreute.

Gruppenfoto mit Ausstellenden, Mitte: Sholpan Shynassylova – Gesandte der Botschaft von Kasachstan, I. E. Edith Laure Antoinette Itoua – Botschafterin der Republik Kongo, Katja Heusel – Präsidentin „Willkommen in Berlin“, vorne links: Irina Nechaeva – „Kazakh Tourism“. Foto: Christian Grosse
Titelbild
Quelle: Christian Grosse