Diese sieben Kandidaten fordern Putin heraus

Wahl in Russland: Diese 7 Kandidaten fordern Putin heraus

Am 18. März 2018 findet in Russland die Präsidentschaftswahl statt. Nach Angaben des Tagesspiegels hat Präsident Wladimir Putin derzeit sieben Herausforderer. Laut Kritikern soll der Wahlkampf wie ein Wettbewerb wirken, um eine größere Beteiligung zu erzielen. Ostexperte.de hat zusammengestellt, wer diese sieben Kandidaten sind. 

Boris Titow

Boris Titow
Boris Titow. Quelle: kremlin.ru

Boris Titow ist Chef der Wachstumspartei, die für Marktwirtschaft und liberale Reformen steht. Seit 2012 ist er Beauftragter des Präsidenten für Unternehmerrechte.

Titow absvolvierte sein Studium der internationalen Wirtschaft am Moskauer Institut für Internationale Beziehungen (MGIMO). Im Anschluss arbeitete er als Übersetzer in Peru und im Öl-Export. Ab 1989 leitete er den Chemie-Bereich des russisch-niederländischen Konzerns Ural. Der Milliardär ist zudem auf einem weiteren Gebiet aktiv: Er ist Inhaber der Sekt- und Wein-Kellerei Arbrau-Durso, die auch den Kreml beliefert.

Der 56-Jährige ist ehemaliger Vorsitzender des Unternehmerverbands „Delowaja Rossija“ und führt heute den russischen Think-Tank „Stolypin Club“. Dieser hat im März dieses Jahres ein Reformpaket für Russland ausgearbeitet. Das beweist, dass Titow auf fundierte Kenntnisse und Erfahrung zurückgreifen kann.

Vadim Dumes, Wirtschaftskorrespondent der Moscow Times, schreibt über Titows Kandidatur: „Obwohl er kein ernsthafter Konkurrent für Wladimir Putin ist, könnte die Teilnahme des Ombudsmannes an den Wahlen dringende wirtschaftliche Fragen in den Vordergrund des Wahlkampfes bringen.“

Laut eigener Aussage tritt der Politiker zur Wahl an, damit Geschäftsleute im Wahlkampf repräsentiert sind. Wie der Tagesspiegel meint, sei die Kandidatur mit dem Kreml abgestimmt.

Alexei Nawalny

Alexei Nawalny
Alexei Nawalny. Quelle: IlyaIsaevАлексей Навальный, Size changed to 1040x585px., CC BY-SA 3.0.

Im Dezember 2016 verkündete Alexei Nawalny seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2018. Er startete eine Spendenkampagne und eine Online-Kampagne für freiwillige Helfer.

Der 41-Jährige, der als gefährlichster Konkurrent von Präsident Wladimir Putin gilt, hatte im März und im Juni landesweite Demonstrationen gegen die Regierung und Korruption organisiert.

Für die Protesteaktionen war Nawalny im Juni festgenommen und verurteilt worden. Nach 25 Tagen durfte er das Gefängnis wieder verlassen. Ende September wurde er erneut verhaftet und verurteilt, weil er mit Versammlungsaufrufen gegen das Gesetz verstoßen haben sollen. Er hatte an Putins 65. Geburtstag zu Protestkundgebungen in russischen Städten aufgerufen. Nach seiner Freilassung hat Nawalny den Wahlkampf wieder aufgenommen.

Seine Zulassung zur Wahl steht aber in Frage: Die Wahlkommission hatte seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl aufgrund einer fünfjährigen Bewährungsstrafe wegen Veruntreuung zurückgewiesen.

Nawalny hat eine eigene Website und einen YouTube-Kanal. 2011 gründete er die Nichtregierungsorganisation „Fonds zur Korruptionsbekämpfung“, die staatliche Korruption dokumentiert und öffentlich macht. Bei der Bürgermeisterwahl in Moskau im September 2013 erzielte Nawalny 27 Prozent der Stimmen. Seit November 2013 ist er Vorsitzender der Fortschrittspartei.

Xenia Sobtschak

Xenia Sobtschak will gegen Wladimir Putin kandidieren
Xenia Sobtschak. Quelle: Evgeniy Isaev from Moscow, Russia, Kseniya Sobchak (7174599660), Size changed to 1040x585px., CC BY 2.0.

Xenia Sobtschak gab in einem Videoclip auf YouTube bekannt, dass sie zur Wahl antritt. Die 36-Jährige Journalistin zeigt sich als Protestkandidatin: Junge Leute, die 18 Jahre alt seien und erstmalig das Wahlrecht wahrnehmen dürften, sollten eine Alternative zur bisherigen Politik haben, erklärte Sobtschak.

Bevor Sobtschak Journalistin wurde, war sie als TV-Star und Glamour-Girl bekannt und hatte den Ruf als „russische Paris Hilton“. Seit 2010 positioniert sie sich als liberale Regierungskritikerin. 2012 übernahm sie eine Talkshow beim oppositionellen Internetsender Doschd.

Kritiker vermuten, dass ihre Kandidatur eine vom Kreml organisierte Opposition sei. Laut Handelsblatt soll Sobtschak die jungen Liberalen Russlands vereinen und damit eine Alternative zu Nawalny stellen. Die Wahlkampagne der 36-Jährigen darf im staatlichen Fernsehen stattfinden.

Jekaterina Gordon

Katja Gordon
Jekaterina Gordon. Quelle: Sasha Kristy (https://www.instagram.com/sasha_kristy), Katya Gordon, Size changed to 1040x585px., CC BY-SA 3.0.

Zwei Wochen, nachdem Xenia Sobtschak ihre Kandidatur bekannt gab, verkündete auch Jekaterina Gordon ihren Antritt zu Wahl. Im Gegensatz zu Sobtschak sei sie aber keine Vertreterin des Glamours.

Die 37-jährige ist TV-Moderatorin, Musikerin und alleinerziehende Mutter. Außerdem leitet sie eine eigene Anwaltskanzlei, die auf Familienrecht spezialisiert ist. Ihren Einsatz für Kinder und Frauen verdeutlicht sie auch mit ihrer Wahlkampf-Website, die „Gordonsabab“ heißt – „Gordon für Frauen“.

Gordon ist sich ihrer Sache sicher: „Ich weiß, wie unser Rechtssystem in der Praxis funktioniert. Wir sind ein Land alleinstehender Frauen, für die sich niemand einsetzt“.

Gleichzeitig distanzierte sie sich vom Kreml. Sie werde wahrscheinlich die einzige Kandidatin sein, die nicht vom Kreml genehmigt wurde. Gordon ist parteilos und muss 300.000 Unterschriften sammeln, um sich als unabhängige Kandidatin registrieren zu lassen.

Wladimir Schirinowski

Wladimir Schirinowski
Wladimir Schirinowski. Quelle: Jürg Vollmer / MaiakinfoWladimir Schirinowski, Size changed to 1040x585px., CC BY-SA 3.0.

Wladimir Schirinowski ist Gründer und Parteivorsitzender der Liberal-Demokratischen Partei Russlands (LDPR), einer russisch-nationalistischen Partei. Wie der Tagesspiegel meint, wird Schirinowski 2018 zum sechsten Mal erfolglos zur Präsidentenwahl antreten.

Das Studium der Turkologie absolvierte Schirinowski an der Lomonossow-Universität Moskau. Nebenher studierte er Internationale Beziehungen und im Fernstudium Jura und war anschließend als Anwalt tätig.

Sprache und Ideologie des Politikers sind von demagogischen Theorien, Populismus und Antisemitismus geprägt. Nach dem Anschluss der Krim an Russland schickte er den Regierungen Polens, Rumäniens und Ungarns ein Schreiben, in dem er eine Aufteilung der Ukraine zwischen Russland und den drei Ländern vorschlug.

Gennadi Sjuganow

Genadij Sjuganow
Gennadi Sjuganow. Quelle: SvklimkinЗюганов Геннадий Андреевич, Size changed to 1040x585px., CC BY-SA 4.0.

Der 73-jährige Gennadi Sjuganow ist Chef der Kommunistischen Partei. Seit 1993 ist er Mitglied in der Duma. Er trat bereits bei den Präsidentschaftswahlen 1996, 2000, 2008 und 2012 an. Bei der Präsidentenwahl im kommenden Jahr will er es erneut versuchen.

Nach Abschluss der Schule arbeitete Sjuganow kurzzeitig als Lehrer. 1962 schrieb er sich an der Staatlichen Universität Orjol für die Fächer Mathematik und Physik ein. Seinen Militärdienst leistete er bei der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. 1966 trat er in die KPdSU ein und war im Komsomol aktiv. Nach der Auflösung der KPdSU war er einer der Gründer der neuen Kommunistischen Partei der Russischen Föderation (KPRF). Seit dem 14. Februar 1993 ist er ihr Vorsitzender.

Grigori Jawlinski

Grigorij Jawlinskij
Grigori Jawlinski. Quelle: Karina Gradusova, Григорий Алексеевич Явлинский, Size changed to 1040x585px., CC BY-SA 2.0.

Auch der Chef der Oppositionspartei Jabloko, Grigori Jawlinski, will sich zur Wahl stellen lassen. Er wurde 1952 in Lemberg in der Ukraine geboren. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften arbeitete er in einem Forschungsinstitut und später als Abteilungsleiter im sowjetischen staatlichen Komitee für Arbeit und Soziales. Unter Michail Gorbatschow wurde er 1989 in den Ministerrat der UdSSR berufen, wo er die Wirtschaftsreformen mitgestaltete.

1993 gründete der Oppositionspolitiker den Wahlblock „Jabloko“, der sich später als Partei registrieren ließ und in die Staatsduma einzog. 1996 und 2000 kandidierte Jawlinski für das russische Präsidentenamt. 2008 trat er als Vorsitzender der Partei zurück.

2012 trat er erneut als Präsidentschaftskandidat an. Seine Kandidatur blieb erfolglos, denn die Wahlkommission wollte 25% seiner insgesamt rund zwei Millionen gesammelter Unterschriften mit der Begründung, dass sie gefälscht seien, nicht anerkennen.

Titelbild
Quelle: kremlin.ru[/su_spoiler]