Basketball auf dem Balkan: Leidenschaft, Rivalität und internationaler Erfolg
Dieser Artikel beleuchtet die bedeutsame Rolle des Basketballs auf dem Balkan, insbesondere im ehemaligen Jugoslawien, und die Entwicklung der ABA Liga. Der Artikel widmet sich der Geschichte und den Erfolgen der Liga sowie den Herausforderungen, vor denen sie heute steht. Lesen Sie diesen Artikel, um einen tieferen Einblick in die einzigartige Basketballkultur der Region zu erhalten und zu verstehen, wie die ABA Liga sowohl als Sprungbrett für Talente als auch als Spiegelbild der aktuellen Probleme im europäischen Basketball fungiert.
Vom ehemaligen Jugoslawien bis zur ABA Liga: Die Basketball-Dominanz des Balkans

Obwohl Fußball definitiv der beliebteste Sport der Welt ist, hat man beim Reisen durch Osteuropa und beim Sprechen mit den Menschen oft den Eindruck, dass viele Basketball als den wichtigsten Sport in dieser Region ansehen. Warum? Weil Basketball im ehemaligen Jugoslawien und auf dem Balkan historisch eine herausragende Rolle gespielt hat und weiterhin eine der zentralen Sportarten in der Region bleibt. Basketball-Nationalmannschaften und -Teams aus Osteuropa haben regelmäßig bemerkenswerte Ergebnisse bei den europäischen und Weltmeisterschaften sowie bei den Olympischen Spielen erzielt. Besonders stark ausgeprägt ist dieses Gefühl im Bereich des ehemaligen Jugoslawien, das als ehemalige Nation der erfolgreichste Teilnehmer bei Weltmeisterschaften nach den Vereinigten Staaten war.
Basketball Erfolge in Osteuropa
Jugoslawien gewann insgesamt fünfmal die Europameisterschaft und holte zwei Weltmeistertitel, zusätzlich zu einer Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 1980. Auch nach dem Zerfall Jugoslawiens haben die Nachfolgestaaten Serbien und Kroatien weiterhin eine dominierende Rolle im internationalen Basketball gespielt. Serbien gewann in den letzten Jahrzehnten mehrfach die Europameisterschaft und sicherte sich 2002 und 2014 auch den Weltmeistertitel. Kroatien konnte sich 1992 die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen holen und hat mehrfach bei großen internationalen Turnieren den Sprung aufs Podium geschafft. Auch Slowenien trat in den letzten Jahren verstärkt in den Vordergrund, holte 2017 den Europameistertitel und gewann 2017 ebenfalls die FIBA EuroBasket.
Mit dem Zerfall des Landes gelang es den Teams aus Serbien und Kroatien, viele Talente aus den frühen 90er Jahren zu bewahren, sodass Spieler wie Toni Kukoč und Vlade Divac noch einige Jahre die Geschicke ihrer Nationalmannschaften lenkten. Die Qualität des Basketballs in den nun einzelnen Ländern litt dennoch unter einer Vielzahl von Problemen: Finanzielle Instabilität, schlechte Infrastruktur, unzureichende professionelle Organisationen und häufige politische Spannungen zwischen den verschiedenen Republiken. In Ländern wie Serbien, Kroatien, Bosnien und Montenegro, die trotz dieser Herausforderungen großes Basketball-Talent hervorgebracht haben, war die nationale Liga oft zu klein, schlecht organisiert oder finanziell nicht stark genug, um den Spielern ein langfristiges berufliches Engagement auf hohem Niveau zu ermöglichen. Dementsprechend wurde schnell klar, dass radikale Entscheidungen getroffen werden müssten, um den Basketball auf professionellere Beine zu stellen und neue Impulse zu setzen.
Es ist allgemein bekannt, dass der Balkanraum rund um das ehemalige Jugoslawien immer voller Leidenschaft und Feuer war, besonders unter den Fans, und dies noch mehr nach den Kriegsereignissen der 90er Jahre. Die Organisation einer Basketballliga wurde damals aufgrund der möglichen Konflikte zwischen verschiedenen Fangruppen, vor allem in Belgrad und Zagreb, sehr skeptisch betrachtet. Das hohe Maß an Rivalität und Emotionalität zwischen den Fangruppen machte es schwierig, eine gemeinsame Basis für einen überregionalen Wettbewerb zu finden. Dies war unter anderem ein Grund, warum zum Beispiel auch die Idee einer Fußballliga auf dem Balkan nie wirklich Fuß fasste, obwohl das Thema auch heute noch schüchtern in den Medien in dieser Region erwähnt wird.
Nach mehreren Jahren von Verhandlungen und Sicherheitsgarantien erblickte die ABA Liga 2001 schließlich doch das Licht der Welt, mit der slowenischen KK Cedevita Olimpija als erstem Sieger (dies sollte auch der letzte Titel dieses ehemaligen slowenischen Giganten sein). Die Liga, war zuerst unter dem Namen „Goodyear Liga“ aufgrund des Sponsors bekannt. Dann als „NLB“ und „Adriatische Liga“, bevor sie den aktuellen Namen „ABA Liga“ bekam.
Wissenswert:
Jugoslawien – USA
Die jugoslawische Basketball-Nationalmannschaft spielte insgesamt drei Mal gegen das Dream Team/ die Nationalmannschaft der USA.
1992 – Olympische Spiele in Barcelona: Dies war das erste und wohl bekannteste Duell zwischen der jugoslawischen Nationalmannschaft und dem Dream Team der USA. Es fand im Finale der Olympischen Spiele statt, und die USA besiegten Jugoslawien mit 117:85 und gewannen damit die Goldmedaille. Jugoslawien sicherte sich die Silbermedaille. Dieses Spiel wird oft als eines der größten Duelle in der Geschichte des internationalen Basketballs angesehen, da das Dream Team mit Stars wie Michael Jordan, Magic Johnson und Larry Bird besetzt war.
1996 – Olympische Spiele in Atlanta: Ein weiteres bedeutendes Aufeinandertreffen war bei den Olympischen Spielen 1996, wo die USA erneut gegen Jugoslawien spielten. In diesem Spiel besiegten die USA Jugoslawien mit 95:69 im Halbfinale und sicherten sich den Einzug ins Finale, wo sie später Gold gewannen. Jugoslawien erreichte ebenfalls das Finale und holte Silber.
2002 – FIBA-Weltmeisterschaft in Indianapolis: Bei der FIBA-Weltmeisterschaft 2002 trafen die USA und Jugoslawien erneut aufeinander, diesmal aber unter anderen Umständen. Die USA, die nach dem Verlust der Goldmedaille 2002 ihr Team aus NBA-Stars mit einigen weniger erfahrenen Spielern verstärkten, verloren in einem überraschenden Viertelfinale gegen Jugoslawien mit 81:78. Jugoslawien belegte am Ende den zweiten Platz hinter Deutschland.
Die Entwicklung der ABA Liga: Vom Balkansport zur globalen Plattform

Obwohl sie ursprünglich von den Clubs des ehemaligen Jugoslawien gegründet wurde, traten im Laufe der Zeit viele Gastmannschaften aus anderen europäischen Ländern bei (wie das tschechische Team ERA Basketball Nymburg, der bulgarische Verein BC Levski Sofia und Szolnoki Olajbányász aus Ungarn), sowie überraschende Gäste aus dem fernen Osten, wie der israelische Maccabi Tel Aviv (der auch ein Sieger war) und der Dubai BC– ein Team, das sich sensationell in dieser Saison der ABA Liga anschloss. Die internationale Dimension der Liga hat sich weiter ausgedehnt, was zu einer stärkeren Konkurrenz und höherem Wettbewerb führte. Historisch gesehen haben Teams aus Serbien die meisten Titel gewonnen; Crvena Zvezda und KK Partizan NIS haben jeweils sieben, während KK FMP und KK Vršac (ehemals Hemofarm) jeweils einen hinzufügten. Teams aus Kroatien erlebten nur zweimal den Geschmack des Sieges (Cibona Zagreb und KK Zadar), ein Mal mehr als der montenegrinische Club Budućnost, während Teams aus Bosnien und Herzegowina noch nie den Geschmack des Sieges oder den Eintritt ins Finale dieser regionalen Meisterschaft gekostet haben.
Obwohl die ABA Liga jahrelang dafür kritisiert wurde, dass der Fokus zu sehr auf ihr liegt und nicht auf den nationalen Ligen der Länder, wurde sie im Laufe der Zeit als eine großartige Möglichkeit akzeptiert, dass Basketballspieler aus dieser Region in einer viel professionelleren Umgebung spielen können. Viele Basketballspieler, die heute die Hallen in ganz Europa und in der NBA schmücken, begannen ihre ersten Schritte in der ABA Liga. Dario Šarić, Nikola Jokić, Goran Dragić, Džanan Musa und Bojan Bogdanović sind nur einige, die ihre ersten Schritte in der ABA Liga gemacht haben und im Laufe der Zeit auf einem viel höheren Niveau gereift sind, als es bei den Ligen von Ländern wie Kroatien oder Bosnien und Herzegowina der Fall war. Durch den Austausch und die wettbewerbsfähige Liga konnten die Spieler ihre Fähigkeiten verbessern und die Region in den internationalen Basketballkontext integrieren. Dank dessen können wir sagen, dass die Qualität der Basketball-Nationalmannschaften auf einem hohen Niveau geblieben ist, und so haben wir heute (weiterhin) starke Nationalmannschaften aus Serbien und Slowenien sowie eine respektable Mannschaft aus Bosnien und Herzegowina, Nordmazedonien und Montenegro.
Die „ABA Liga“ als Talentschmiede

Wenn wir über Basketballspieler sprechen, die durch die Hallen der ABA Liga gegangen sind, müssen wir vor allem den derzeit wahrscheinlich besten Basketballspieler der Welt, Nikola Jokić, nennen. Als Mitglied von Mega Leks holte der beliebte „Joker“ 2015 den MVP-Titel, obwohl sein Team eine sehr enttäuschende Saison spielte und den zehnten Platz belegte. Jokić’s Erfolg in der ABA Liga gilt als wegweisend für die Region, da er die Qualität des Wettbewerbs unterstrich und einen neuen Standard setzte. Die Karriere von Jokić führte ihn später zu den Denver Nuggets, mit denen er 2023 NBA-Meister wurde, dreimal MVP der Liga war und mehrfach am All-Star-Spiel teilnahm.
Nikola Jokić
Nikola Jokić ist einer der herausragendsten Basketballspieler der Gegenwart und gilt weithin als einer der besten Spieler der NBA. Geboren 1995, in Sombor, Serbien, begann Jokić seine Karriere 2012 in der ABA Liga, sein Erfolg in der Liga legte den Grundstein für seine spätere Karriere in der NBA. Jokić entwickelte sich schnell zu einem der dominantesten Spieler der Liga. Mit seiner außergewöhnlichen Vielseitigkeit und seiner Fähigkeit, das Spiel mit präzisen Pässen zu lenken, revolutionierte er die Rolle des Centers. Jokić wird nicht nur für seine beeindruckenden individuellen Leistungen gefeiert, sondern auch für seinen Beitrag zur weltweiten Anerkennung des serbischen Basketballs.
Ein Spieler, der als einer der einflussreichsten in der ABA Liga gilt, ist sicherlich der einzige dreifache MVP der Liga, der Belgrader Dejan Milojević. Als Spieler für Partizan gewann Milojević einmal die ABA Liga, hinterließ jedoch auch als Trainer später einen tiefen Eindruck. Seine Vision und sein Trainingstil trugen zur Entwicklung vieler junger Talente bei, was ihn zu einer prägenden Figur des Basketballs in der Region machte. Seine Trainerkarriere führte ihn sogar in die NBA, wo er als Assistant Coach bei den Golden State Warriors tätig war, bevor er 2024 tragisch verstarb.

Dejan Milojević
Nach seiner Spielerkarriere wandte er sich dem Coaching zu und arbeitete unter anderem als Assistenztrainer für die serbische Nationalmannschaft. Im Juni 2021 trat er dem Trainerstab der Golden State Warriors bei und trug zum Gewinn der NBA-Meisterschaft 2022 bei.
Während eines Teamdinners am 16. Januar 2024 in Salt Lake City erlitt Milojević einen Herzinfarkt und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Er verstarb am folgenden Tag.
Sein plötzlicher Tod erschütterte die Basketballwelt zutiefst. Bei seiner Beerdigung in Belgrad nahmen zahlreiche Persönlichkeiten, darunter auch Golden State Warrior Head Coach Steve Kerr, Abschied von ihm.
Milojević hinterlässt ein bleibendes Erbe als Spieler und Coach, der die Entwicklung vieler junger Talente beeinflusste und einen bedeutenden Beitrag zum Basketball in Europa und der NBA leistete.
Die ungewisse Zukunft der ABA Liga:
Die Zukunft der ABA Liga ist jedoch nicht so rosig, und es ist eine berechtigte Frage, was in Zukunft passieren wird. Die Liga steht vor Herausforderungen in Bezug auf finanzielle Unsicherheiten und mangelnde Unterstützung von TV-Rechten, was ihre langfristige Existenz gefährden könnte. Finanzielle Herausforderungen, globale Krisen und die Unfähigkeit, mit der Qualität der Euroleague zu konkurrieren, stellen oft die Existenz der Liga infrage. Es ist allen klar, dass der Eintritt von Dubai in die laufende Saison im Wesentlichen ein Versuch ist, der Liga eine dringend benötigte finanzielle Injektion zu geben. Die zunehmende Dominanz von Clubs wie Crvena Zvezda und Partizan aus Belgrad hat auch dazu geführt, dass das regionale Interesse an der Liga nachgelassen hat. Daher zeigen auch die Anbieter von TV-Rechten kein großes Interesse an der ABA Liga als erste Anlaufstelle in Sachen Basketball.
Eines ist jedoch sicher: Die ABA Liga hat definitiv zur Qualität der lokalen Clubs und Nationalmannschaften beigetragen und ermöglicht es dieser Region, weiterhin auf der größten Bühne dieses Sports vertreten zu sein. Obwohl die Liga vor Herausforderungen steht, hat sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen und zur Entwicklung des Basketballs in Südosteuropa beigetragen. Als Basketball-Fans können wir nur hoffen, dass diese Liga auch in Zukunft Herausforderungen übersteht und weiterhin für spannende Momente sorgt.
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