Fußball-WM: Human Rights Watch kritisiert Fifa

Fußball-WM in Russland: Miserable Arbeitsbedingungen bei Stadion-Bau

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wirft Russland inhumane Arbeitsbedingungen beim Stadionbau für die WM 2018 vor. Zugleich naht mit dem Confed-Cup der unbeliebte Probe-Wettbewerb für die Weltmeisterschaft.

In einem 34-seitigen Bericht hat Human Rights Watch der FIFA und dem russischen Veranstalter der kommenden WM ein schlechtes Zeugnis ausgestellt.

„Die Arbeiter, die die Stadien für die Weltmeisterschaft aufbauen, werden ausgebeutet und ihre Menschenrechte verletzt. Die FIFA muss noch unter Beweis stellen, dass sie diese Probleme wirksam überwachen, unterbinden und beheben kann“, resümierte die stellvertretende Leiterin der Abteilung Europa und Zentralasien von Human Rights Watch, Jane Buchanan.

Negative Berichte von Arbeitern

Im Mai 2016 hatte die FIFA verkündet, mit den russischen Behörden ein Kontrollsystem entwickeln zu wollen. Mit dessen Hilfe sollten die Arbeitsbedingungen auf den Baugeländen überwacht werden. Laut Buchanan fehle es jedoch noch immer an der nötigen Transparenz, damit man die Bestrebungen der FIFA ernst nehmen könne.

Für die neue Untersuchung befragte Human Rights Watch sowohl russische Arbeiter als auch ausländische Beschäftigte aus Weißrussland, der Ukraine und Zentralasien. Unter anderem berichteten diese, im September 2015 in Kaliningrad von Sicherheitsbeamten zurückgedrängt worden zu sein. Die Arbeiter wollten eine angereiste FIFA-Delegation mit Fragen nach verspäteten Lohnzahlungen konfrontieren.

Zwangsarbeiter aus Nordkorea

Ausländische Mitarbeiter habe man während des hochrangigen Besuchs sogar angewiesen, in den Unterkünften zu bleiben. Die Menschenrechtsorganisation beklagt des Weiteren, dass einer ihrer Mitarbeiter während der Recherchen überwacht, verhört und bedroht wurde.

Es ist nicht das erste Mal, dass in der Öffentlichkeit Vorwürfe an die Veranstalter der WM 2018 laut werden. Mindestens 17 Arbeiter sollen auf den Stadionbaustellen bisher umgekommen sein. Außerdem wurde über extrem niedrige, teilweise einbehaltene Löhne und über nordkoreanische Zwangsarbeiter berichtet.

Mutko weist Vorwürfe zurück

Die Verantwortung für Letztere wies Witali Mutko, Cheforganisator der WM 2018, zuletzt in einem Interview von sich: „Wir sind nicht dafür zuständig, welches Personal die Subbauunternehmer einsetzen.“

Was die Arbeitsbedingungen beträfe, sei es von Beginn an Voraussetzung gewesen, dass die FIFA die Bedingungen überwachen und gegebenenfalls bemängeln solle. Da jedoch keine Kritik ausgesprochen wurde, wäre man auch nicht eingeschritten.

Am 17. Juni beginnt der Confederations Cup in Russland, bei dem in vier der zwölf WM-Städten für 2018 bereits gespielt werden soll. Dem Wettbewerb eilt der Ruf einer überflüssigen und allein kommerziellen Veranstaltung voraus. Aufgrund des mangelnden Interesses wird seine Austragung nach diesem Jahr eingestellt werden.

Titelbild
[toggle title=”Fotoquelle” open=”yes”] Quelle: Stanislavgubaydullin ,Kazan-arena-stadium, Size changed to 1040x585px., CC BY-SA 3.0