Deutsche Firmen profitieren vom Aufschwung in Russland

Geschäftsklima-Umfrage Russland 2018: Deutsche Unternehmen profitieren vom Aufschwung

  • Deutsche Wirtschaft will Russland-Engagement weiter ausbauen
  • Mehr als drei Viertel der Unternehmen erwarten 2018 positive Entwicklung
  • Neue US-Sanktionen sorgen für Verunsicherung
  • Keine grundlegenden Änderungen durch Präsidentschaftswahlen

Hinweis: Dies ist kein redaktioneller Beitrag, sondern eine Pressemitteilung des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft.


Die russische Wirtschaft ist im Jahr 2017 erstmals nach zwei Jahren wieder gewachsen. Davon profitieren die deutschen Unternehmen im Russland-Geschäft. Das unternehmerische Umfeld und die Geschäftslage der Unternehmen haben sich weiter verbessert. Dies ist ein Ergebnis der 15. gemeinsamen Geschäftsklima-Umfrage des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft und der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK), die der Ost-Ausschuss-Vorsitzende Wolfgang Büchele, DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier und der Vorstandsvorsitzende der AHK Matthias Schepp heute in Berlin vorstellten. An der Umfrage haben sich 141 deutsche Unternehmen beteiligt, die in Russland fast 76.000 Mitarbeiter beschäftigen und über elf Milliarden Euro umsetzen.

„Trotz einer ungemein schwierigen politischen Lage haben sich die deutschen Unternehmen in Russland aus der Krise gekämpft und profitieren nun von der Erholung der russischen Wirtschaft“, kommentierte der Ost-Ausschuss-Vorsitzende Wolfgang Büchele die Ergebnisse der Umfrage.

„2017 liefen die Geschäfte für die deutschen Firmen in Russland bereits besser als im Vorjahr“, sagte der Vorstandschef der AHK Russland, Matthias Schepp. „2018 wird es nach Einschätzung der Unternehmen weiter bergauf gehen. 78 Prozent rechnen damit, dass sich die russische Wirtschaft positiv entwickelt.”

DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier hob hervor, dass 63 Prozent der deutschen Unternehmen ihren Umsatz in Russland im vergangenen Jahr teils deutlich steigern konnten. „Die deutsche Wirtschaft will vor diesem Hintergrund ihr Russland-Engagement weiter ausbauen. Jedes dritte an der Umfrage beteiligte Unternehmen will im Laufe der nächsten zwölf Monate investieren. Die geplanten Investitionen summieren sich auf fast eine halbe Milliarde Euro. Das ist ein erster Schritt, die Rückgänge der vergangenen Jahre wieder aufzuholen“, so Treier.

Exporteure optimistisch

Auch die deutschen Exporteure blicken optimistisch in die Zukunft. Nachdem die deutschen Ausfuhren nach Russland im Gesamtjahr 2017 um 20 Prozent gestiegen sind, rechnen 36 Prozent der Unternehmen auch für 2018 mit Zuwächsen, 57 Prozent erwarten stabile Umsätze. „Der Weg zurück zu den Rekordzahlen aus dem Jahr 2012 mit rund 80 Milliarden Euro Handelsumsatz ist noch sehr weit, aber die Richtung stimmt wieder“, sagte der Ost-Ausschuss-Vorsitzende Büchele.

Als größte Störfaktoren für ihre Geschäftstätigkeit in Russland nennen die Unternehmen an erster Stelle den bürokratischen Aufwand, knapp dahinter folgen die Konjunkturentwicklung in Russland, die Sanktionen sowie die Inflations- und Wechselkursentwicklung.

„Zwei Drittel der Befragten beklagen protektionistische Tendenzen in Russland“, sagte der AHK-Vorstandsvorsitzende Schepp. „Das beobachten wir mit großer Sorge. Dieser Trend erklärt sich auch durch die Anstrengungen der russischen Regierung, Importe durch eigene Produktion zu ersetzen.“ Insbesondere bei öffentlichen Ausschreibungen und Einfuhrbeschränkungen seien deutsche und ausländische Firmen immer wieder benachteiligt.

Sanktionen bleiben ein Hindernis

Die Russland-Sanktionen bleiben ein empfindliches Hindernis in den deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen. Lediglich 23 Prozent der Unternehmen sehen sich in ihrem Russland-Geschäft davon nicht betroffen. 94 Prozent der befragten Unternehmen wünschen sich einen Abbau der Sanktionen. „Anders als in früheren Umfragen, in denen sich eine Mehrheit für die sofortige Abschaffung der Sanktionen aussprach, unterstützen die meisten Unternehmen nun die Position des Ost-Ausschusses, Sanktionen schrittweise und parallel zu Fortschritten im Minsker Friedensprozess abzubauen“, sagte der Ost-Ausschuss-Vorsitzende Büchele: „Sowohl Russland als auch der Westen sind gefordert, sich endlich auf gesichtswahrende Lösungen für beide Seiten zu einigen.

„Deutschland hat nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein politisches Interesse, dass die Sanktionen nicht über viele Jahre erhalten bleiben“, so AHK-Vorstandschef Schepp. „Sie stärken in Russland diejenigen, die auf eine noch härtere Konfrontation mit dem Westen setzen.“

Büchele kritisierte in diesem Zusammenhang die wachsende Sprachlosigkeit in den Beziehungen zwischen den USA und Russland: „Beide Seiten reden immer stärker übereinander anstatt miteinander. Die gegenseitige Wahrnehmung wird zunehmend verzerrt, was zu Fehleinschätzungen führt. Wir brauchen jetzt Politiker, die den Mut haben, aus den festgefahrenen Ost-West-Denkmustern auszubrechen, sonst droht uns eine gefährliche Eskalation.“

Im Sommer 2017 haben die USA neue Sanktionen gegen Russland angekündigt, die negative Auswirkungen auf nicht-amerikanische Unternehmen haben könnten. Nur ein Drittel der befragten Unternehmen fühlt sich durch diese Sanktionen nicht betroffen. Alle übrigen fürchten Nachteile oder sind zumindest verunsichert, was mögliche Auswirkungen angeht. „Das Ausweiten von US-Sanktionen auf deutsche und europäische Unternehmen lehnen wir strikt ab“, sagte Büchele. „Der Schaden ist bereits groß und der Weg zu einer Lösung schon weit genug. Niemand sollte jetzt neues Öl ins Feuer gießen.“

Leichte Bewegung beobachten die Unternehmen in den politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland. 26 Prozent sehen hier in den letzten zwölf Monaten eine leichte Verbesserung, 14 Prozent eine Verschlechterung. Nach Ansicht einer Mehrheit von 57 Prozent der Befragten hat die Entwicklung dagegen stagniert. Büchele sieht auch die Unternehmen und Wirtschaftsverbände in der Pflicht, am Abbau von gegenseitigen Vorurteilen mitzuwirken und versprach hier weitere Anstrengungen.

Bedeutung der Eurasischen Wirtschaftsunion nimmt zu

Die Bedeutung der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU), zu der neben Russland auch Belarus, Kasachstan, Armenien und Kirgisistan gehören, wächst: Für etwas mehr als die Hälfte der befragten deutschen Unternehmen hat die Organisation bereits eine große oder eine wachsende Bedeutung. In der Vorjahresumfrage hatten noch fast drei Viertel der Befragten angegeben, dass die EAWU keine Relevanz für ihr Geschäft habe. Vor diesem Hintergrund forderten Büchele und Schepp die EU-Kommission auf, das Gespräch mit der Eurasischen Wirtschaftskommission über eine engere Zusammenarbeit beider Organisationen aufzunehmen.

Im März 2018 finden in Russland Präsidentschaftswahlen statt, bei denen Amtsinhaber Wladimir Putin als klarer Favorit ins Rennen geht. Die deutschen Unternehmen im Russland-Geschäft erwarten von den Wahlen keine grundlegenden Veränderungen im Hinblick auf das Reformtempo in Russland. AHK-Chef Schepp: „Nach den Präsidentschaftswahlen sind keine großen Veränderungen zu erwarten, obwohl die russische Wirtschaft strukturelle Reformen für ein nachhaltig höheres Wachstum bräuchte.“

Im Sommer 2018 findet in Russland die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Klarer Favorit auf den Titel ist nach Ansicht von deutlich über der Hälfte der Unternehmen Titelverteidiger Deutschland. „Beim WM-Tipp der deutschen Wirtschaft liegt Titelverteidiger Deutschland mit großem Abstand vorne. Wir sind überzeugt, dass sich der Gastgeber Russland von seiner besten Seite zeigen wird – auch wenn der russischen Nationalmannschaft nicht die besten Chancen eingeräumt werden, ins Finale vorzudringen”, so Schepp.

Titelbild
[toggle title=”Fotoquelle” open=”yes”]Titelbild: Der Ost-Ausschuss-Vorsitzende Wolfgang Büchele (2.v.re.) und Geschäftsführer Michael Harms (re.) präsentierten mit Volker Treier (DIHK, li.) und Matthias Schepp (AHK) die Ergebnisse der Russland-Umfrage. Quelle: Ost-Ausschuss