EBWE zieht sich aus Russland zurück

EBWE schließt fünf von sieben Stellen in Russland

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) wird fünf ihrer sieben Filialen in Russland schließen. Seit der Ukraine-Krise geht die Bank auf Distanz. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Interfax.

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) wurde 1989 gegründet, um die Länder des ehemaligen Ostblocks auf ihrem Weg in die neue Marktwirtschaft zu unterstützen. Seit 2014 zieht sich die Bank wegen des Ukraine-Konflikts zunehmend aus Russland zurück. Wie nun bekannt wurde, wird die EBWE fünf ihrer sieben Filialen im Land schließen. Es verbleiben lediglich die Stellen in Moskau und St. Petersburg. Gestrichen werden die Sitze in Jekaterinburg, Krasnojarsk, Wladiwostok, Rostow am Don und Samara.

Wirtschaftsministerium will „entpolitisierte“ Banken

Die Schließungen hängen laut des EBWE-Chefberaters für die GUS, Anton Mustache, überwiegend damit zusammen, dass die Bank ihr Projekt zur Unterstützung kleinerer Unternehmen beenden will. Grund dafür sei auch, dass die russische Regierung die Finanzierung des Unterfangens abgebrochen habe.

Auf Nachfrage erläuterte eine Vertreterin des russischen Wirtschaftsministeriums, dass man sich darauf konzentrieren wolle, mit „entpolitisierten“ Institutionen zu kooperieren. Diese seien unter anderem die Asiatische Infrastrukturinvestmentbank (AIIB) sowie die New Development Bank BRICS (deutsch: Neue Entwicklungsbank).

Laut des EBWE-Kommunikationschefs Jonathan Charles arbeiteten vier der fünf gestrichenen Stellen an dem Programm für kleine Unternehmen. Die Schließung soll bis Ende des ersten Quartals 2018 andauern, obgleich keine genauen Termine vorliegen. In den jeweiligen Büros sei man an Verträge mit den Grundstückseigentümern gebunden.

EBWE seit Ukraine-Krise ohne Investitionen in Russland

Die Vertretungen in Moskau und St. Petersburg sollen ausreichen, um das überbleibende Portfolio im Wert von ungefähr 3,5 Milliarden US-Dollar weiter zu verwalten. Die Ressourcen werden unter anderem benötigt, um Projekte mit russischen Unternehmen in Zentralasien und der Mongolei zu finanzieren.

In Russland selbst wurden seit 2014 jedoch keine neuen Investitionen mehr getätigt. Bis dahin war die Bank an Projekten im Gesamtwert von fünf Milliarden Dollar beteiligt gewesen. Im Mai bekräftigte der EBWE-Vorsitzende Suma Chakrabarti noch einmal den eingeschlagenen Kurs und erklärte, auch in Zukunft keine Investitionen mehr tätigen zu wollen. Ursprünglich arbeiteten 160 Menschen für die EBWE in Russland. Inzwischen sind es nur noch gut die Hälfte.


FotoquelleForeign and Commonwealth Office | President of the European Bank for Reconstruction and Development | Size changed to 1040x585px. | CC BY 2.0