Der Rückgang dürfte erst 2022 aufgeholt sein
Die Prognosen zum diesjährigen Rückgang des russichen Bruttoinlandsprodukts pendeln sich bei rund 5 Prozent ein. Die Weltbank (- 6 bis – 9,6 Prozent) und der Internationaler Währungsfonds (- 6,6 Prozent) rechneten zuletzt allerdings mit einem stärkeren Einbruch. Demgegenüber gehen führende russische Banken (Sberbank, Vnesheconombank, Alfa Bank) davon aus, dass sich die gesamtwirtschaftliche Produktion um weniger als 5 Prozent abschwächen wird. Auch sie erwarten aber keine rasche Erholung der Wirtschaft. Erst 2022 werde der Rückgang der Produktion in der „Corona-Rezession“ ausgeglichen werden können.
Die beginnende Erholung der russischen Wirtschaft nach der Aufhebung des „Lockdowns“ zeigte sich im Juli im weiteren Anstieg des Einkaufsmanager-Indexes für den Dienstleistungsbereich. Gleichzeitig beschleunigte sich der Anstieg der Verbraucherpreise auf 3,4 Prozent. Die DekaBank geht aber trotz der Zunahme des Inflationstempos davon aus, dass die Zentralbank Mitte September den Leitzins zur Belebung der Konjunktur weiter auf 4 Prozent senken wird.
FocusEconomics-Umfrage ist bei minus 5 Prozent angekommen
Die monatlich vom Research-Unternehmen FocusEconomics befragten Analysten rechnen in der am 4. August veröffentlichten Umfrage im Durchschnitt jetzt mit einem Rückgang um 5,0 Prozent. Am Beginn des Lockdowns im März/April hatten sie nur einen Rückgang um 1,4 Prozent erwartet. Zuletzt hat sich ihre durchschnittliche Prognose aber nur noch um 0,1 Prozentpunkte verschlechtert. Das aktuelle Umfrageergebnis liegt jetzt genau in der Mitte der Prognose der russischen Zentralbank, die einen Rückgang des BIP um 4,5 bis 5,5 Prozent erwartet. Die Zentralbank hatte bereits Ende April ihre Prognose auf minus 4 bis minus 6 Prozent zurückgenommen.
Rating-Agentur Fitch sieht Russlands BIP etwas weniger als bisher sinken
Der 5 Prozent-Marke nähert sich auch die jüngste Prognose der Rating-Agentur Fitch vom 07. August. Sie sieht die Konjunktur in Russland jetzt allerdings etwas günstiger als bisher. Hatte Fitch Ende Juni noch einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 5,8 Prozent erwartet, rechnet die Agentur jetzt mit minus 5,2 Prozent. Die beiden anderen weltweit führenden Rating-Agenturen erwarten einen ähnlich starken Rückgang (Moody’s: – 5,5 Prozent; Standard & Poor’s: – 4,8 Prozent).
Viele russische Konjunkturexperten bleiben relativ optimistisch
Mit einem merklich weniger starken Rückgang um 3,8 Prozent rechnen die russische Rating Agentur Expert RA und auch die Alfa Bank (- 3,0 Prozent). Das Forschungsinstitut der Vnesheconombank liegt mit seiner Prognose (- 4,5 Prozent) am unteren Rand der Prognosespanne der Zentralbank. Noch optimistischer ist weiterhin die Sberbank (- 4,2 Prozent). Auch eine Ende Juli veröffentlichte Interfax-Umfrage lässt 2020 einen etwas schwächeren Rückgang des BIP erwarten (- 4,2 Prozent) als die Zentralbank und die Regierung annehmen.
Wachstumsprognosen 2020 bis 2022
Veränderung des realen Bruttoinlandsprodukts gegenüber dem Vorjahr in Prozent
2020 | 2021 | 2022 | |||
---|---|---|---|---|---|
Helaba, Frankfurt | 08/14/2020 | -3 | 3 | ||
OPEC, Wien | 08/12/2020 | -4.7 | 2.9 | ||
ING Bank, Amsterdam | 08/11/2020 | -2.5 | 2 | 2.2 | |
Berenberg Bank, Hamburg | 08/10/2020 | -5 | 3.5 | 2.5 | |
DekaBank, Frankfurt | 08/07/2020 | -5.6 | 3.5 | ||
Commerzbank, Frankfurt | 08/07/2020 | -4 | 1.8 | ||
FocusEconomics Consensus Forecast | 08/04/2020 | -5 | 3.4 | 2.7 | |
Interfax-Umfrage | 07/30/2020 | -4.2 | 3.1 | ||
Sberbank, Moskau | 07/30/2020 | -4.2 | 3.2 | 2 | |
Rating Agentur Expert RA | 07/29/2020 | -3.8 | 3.5 | 2.2 | |
Russische Zentralbank, Basisszenario | 07/24/2020 | - 4,5 bis - 5,5 Urals 38 $/b | 3,5 bis 4,5 Urals 40 $/b | 2,5 bis 3,5 Urals 45 $/b | |
VEB Institut | 07/24/2020 | -4.5 | 2.5 | 2.4 | |
BNP Paribas | 07/23/2020 | -4.2 | 3.5 | ||
Standard & Poor’s | 07/17/2020 | -4.8 | 4.5 | 3.3 | |
Economist Intelligence Unit, London | 07/14/2020 | -6.1 | 1.6 | 1.8 | |
OPEC, Wien | 07/14/2020 | -4.5 | 2.9 | ||
Alfa Bank, Moskau | 07/07/2020 | -3 | |||
Weltbank, Basisszenario | 07/06/2020 | -6 | 2.7 | 3.1 | |
Weltbank, Stress-Szenario | 07/06/2020 | -9.6 | 0.1 | ||
Internationaler Währungsfonds | 06/24/2020 | -6.6 | 4.1 | ||
Russisches Wirtschaftsministerium, Basisszenario laut RBK | 06/17/2020 | -4.8 Urals 39,9 $/b | 3.2 Urals 43,3 $/b | 2.9 Urals 45,6 $/b |
Neue Prognosen des Wirtschaftsministeriums kommen Ende August
Über die Entwürfe des Wirtschaftsministeriums für Prognosen der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zur Vorbereitung der Haushaltsplanung war Mitte Juni berichet worden, das Wirtschaftsministerium rechne für 2020 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 4,8 Prozent. Wirtschaftsminister Reshetnikov teilte in der letzten Woche mit, Ende August werde sein Ministerium neue Prognosen vorlegen. TASS berichtete, das Ministerium erwarte in seinen neuen Prognosen, dass das Bruttoinlandsprodukt 2020 um 5 Prozent sinkt. 2021 werde es um 2,8 Prozent steigen, 2022 um 3 Prozent und 2023 um 3,1 Prozent.
Russlands BIP sank im zweiten Quartal weniger als erwartet
Gestützt wird eine relativ optimistische Sicht der Produktionsentwicklung durch die am 11. August mitgeteilte erste Schätzung des Statistikamtes Rosstat zum Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal. Danach war das BIP „nur“ 8,5 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Das Wirtschaftsministerium hatte den Rückgang ebenso wie befragte Analysten auf 9,6 Prozent geschätzt. Noch stärker war Russlands BIP in der Weltfinanzkrise im 2. Quartal 2009 im Vorjahresvergleich gesunken (minus 11,2 Prozent).
Nach Einschätzung des Forschungsinstituts der finnischen Zentralbank BOFIT dürfte insbesondere ein scharfer Rückgang des Verbrauchs zum Einbruch des BIP beigetragen haben. Der Verbrauch sei auch durch die schwache Entwicklung der Einkommen und die steigende Arbeitslosigkeit gedrückt worden.
In der Euro-Zone war der BIP-Rückgang stärker
Die folgende BOFIT Abbildung zeigt, dass Russlands BIP (schwarze Linie) im zweiten Quartal im Vorjahresvergleich schwächer zurückging als das BIP der USA (blaue Linie) und das BIP der Eurozone (rote Linie). Chinas BIP (graue Linie) stieg im zweiten Quartal bereits wieder.
Russian GDP contracted slightly less in the second quarter than in the US or the euro area
Den im internationalen Vergleich geringen Rückgang des BIP in Russland erklärt Dmitry A. Zaitsev im wöchentlichen Bericht des Rechnungshofes zu Konjunktur und Wirtschaftspolitik in Russland in erster Linie mit der Struktur der gesamtwirtschaftlichen Produktion. Der Dienstleistungssektor habe einen geringeren Anteil am BIP als in in den USA und in der Eurozone. Außerdem sei der Anteil kleiner Unternehmen in Russland im Vergleich mit den meisten „entwickelten“ Volkswirtschaften gering.
Nachdem Russlands BIP im ersten Quartal 2020 noch um 1,6 Prozent gestiegen ist, war es im gesamten ersten Halbjahr 2020 3,5 Prozent niedriger als vor einem Jahr.
ING Bank und Alfa Bank erwarten 2021 nur eine schwache Erholung
Dmitry Dolgin, Chef-Volkwirt für Russland der ING Bank, merkt in seinem Kommentar zur BIP-Entwicklung an, dass sich der Rückgang des Einzelhandels im Verlauf des zweiten Quartals deutlich abgeschwächt habe. Auch der Rückgang der Produktion der Bauwirtschaft und der Industrie (im „Verarbeitenden Gewerbe“) habe sich abgeflacht. Zudem ließen die Handelsbilanzdaten darauf schließen, dass sich die Ausfuhren besser als erwartet entwickelten, obwohl sich Russland an die Vereinbarungen zur Beschränkung der Ölausfuhren mit der OPEC+ halte.
Dolgin verweist aber auch auf mögliche „Bremsfaktoren“. So könne die Zuversicht der Unternehmen (und ihr Lageraufbau) durch den Rückgang der real verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte um 8 Prozent im zweiten Quartal gedämpft werden. Die Erholung der staatlichen Unternehmen könne beeinträchtigt werden, weil die Fiskalpolitik der Regierung wahrscheinlich Ausgaben von langfristigen Investitionsprojekten zu sozialen Hilfen für die Bevölkerung umschichten werde.
Der ING-Volkswirt bleibt bei seiner vergleichsweise sehr optimistischen Prognose, dass Russlands gesamtwirtschaftliche Produktion 2020 nur um 2,5 Prozent zurückgehen wird, sieht dabei aber weiterhin „Abwärtsrisiken“ für einen stärkeren Rückgang. Zudem rechnet er 2021 nur mit einer schwachen Erholung um 2,0 Prozent.
Auch Natalia Orlova, Chefvolkswirtin der Alfa Bank, meint, das Wirtschaftswachstum werde im nächsten Jahr 2,5 Prozent nicht überschreiten. Der scharfe Rückgang der Einkommen habe zu einem Einbruch der realen Einzelhandelsumsätze um 16,6 Prozent im zweiten Quartal 2020 im Vorjahresvergleich geführt. Da die Regierung schon im nächsten Jahr eine Konsolidierung des Staatshaushaltes erreichen wolle, werde sich diese Verschlechterung der Verbrauchskonjunktur wahrscheinlich nicht leicht ausgleichen lassen.
Die durchschnittliche Wachstums-Prognose für das Jahr 2021 der FocusEconomics-Umfrage nähert sich mit 3,4 Prozent inzwischen der Einschätzung der Zentralbank, die mit einem Wachstum von 3,5 bis 4,5 Prozent rechnet.
Eine kräftige Erholung der russischen Wirtschaft, die den Einbruch des Jahres 2020 bereits im nächsten Jahr weitgehend wettmachen könnte, erwartet kaum jemand. Die Mehrzahl der vorliegenden Prognosen geht auch nicht davon aus, dass sich das Wachstum 2022 beschleunigt. Die meisten Analysten erwarten im Gegenteil wie die Zentralbank bereits für 2022 eine leichte Abschwächung des Wachstums. Laut der FocusEconomics-Umfrage wird es dann nur noch 2,7 Prozent erreichen (Zentralbank-Prognose: 2,5 bis 3,5 Prozent).
Das langfristige Wachstumspotenzial bleibt auf 1,5 bis 2 Prozent beschränkt
Kirill Tremasov, Direktor der Abteilung für Geldpolitik der Zentralbank, meinte in einem Interview mit RBC-TV zur Wachstumsentwicklung, seit Juni erhole sich die Wirtschaft. Vor allem gebe es eine Belebung der Verbrauchernachfrage. Zum einen handele es sich um eine während der Quarantäne aufgestaute Nachfrage. Erhebliche Bedeutung hätten aber auch die staatlichen Hilfen. Nach Schätzungen der Zentralbank glichen sie den Rückgang der Einkommen im zweiten Quartal zu etwas mehr als der Hälfte aus. Zusätzlich werde ein Teil der früheren Ausgaben für Auslandsreisen jetzt in Russland nachfragewirksam.
Tremasov betonte aber, dass diese Nachfragefaktoren nur vorübergehend wirksam seien. Im nächsten Jahr werde der fiskalische Impuls schwächer werden. Stattdessen werde die Lockerung der Geldpolitik die Konjunktur zunehmend stützen.
Das längerfristige Wachstumspotenzial der russischen Wirtschaft bleibe allerdings sehr wahrscheinlich auf 1,5 bis 2 Prozent begrenzt. Nur in der Erholungsphase 2021/2022 werde das Wachstum voraussichtlich höher sein.
Internationale Rating-Agenturen stufen Russland trotz Rezession nicht ab
Trotz der Belastungen der russischen Wirtschaft durch die Corana-Pandemie und den Einbruch der Ölpreise bestätigte Fitch sein Rating für russische Staatsanleihen mit dem Investment-Grade „BBB-“ bei „stabilem Ausblick“. Mitte Juli hatte dies bereits die Agentur S&P Global Ratings getan.
Fitch lobte die russische Regierung. Ihre Wirtschaftspolitik sei „glaubwürdig und konsistent“. Russlands Staatshaushalt und die Zahlungsbilanz seien „robust“. Die Reaktion der Regierung auf den Schock der Pandemie und die extreme Volatilität der Ölpreise werde die Stabilität der Wirtschaft stärken und die Stabilität des Staatshaushalts bewahren.
Finanzminister Siluanow bezeichnete die Rating-Entscheidung der Agentur Fitch als weiteren Beweis, dass die Stabilität der russischen Wirtschaft trotz der außenwirtschaftlichen Turbulenzen gewährleistet sei. Er verwies darauf, dass Russland eines von wenigen Mitgliedern „der Gemeinschaft der unabhängigen Staaten“ sei, denen es gelungen sei, eine Verschlechterung des Ratings und des „Ausblick“ der Agenturen zu vermeiden.
Als Risiko für Russland stellte Fitch die von den USA insbesondere angesichts des Wahlkampfes drohenden Sanktionen heraus. Sie könnten sich vor allem auf Russlands Energieprojekte wie die Pipeline Nord Stream 2 richten, aber auch auf ausländische Investitionen in Rubel-Anleihen Russlands. Die Agentur erwartet aber nicht, dass die Sanktionen Dollar-Transaktionen russischer Banken treffen werden.
Wie die Agentur Fitch strich auch Apurva Sanghi, Lead Economist der Weltbank für Russland, in einem Weltbank-Blog jetzt noch einmal die Erfolge der russischen Wirtschaftspolitik heraus (siehe auch Ostexperte.de vom 13. Juli). Im Vergleich mit früheren Krisen sei der Kapitalabfluss aus Russland in diesem Jahr gering. Der nationale Wohlfahrtsfonds sei auf 12,5 Prozent des BIP aufgefüllt worden und das russische Bankensystem sei in die Corona-Krise aus einer Position „relativer Stärke“ gegangen. Auch die Weltbank gehe aber davon aus, dass die russische Wirtschaftsleistung bei einer schwachen Erholung im Jahr 2021 (Basis-Szenario: + 2,7 Prozent) unter ihrem Niveau vor der Krise bleiben werde.
DekaBank: Erste Belebungszeichen der Konjunktur
Anders als die Rating-Agentur Fitch blieb Daria Orlova, Russland-Expertin der Frankfurter DekaBank in ihrem monatlichen Russland-Bericht in den „Emerging Markets Trends“, Anfang August bei ihrer bisherigen Prognose zum Rückgang des BIP. Mit minus 5,6 Prozent liegt sie aber nur knapp außerhalb der Prognose-Spanne der Zentralbank.
Als „erste Belebungszeichen“ der Konjunktur verweist Orlova aber auf die Entwicklung der Einkaufsmanager-Indizes (Purchasing Manager Indices). Sie haben sich von ihren tiefen Einbrüchen im April inzwischen deutlich erholt.
Der Dienstleistung-PMI des Marktforschungsunternehmens IHS Markit stieg im August sogar deutlich über die „Wachstumsschwelle“ von 50 Punkten auf 58,5 Punkte. Dahinter steht die Belebung der realen Einzelhandelsumsätze. Sie waren im Juni nur noch 7,7 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Im Mai unterschritten sie das Vorjahresniveau noch um 19,2 Prozent.
Der PMI im exportabhängigeren „Verarbeitenden Gewerbe“ fiel hingegen etwas zurück und blieb mit 48,4 Punkten im „Kontraktionsbereich“. Die Industrieproduktion war im Juni im Vorjahresvergleich fast so stark gesunken wie im Mai (- 9,4 Prozent gegenüber Vorjahr nach -9,6 Prozent im Mai). Orlova erklärt das zum einen mit den Ölförderbeschränkungen im Rahmen des „OPEC+“-Vereinbarungen, zum anderen aber auch mit einer fehlenden Investitions- und Exportnachfrage (siehe auch Ostexperte.de-Bericht).
Der kombinierte Einkaufsmanager-Index stieg von 48,9 Punkten auf 56,8 Punkte und überschritt damit wie der Dienstleistungs-Index klar die „Wachstumsschwelle“. Auch FocusEconomics bietet dazu eine Abbildung.
Verbraucherpreisanstieg beschleunigte sich im Juli auf 3,4 Prozent
Die jährliche Inflationsrate stieg in Russland von 3,2 Prozent im Juni auf 3,4 Prozent im Juli. Das ist der stärkste Preisanstieg seit letztem November. Der Anstieg der Verbraucherpreise beschleunigte sich bei Lebensmitteln (+ 4,2 Prozent gegenüber +3,9 Prozent im Juni) aber auch bei anderen Produkten (+ 3,1 Prozent gegenüber + 3 Prozent). Die Inflationsrate bei den Dienstleistungen stagnierte hingegen (+ 2,5 Prozent). Gegenüber dem Vormonat Juni beschleunigte sich der Anstieg der Verbraucherpreise auf 0,4 Prozent (Juni/Mai: + 0,2 Prozent).
Da die jährliche Inflationsrate weiterhin unter der von der Zentralbank angestrebten Rate von 4 Prozent liegt, hält es DekaBank-Analystin Daria Orlova für „nahezu sicher“, dass die Zentralbank ihren Leitzins in einem weiteren Schritt um 25 Basispunkte auf 4 Prozent senken wird (nächste Leitzins-Sitzung am 18. September).
Orlova erwartet, dass der Anstieg der Verbraucherpreise im Jahresdurchschnitt 2020 mit 3,2 Prozent deutlich niedriger sein wird als 2019 (4,5 Prozent). Das entspricht der Prognose der Zentralbank (2020/2019: + 3,1 Prozent bis + 3,2 Prozent).
Bis Ende 2020 wird sich der Anstieg der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat laut der Zentralbank-Prognose jedoch auf 3,7 bis 4,2 Prozent beschleunigen und damit deutlich höher sein als Ende 2019 (3,0 Prozent).
Anstieg der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent
Weitere Leitzinssenkungen unter 4 Prozent dürften nach Einschätzung von Orlova nur möglich sein, wenn sich Russlands Konjunktur deutlich schlechter entwickelt, als es die Zentralbank erwartet. Die Zentralbank habe angekündigt, dass sie negative Realzinsen vermeiden wolle.
Prognosen der DekaBank für 2020 und 2021
^*^Quellen und Lesetipps:
Ostexperte.de-Artikel zu Konjunktur und Wirtschaftspolitik in Russland von Klaus Dormann:
- Wie kommt die russische Wirtschaft aus der Corona-Krise; 03.08.2020
- Russland: Leitzins weniger stark gesenkt als erwartet; 27.07.2020
- „Doppel-Schock“ für Russlands Wirtschaft im zweiten Quartal; 20.07.2020
- Russlands Armutsquote: Besserung trotz Corona? 13.07.2020
- Russland: Die Erholung vom Shutdown hat begonnen; 06.07.2020
Periodisch erscheinende Konjunkturberichte (monatlich, vierteljährlich, halbjährlich)
- Dmitry A. Zaitsev; Rechnungshof: Economic monitoring. 06-12 August; Wochenbericht; u.a. zur Entwicklung von Rubel, Uals-Preis, Inflation und BIP; 14.08.2020
- Natalia Orlova; Alfa Bank: Russia’s GDP growth in 2021 will not exceed 2.5%; finam.ru, 12.08.2020
- OPEC: Monthly Oil Market Report; 12.08.2020
- Y. Stepanov, I. Morgacheva (independent analysts and consultants ARB/Bankenverband) : Current Trends in the Economy. August 2020; arb.ru, 12.08..2020
- Center for Macroeconmic Analysis And Short term Forecasting, CMASF: Analysis of macroeconomic trends; 11.08.2020; Trends in the Russian Economy, 23.07.2020
- Marina Voitenko; politcom.ru: Wirtschaftspolitischer Wochenrückblick; Growth and incentives are hot issues; 10.08.2020
- Finmarket.ru: The growth potential of the Russian economy is still 1.5-2%, but during its recovery, growth will be higher – Central Bank; 07.08.2020
- Daria Orlova; DekaBank: Russland: Erste Belebungszeichen bei der Konjunktur; in: Emerging Markets Trends; 07.08.2020
- Dmitry A. Zaitsev; Rechnungshof: Economic monitoring. July 30-August 05; Wochenbericht; u.a. zur Entwicklung von Rubel, Inflation, Ölmarkt und PMI-Indizes; 06.08.2020
- Fitch Rating Action Commentary: Fitch Affirms Russia at ‘BBB’; Outlook Stable; 07.08.2020
- Valery Mironov, Alexey Kuznetsov; HSE: July 2020: pushed off the bottom? ; 04.08.2020
- Analytical Center of the Russian Government: Current trends of the Russian Economy; July 2020: Consumer Demand: Regional Differences; mit 6 Charts zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung am Schluss des Berichts; 04.08.2020
- Vnesheconombank Institut: Dynamics of the main macro-indicators in June; 01.08.2020
- Higher School of Economics, Moscow: HSE Macro-Monitor; Chartsammlung; 31.07.2020
- Dmitry A. Zaitsev; Rechnungshof: Economic monitoring. July 22-July 29; Wochenbericht; u.a. mit Prognosen des VEB-Instituts und der Zentralbank; 31.07.2020
- Finmarket.ru: Industrial production in RF in July fell by 7.5%, inflation was 0.4% – forecast; Interfax-Umfrage; 30.07.2020
- Finmarket.ru: Sberbank lowered its inflation forecast for the RF for 2020 to 3.5%; 30.07.2020
- Vnesheconombank Institute: Monthly GDP Index June 2020; 28.07.2020
- Vnesheconombank Institute: SEMAFON: June 2020; russian economic indicators; 28.07.2020
- Johanna Melka; BNP Paribas: Russia – Better armed to handle the shock; Eco Emerging // 3rd quarter 2020 (completed on 16 July 2020); 23.07.2020
- Economic Expert Group: Economic Review – June 2020; 21.07.2020
- Natalia Orlova; Alfa Bank: Macro Statistics 1H20 – Course towards recovery; Bankir.ru; 20.07.2020
- Marina Voitenko; politcom.ru: Wirtschaftspolitischer Wochenrückblick; Second quarter results – uneven ascent; Ergebnisse des zweiten Quartals; Pläne bis 2030; 20.07.2020
- Eurasian Development Bank: Monthly Review; 16.07.2020; Eurasian Development Bank: Macroeconomic Review Russian Federation: April 20, Updated Forecast; 22.04.2020
- Economist Intelligence Unit; Economic Forecast Europe: Europe: Growth and inflation; 14.072020
- Natalia Orlova; Alfa Bank: 2020 forecast update; Alfadirect.ru; 06.07.2020
Konjunktur und Wirtschaftspolitik in Russland
- TASS: The Ministry of Economic Development by the end of August will clarify the GDP estimate for 2020 and the forecast for 2021-2023; 14.08.2020
- Rosbalt.ru: It became known when the head of the Ministry of Economic Development “will answer with pleasure” to journalists; 14.08.2020
- Tatiana Lomskaya; Forbes.ru: Nationalization in Russia, the defeat of the United States and the victory of totalitarianism: how a pandemic will turn the modern world; Alexey Kudrin, Alexander Auzan, Jeffrey Sachs and other economists on the consequences of the pandemic; 12.08.2020
- Apurva Sanghi; World Bank Lead Economist for the Russian Federation: Under the shadow of a pandemic: Reflections on Russia’s response; 11.08.2020
- OAOEV: “Russland bleibt für deutsche Unternehmen ein aussichtsreicher Wachstumsmarkt“; Der Ost-Ausschuss-Vorsitzende Oliver Hermes zur wirtschaftlichen Entwicklung in Russland; 06.08.2020
- Jeronim Perović; University of Zurich, Center for Eastern European Studies (CEES): Virus in the System: Russia and the Corona Crisis; CSS Analysis 266; 06.08.2020
- russland.TV: Russland: Wie tief und lange in der Krise? Video; 5 Min.; 05.08.2020
- Marina Voitenko; Politcom.ru: Global economy – second half of uncertainty; Wirtschaftspolitischer Wochenrückblick: Rezession in Industrieländern; US-Geldpolitik; 05.08.2020
- Jens Böhlmann; OAOEV: Rubel-Roulette: Über die Entwicklung der russischen Währung; ostexperte.de Ostausschuss-Kolumne; 05.08.2020
- banki.ru: The Institute for Growth Economics predicts a reduction in Russia’s GDP by up to 8%; TASS, 04.08.2020
- Eduard Steiner; Die Welt (Premium): Russlands mächtigste Frau soll Putin aus der Rezession befreien, 03.08.2020; vollständiger Text in Russisch bei Inosmi.ru; 04.08.2020
- Natalia Orlova; Alfa Bank: Unemployment rate in Russia will return to 6% by the end of 2020; finam.ru; 03.08.2020
- Eduard Steiner; Die Welt: Anomalous Gold / Gas Profit Ratio Weakens Russia – With One Exception; in Russisch bei Inosmi.ru; 30.07.2020
- Expert RA: By the end of 2020, the decline will amount to 3.8% of GDP, next year growth of 3.5% can be expected; 29.07.2020
- Marina Voitenko; politcom.ru: Restarting Growth – Debugging Mechanisms; Wirtschaftspolitischer Wochenrückblick: Juli-Dekret; Leitzinssenkung; CBR-Prognosen; Haushaltspolitik; 29.07.2020
- Anna Kaledina; iz.ru: Emergency needs: experts predict a 10-25% reduction in spending on national projects; Their implementation in 2020 will bring the country’s GDP 0.7%, analysts calculated; 28.07.2020
- Alexey Dolzhenkov; Expert.ru: Another recession; the economic recovery in the second half of 2020 will be hampered by…; 27.07.2020
- Yulia Starostina, Ivan Tkachev; rbc.ru: VEB assessed the impact of anti-crisis measures on the economy and incomes of Russians; 27.07.2020.
- VEB Institute: Russian economy amid pandemic and disturbances in hydrocarbon markets; 24.07.2020
- Mathias Brüggmann; Handelsblatt: Putin ändert seine Ziele; Coronakrise: Russland droht die Armut. Die Zentralbank senkt ihren Leitzins. Putin weiß, dass das nicht reicht; 24.07.2020
Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 8,5 Prozent niedriger als vor einem Jahr
- Rosstat: Rosstat presents a preliminary estimate of GDP for the II quarter of 2020; 11.08.2020
- Reuters.de: Russlands Wirtschaft schrumpft im zweiten Quartal um 8,5 Prozent; 11.08.2020
- Trading Economics: Russia GDP Annual Growth Rate; 11.08.2020
- Dmitry Dolgin; ING: Russian GDP: 2Q20 drop not as deep as expected; 11.08.2020
Verbraucherpreise im Juli 2020 3,4 Prozent höher als vor einem Jahr
- Rosstat: Verbraucherpreise im Juli 2020; 06.08.2020
- Wirtschaftsministerium: Bild der Inflation; 06.08.2020
- Zentralbank: Consumer Inflation; Statistiken und Charts; russisch+englisch, 11.08.2020;
- Zentralbank: Monatsbericht Consumer Price Dynamics: Facts, Estimates, Comments; russ. + englisch mit Pressemeldung: Annual inflation in July increased to 3.37% with a decrease in monthly price increases; 12.08.2020
- Almanas Stanapedis; FocusEconomics: Russia: Inflation increases in July; 06.08.2020
- Trading Economics: Russia Inflation rate quickens to 8-Month High of 3.4 Percent; 06.08.2020
- Dmitry Dolgin; ING Bank: Russia: CPI accelerates in July, mostly on base effect; 06.08.2020
Einkaufsmanager-Indizes: Kräftiger Anstieg bei Dienstleistungen, Rückgang in der Industrie
- IHS Markit: Russia Manufactoring PMI, 03.08.2020; Russia Services PMI; 05.08.2020
- Almanas Stanapedis; FocusEconomics: Russia: PMI July 2020; Services Sector returns to growth; 05.08.2020
- Almanas Stanapedis; FocusEconomics: Russia: Manufacturing PMI dips in July; 03.08.2020
Zentralbank-Berichte und -Prognosen
- Zentralbank: Monetary Policy Report, russisch; englisch (3 Wochen nur Summary); 03.08.2020
- Yandex Presselinks zum Monetary Policy Report: The Bank of Russia has worsened the forecast for the decline in imports in the Russian Federation for this year; 03.08.2020
- Dmitry Butrin; Kommersant: Not worse than the average of the ward; The Central Bank expects at least a synchronous recovery of the Russian economy with the world; 04.08.2020
- Banki.rui: Central Bank expects accelerated recovery of economic activity in the second half of the year; Prime; 03.08.2020
- Banki.ru: Bank of Russia: inflation will return to target of 4% by the end of 2021; Prime, 03.08.2020
- Zentralbank: Monatsbericht: Economy: facts, assessments and comments; russ.+englisch; 28.07.2020; Pressemeldung: In June, there was a recovery in economic activity; 28.07.2020
- Zentralbank: Investor presentation „Russia’s Economic Outlook and Monetary Policy“; 30.07.2020
- Zentralbank: Investor presentation „Russian Financial Sector“; mit Macro-Update; 30.07.2020
- Zentralbank: Konjunkturbericht: „What the trends say“ der volkswirtschaftlichen Abteilung; Englische Übersetzung; Pressemeldung: Economy Rebounds in June; 15.07.2020
- Zentralbank: Statistical Bulletin; monatlich, russisch und englisch
- Zentralbank: Kalender mit Sitzungsterminen und Links zu Pressemeldungen, Prognosen und Publikationen der Zentralbank