Demographischer Wandel: China will Zwei-Kind-Politik stoppen

China will mehr Geburten und Zwei-Kind-Politik stoppen

Das Ende der umstrittenen Ein-Kind-Politik in China brachte nicht den erhofften Babyboom. Nun überlegt die Regierung in Peking, wie sie die Geburtenrate ankurbeln könnte.

Chinas Gesellschaft wird immer älter. Das ist das Erbe der 1979 eingeführten Ein-Kind-Politik, mit der die Regierung das Bevölkerungswachstum drosseln ließ. Damals wollte die Volksrepublik in der Nachkriegszeit einer Bevölkerungsexplosion entgegenwirken und Versorgungsengpässe vermeiden. Um dies umzusetzen, verwendete die Regierung teilweise rabiate Methoden, darunter Zwangsabtreibungen, Haft- und Geldstrafen sowie Sterilisationen.

Die Maßnahme war, aus Sicht der chinesischen Regierung, durchaus erfolgreich: Die Geburtenrate konnte von sechs Kindern pro Frau in den späten 1960er-Jahren auf den heutigen Wert von 1,57 Geburten reduziert werden. Erst vor zwei Jahren erkannte die Regierung in Peking, dass der demographische Wandel bedrohlich voranschreitet – und beschloss ein Ende der umstrittenen Ein-Kind-Politik. Seither dürfen Familien zwei Kinder haben.

Doch das Umdenken erfolgt möglicherweise zu spät.

Demographischer Wandel

Schon heute kommen auf einen Beitragszahler etwa drei Rentenempfänger. Außerdem nutzen die Chinesen ihre neuen Freiheiten deutlich weniger als gedacht. Die Gesamtzahl der Geburten 2016 und 2017 überstieg der Schnitt der fünf vorherigen Jahre nur um 6%. Schätzungen zufolge sollen bis 2025 rund 330 Millionen Chinesen über 65 Jahre alt sein. Dies hätte drastische Auswirkungen für die zweitgrößte Wirtschaft der Welt, in der heute rund 1,4 Milliarden Menschen leben.

Für den langsamen Anstieg der Geburtenrate nach Aufhebung der Ein-Kind-Politik gibt es diverse Gründe: Viele Frauen in Großstädten fürchten um ihre Karriere und junge Familien sorgen sich um hohe Kosten für eine gute Ausbildung ihrer Kinder.

Nun plant die chinesische Regierung offenbar ein Ende ihrer Zwei-Kind-Politik. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Regierungsvertreter. Zudem sucht China nach neuen Wegen, um die Geburtenrate zu beschleunigen. Zur Debatte steht unter anderem, dass Familien mit weniger als einem Kind zwangsweise in einen „Vermehrungsfonds“ einzahlen müssen. Die Idee wird in China als Bevormundung durch den Staat scharf kritisiert.

Das Ende der Zwei-Kind-Politik sei „längst überfällig“, erklärte der Demographie-Experte Gu Baochang von der Renmin-Universität in Peking. Auch die Ein-Kind-Politik hätte deutlich früher gestoppt werden sollen. „Wenn wir früher begonnen hätten, dann wäre es einfacher gewesen, das Problem anzugehen.“

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