Australiens Tourismusindustrie kämpft um den Aufschwung

Herausforderungen und Chancen für 2023

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Es ist so einfach wie nie, nach Australien zu reisen: Ein elektronisches Visum für Australien ist in zehn Minuten zu Hause beantragt und anders als zum Beispiel nach Russland sind Reisen weder durch Sanktionen noch durch fehlende Flugverbindungen behindert. Dazu ist Australien ein attraktives Reiseziel für viele Arten von Tourismus-Vorlieben. Warum lässt dann die Erholung des australischen Tourismussektors nach der Pandemie auf sich warten und wie geht man in Down Under die Probleme an? Hier eine Zusammenfassung der aktuellen Entwicklungen.

Die Antwort Australiens auf die Pandemie

Australien ist ein regelbasiertes Land. Das merkt man, wenn man bei der Einreise irgendwelche falschen Angaben machen, wenn man auf der Bondi Beach den Anordnungen der Rettungsschwimmer nicht folgt oder wenn der Immigration aus Versehen in der falschen Reihe ansteht. Der Ton ist nicht streng, sondern höflich und sachlich, aber Korrektheit muss sein. Ähnlich streng und konsequent ging Australien mit der Pandemie um. Viele erinnern sich noch an die Dramen bei den Australia Open. Nach jedem Trainingsspiel wurde der ganze Platz desinfiziert und wegen eines positiv getesteten Mitarbeiters stand das gesamte Turnier für ein paar Tage auf der Kippe. Alle Spieler und ihre Trainer mussten vorübergehend in Quarantäne.

Die 2 Millionen Stadt Perth wurde wegen eines einzigen positiv getesteten Bewohners für fünf Tage in den Lockdown geschickt.  Ähnlich erging es Brisbane, einer Großstadt an der Ostküste mit 2,6 Millionen Einwohnern.

Internationale Flüge wurden stark zurückgeschraubt, fast keiner durfte mehr einreisen. Der Tourismus Australiens wurde für fast zwei Jahre praktisch völlig abgeschaltet.

Die Pandemie hat Australiens Tourismus stark zurückgeworfen

Eine weite Verbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus ab Dezember 2021 in der überwiegend doppelt geimpften Bevölkerung zeigte, dass die extrem restriktive Handhabung der Pandemie nicht die erwünschten Ergebnisse brachte. Die vollständige Impfpflicht blieb trotzdem noch lange eine Voraussetzung für ein Visum. Erst am 6. Juli 2022 wurde diese Impfpflicht aufgehoben. Auch ein negativer Coronatest muss heute nicht mehr vorgelegt werden. Tests bei der Einreise werden ebenfalls nicht mehr durchgeführt. Besser spät, als nie, sagt man, aber unter dem Strich hat die Pandemie nicht nur den Tourismus zwei Jahre lang stillgelegt, sondern auch das Ansehen Australiens als weites, freies Land für viele Interessierte beschädigt. Der Aufbau eines neuen Image, das für internationale Touristen attraktiv ist, geht aber nicht in nur wenigen Monaten.

 

Die Aufhebung der restriktiven Maßnahmen scheint eher halbherzig

Eine wichtige Ursache für den langsamen Neustart des australischen Reisemarktes ist sicher die einfache Tatsache, dass sich Neuigkeiten, wie zum Beispiel die Aufhebung der Impfpflicht, nur langsam herumsprechen. Dabei gab es auch nie den großen Schnitt zur Maßnahmenfreiheit. Einzelne Bundesstaaten halten zum Beispiel noch an einem verpflichtenden Selbsttest vor der Einreise fest. Einzelne Bundesstaaten haben auch noch eine Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen. Hier haben es andere Destinationen, wie zum Beispiel Thailand, leichter, die zwar auch eine restriktive Schutzpolitik betrieben haben, aber die Maßnahmen nach Beendigung der Pandemie völlig abgeschafft haben. Für viele Touristen bedeutet der erste Urlaub nach zwei Jahren Pandemie auch einen Urlaub von der Pandemie. Auf diese wirkt die Fortführung von Maßnahmen, wie verpflichtende Selbsttests oder Maskenpflichten eher abschreckend.

Nachhaltigkeit und Umweltschutz als neues Konzept?

Während der Jahre vor 2019 zeigten die Statistiken durchgängig jedes Jahr steigende Besucherzahlen. Nicht ohne Grund: Australien ist ein extrem dünn besiedelter Kontinent mit viel Natur, bietet aber gleichzeitig kulturell und technisch hoch entwickelte Ballungszentren und eine gut entwickelte touristische Infrastruktur. Vom Surfer und Partygänger bis zum stillen Naturliebhaber, Taucher, Segler, Strandurlauber, Individual- und Pauschaltouristen, jeder kam leicht auf seine Kosten. In den Jahren 2019 und 2020 gab es dann extreme Buschfeuer, die riesige Naturflächen und ganze Ortschaften zerstörten. Dies führte schon zu einem Einbruch im Tourismus, weil viele aus Angst ihre gebuchten Reisen absagten. Heute werden diese Gebiete wieder aufgeforstet; man versucht, die Natur zu regenerieren. Dabei ist man auch auf den Wunsch vieler Touristen eingegangen, die aktiv helfen wollten. Viele Organisationen bieten heute die Möglichkeit an Renaturierungsmaßnahmen und Naturschutz aktiv teilzunehmen. Es werden Bäume gepflanzt, Flussufer renaturiert und Tiere, die in Pflegestationen überlebt haben, in die neu geschaffenen Biotope ausgewildert. Am Great Barrier Reef werden Freiwillige als Rettungstaucher und Naturschützer trainiert. In den Zeiten des Klimawandels haben viele das Bedürfnis, der Erde zu helfen und Australiens Tourismusindustrie hat sich gut darauf eingestellt und einen neuen Markt eröffnet, der gleichzeitig die Chance für ein neues, positives Image für Australien bietet.

Anerkennung der Aborigines

Ebenfalls ein Pluspunkt für Australien und seine Wahrnehmung in der Welt, ist die Art, wie die Australier die Ausrottungs- und Vertreibungspolitik gegen die Ureinwohner während der britischen Kolonisierung des Kontinents aufgearbeitet haben. Heute wird vielerorts betont, dass die Aborigines die eigentlichen Besitzer des Landes sind und als äußeres Zeichen für diese Anerkennung haben sich auch viele Namen geändert. “Ayer’s Rock” heißt jetzt “Uluru”, die “Devil’s Marbles” heißen “Kurlu Kurlu”, der Mount Warning heißt “Wollumbin”. Den Namen, die auf die Sprachen der Aborigines zurückgehen, wird ganz offiziell der Vorzug gegeben und Land wurde in die Verwaltung von heimischen Stämmen zurückgegeben. Das Bewusstsein, dass den Ureinwohnern großes historisches Unrecht angetan wurde, wird nicht nur geäußert, sondern sie werden auch aktiv entschädigt. Eine solche Haltung, die nicht durch äußere Zwänge entstand, sondern freiwillig, wird weithin, auch bei Touristen, anerkannt.

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