Weizen aus Russland: Ägypten fürchtet Mutterkornpilz
Das ägyptische Verwaltungsgericht hat ein Urteil getroffen, nach dem die Einfuhr von Weizen aus Russland künftig beschränkt werden soll. Grund für die Entscheidung ist der giftige Mutterkornpilz. Dies berichtet die russische Wirtschaftszeitung Wedomosti.
In Zukunft sollen keine Lieferungen russischer Weizen mehr in Ägypten ankommen, deren Ware vom giftigen Mutterkornpilz befallen ist. Mit dem Urteil kam das ägyptische Verwaltungsgericht dem Aufruf eines Rechtsanwaltes nach. Dieser hatte dem ägyptischen Premierminister sowie den Ministern für Landwirtschaft ein Schreiben gesendet, laut dessen das Mutterkorn-Weizen aus Russland eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung darstelle.
Tatsächlich ist der Verzehr des Mutterkorn-Pilzes schädlich für Mensch und Tier, weil der Parasit giftige Alkaloide enthält. Neben Weizen kann er auch Roggen und andere Getreidesorten befallen.
Mit Ägypten bricht der wichtigste Käufer weg
Seit 2010 gilt in Ägypten die Norm, dass der Anteil von Mutterkorn den Maximalwert von 0,05% nicht überschreiten darf. Obwohl das Land damit bereits dem internationalen Standard entspricht, versuchte man im August 2016, die Quote weiter auf 0% zu senken. Als auf entsprechende Ausschreibungen jedoch kein Weizen erworben werden konnte, wurde die Regelung nach einem Monat wieder zurückgenommen.
Für Andrej Sisow, dem Direktor der russischen Getreide-Beratungsfirma Sovecon, dürfte dies keine Überraschung gewesen sein. Laut ihm sei es unmöglich, Weizen vollständig vom Mutterkornschädling zu befreien. Doch selbst wenn es gelinge, benötige man sterilisierte Wagons für die Auslieferung des Korns. Einen Anspruch auf ganz und gar gereinigtes Weizen zu erheben, halte er für unrealistisch.
Die neue ägyptische Importbeschränkung trifft Russland zu einem Zeitpunkt, an dem es zum zweiten Mal in Folge eine Rekordernte an Korn einfährt. Laut Aussagen des russischen Landwirtschaftsministers Alexander Tkatschow werden Überschüsse von rund 130 Millionen Tonnen erwartet, woran der Weizen einen Anteil von 83 Millionen Tonnen bildet. Erschwerend hinzu kommt, dass Ägypten mit einem Anteil von rund 20% den bisher größten Käufer russischen Weizens darstellte.
Auch die Türkei hat den Handel eingeschränkt
Vor kurzem ergriff auch die Türkei, der zweitgrößte Importeur von russischem Weizen, restriktive Maßnahmen für den Handel mit Russland. Ankara erschwerte den Import diverser Lebensmittel, indem es eine verpflichtende Zertifizierung durch die türkische Handelskommission einführte. Was das russische Geschäft mit dem Weizen betrifft, so erwartet die Tageszeitung Wedomosti, dass Russland den Preis für das Produkt senken wird, um dem Käuferverlust entgegenzuwirken.