Russlands Wirtschaft: gestiegene Industrieproduktion und düstere Perspektiven

Wie wirkt die Teilmobilmachung auf die russische Industrieproduktion? Und wie steht Russlands Wirtschaft zum Krieg? Die neuesten Prognosen im Überblick.

Am 21. September ordnete Präsident Putin eine Teilmobilmachung an. 300.000 Reservisten sollten zu den Streitkräften eingezogen werden. Westliche Medien berichteten, Hunderttausende junger, gut ausgebildeter Russen hätten sich der Rekrutierung durch eine Flucht ins Ausland oder das Verlassen ihrer Arbeitsplätze und Wohnsitze entzogen. Ende Oktober verkündete der Präsident die Beendigung der Mobilmachung.

Hat sich die Mobilmachung bereits auf die Entwicklung der Produktion der russischen Wirtschaft ausgewirkt? Die russische Statistikbehörde Rosstat veröffentlichte in der letzten Woche erste Ergebnisse zur Entwicklung der Industrieproduktion im Oktober. Sie ist gegenüber September saison- und kalenderbereinigt laut Rosstat nicht gesunken, sondern um 0,7 Prozent gestiegen (siehe Schluss dieses Artikels). Daten zur Entwicklung der Produktion weiterer Bereiche der russischen Wirtschaft im Oktober wird Rosstat am 30. November mitteilen. Zumindest in der Industrie scheint der von vielen als Folge der Mobilmachung erwartete Einbruch der Produktion noch nicht eingetreten zu sein.

Weiterhin sehr kontroverse Meinungen zu Russlands Konjunkturentwicklung

Die Auswirkungen des Krieges und der Sanktionen auf die russische Wirtschaft werden weiterhin sehr unterschiedlich beurteilt. So senkte die OECD ihre Prognose für den diesjährigen Rückgang des russischen Bruttoinlandsprodukts auf 3,9 Prozent – ähnlich wie der IWF und die Weltbank. Im Gegensatz dazu blieb die Frankfurter Helaba im Russland-Kapitel ihres Jahresausblicks bei ihrer Einschätzung, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion in Russland 2022 um 9 Prozent niedriger sein wird als 2021.

Dass die russische Wirtschaft noch im laufenden Jahr als Folge der Mobilmachung sehr tief einbrechen wird, hatte der in westlichen Medien oft zitierte russische Ökonom Wladislaw Inosemzew bereits Ende September vorhergesagt. Ost-Ausschuss Geschäftsführer Michael Harms geht hingegen davon aus, dass der BIP-Rückgang im Jahresvergleich 2022/2021 auf rund 4 Prozent beschränkt bleibt. Die Sanktionen würden mittelfristig wirken, betonte Harms in einem ARD-Interview.

Wir geben nachstehend auch Hinweise auf die aktualisierte Konjunkturprognose des Forschungsinstituts der Wneschekonombank sowie Einschätzungen des Ökonomen Andrej Jakowlew, von Sberbank-Chef Herman Gref und des Fachbuch-Autors Maurice Höfgen zu den Perspektiven der russischen Wirtschaft.

Keine Hoffnung auf „halbwegs normale Wirtschaftsbeziehungen“ mit Russland

In einem kurzen Interview mit dem ARD-Morgenmagazin strich OA-Geschäftsführer Michael Harms am 21. November heraus, dass die Sanktionen mittelfristig wirken würden. Die Technologieabhängigkeit Russlands sei das „schärfste Schwert“ über das der Westen verfüge. Russland sei schon jetzt deutlich getroffen. In diesem Jahr werde es einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um rund 4 Prozent geben und auch im nächsten Jahr werde Russlands Bruttoinlandsprodukt sinken.

Richtig sei, dass Russland jetzt zwar weniger Öl und Gas verkaufe, wegen der gestiegenen Preise aber höhere Erlöse erziele. In diesem Bereich hätte man die Sanktionen vielleicht etwas anders planen können. Aber hinterher sei man immer klüger.

Harms fürchtet, dass es Deutschland nicht möglich sein wird, in absehbarer Zeit wieder „halbwegs normale Wirtschaftsbeziehungen“ mit Russland aufzubauen. Grundbedingung dafür wäre aus deutscher Sicht ein „fairer und nachhaltiger Friedensschluss“ in der Ukraine.

„Die Entflechtung der deutschen und russischen Wirtschaft beschleunigt sich“

Wie tief der deutsch-russische Handel bereits eingebrochen ist, wird im Update Russland“ des Ost-Ausschusses berichtet.

Die deutschen Einfuhren aus Russland sanken im September 2022 gegenüber dem Vorjahr um rund 37 Prozent. Wichtige Gründe dafür sind, dass Deutschland weniger Rohöl aus Russland importiert und dass Gazprom Anfang September die Gaslieferungen durch  die Pipeline Nord Stream 1 mit Hinweis auf Wartungsarbeiten einstellte. Ende September wurden die Leitungen Nord Stream 1 und Nord Stream 2 dann durch Sabotage-Sprengungen funktionsunfähig.

Die deutschen Exporte nach Russland brachen bereits im März 2022 um rund 58 Prozent ein. Das zeigt die folgende Abbildung aus einer Präsentation von Jens Böhlmann, Direktor Mittelstand/Green Deal des Ost-Ausschusses. Der Wert der deutschen Exporte nach Russland (grüne Linie) ist seither geringer als der Wert der Exporte in die Slowakei.

Jens Böhlmann, Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft: Chancenraum Osteuropa – eine unterschätze Region, Präsentation bei der Konferenz “Neue Brücken bauen in schwierigen Zeiten” des Ost-West-Wirtschaftsforums Bayern (OWWF) und des Ost-Aussschusses am 20.10.2022

Im September 2022 beschleunigte sich der Rückgang der Exporte nach Russland sogar auf rund 53 Prozent. Sie sanken in den ersten neun Monaten 2022 um rund 41 Prozent. Ost-Ausschuss Kommentar: „Die Entflechtung der deutschen und russischen Wirtschaft beschleunigt sich.“

Die Mobilmachung verschärft den Produktionseinbruch

Schon am 26. September hat sich Wladislaw Inosemzew, Direktor des Moskauer „Center for Post-Industrial Studies“, im russischen Internet-Magazin „The Insider“ zu den negativen Auswirkungen der Teilmobilmachung auf die russische Wirtschaft geäußert (englische Fasung: “The final countdown of the Putin era. How the mobilization will affect Russia’s economy and the Kremlin“). Das Ost-West-Wirtschaftsforum Bayern veröffentlichte auch eine deutsche Übersetzung des Artikels (Der letzte Countdown der Ära Putin). Inosemzews Artikel fand auch international viel Beachtung (siehe Video „Joe Blogs“).

Inosemzew erwartete Ende September, dass mindestens drei oder vier Millionen Russen ihre Arbeitsplätze aufgeben würden, um eine Einberufung zum Militär zu vermeiden. Das vorübergehende „Verschwinden“ von mindestens drei oder vier Millionen Menschen aus dem legalen Arbeitsmarkt werde „kaum unbemerkt bleiben“. Er wage die Vermutung, dass das russische Bruttoinlandsprodukt im Oktober um mindestens 4 bis 6 Prozent gegenüber August sinken werde.

In den folgenden Monaten werde sich dieser Trend noch verstärken, so Inosemzew weiter. Während vor der Mobilisierung mit einem Einbruch des russischen Bruttoinlandsprodukts um 4 bis 5 Prozent gerechnet worden sei, erscheine ihm jetzt sogar seine eigene Prognose vom Frühjahr, dass Russlands BIP um 10 Prozent einbrechen werde, zu optimistisch.

In einer Diskussion beim Berliner „Zentrum Liberale Moderne“ zur Zukunft der russischen Wirtschaft nach dem Krieg hatte Inosemzew Ende Mai sogar prognostiziert, dass Russlands Bruttoinlandsprodukt 2022 um 14 bis 18 Prozent sinken werde (Video).

Das VEB-Institut senkt seine Rezessionsprognose auf nur noch 3,1 Prozent

Die in der letzten Woche aktualisierte Prognose des Forschungsinstituts der Wnesheconombank geht zwar auch davon aus, dass Russlands gesamtwirtschaftliche Produktion im Verlauf des vierten Quartals sinken wird. Von einem Rückgang um mindestens 4 bis 6 Prozent von August bis Oktober, wie ihn Inosemzew vermutet, geht das Institut aber nicht aus. Die Abbildung lässt lediglich einen Rückgang um rund 1 Prozent erwarten.

Im Jahresdurchschnitt 2022 wird das reale Bruttoinlandsprodukt laut VEB-Institut nur 3,1 Prozent niedriger sein als 2021 (bisherige Prognose: – 3,5 Prozent).

Index des Bruttoinlandsprodukts, 2019=100, saisonbereinigt

Forschungsinstitut der Wneschekonombank: Current situation and forecast for the development of the Russian economy under sanctions, 23.11.2022

Nach ersten Schätzungen des VEB-Instituts ist das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal 2022 gegenüber dem zweiten Quartal saisonbereinigt um 0,1 Prozent gestiegen. Im vierten Quartal 2022 wird es laut der Prognose gegenüber dem dritten Quartal um 0,9 Prozent sinken. Damit dürfte es im Vorjahresvergleich mit dem vierten Quartal 2021 um 6,6 Prozent niedriger sein. Im nächsten Jahr erwartet das Institut einen weiteren BIP-Rückgang um 1,0 Prozent. Damit entsprechen die Prognosen des VEB-Instituts fast genau den Erwartungen der russischen Regierung.

Andrei Jakowlew: Die Teilmobilisierung hat vielen Unternehmen die Augen geöffnet

Andrei Jakowlew, „Chief Research Fellow“ am „Institute for Industrial and Market Studies“ der Higher School of Economics und als Gastwissenschaftler seit Januar am Osteuropa-Institut der FU Berlin tätig, hat sich bereits im August in einem Spiegel-Gespräch zur aktuellen Lage der russischen Unternehmen geäußert.

Russlands Wirtschaft stehe nicht hinter dem Krieg gegen die Ukraine, sagte Jakowlew damals laut finanzen100 und n-tv.de. Anders als bei der Krim-Besetzung 2014 gebe es keine allgemeine „patriotische Mobilisierung“. Die Geschäftswelt habe aber selbst keinen Einfluss auf den politischen Kurs. Den russischen Unternehmen bleibe nichts anderes übrig, als zu tun, was sie schon immer getan hätten: irgendwie zu überleben. Sie seien äußerst anpassungsfähig. Die Lieferausfälle infolge der Sanktionen könnten sie aber nicht über Importe aus Asien auffangen.

Die wirklichen Ausmaße der Wirkungen der Sanktionen werden sich, so Jakowlew, im Herbst zeigen, vorrangig in Branchen, die von Importen aus dem Westen abhängig sind. Allerdings habe niemand exakte Zahlen über das Ausmaß der russischen Importabhängigkeiten.

Bei einem Gespräch mit dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft beschrieb Jakowlew die aktuelle Stimmungslage unter russischen Unternehmern jetzt laut einem Bericht im „Update Russland“ des Ost-Ausschusses als „sehr kritisch“. Auch die im September beschlossene Teilmobilisierung habe vielen Unternehmen die Realität vor Augen geführt. Nach offiziellen russischen Angaben seien unter den Eingezogenen 27.000 Unternehmer.

Langfristig wird das Defizit an modernen westlichen Technologien sehr schaden

Die Möglichkeiten der Importsubstitution sieht Jakowlew laut dem OA-Bericht sehr skeptisch:

„Nachdem viele russische Unternehmen im Sommer noch hofften, dass sich die Lage stabilisieren würde, sei man inzwischen sehr skeptisch, was die Möglichkeiten der Importsubstitution und des Übergangs zu anderen Technologien anbelangt. … Inzwischen würden sich die Vorratslager der Unternehmen leeren; die Substituierung von Ausrüstungen und Komponenten durch den Import aus nicht sanktionierenden Ländern ginge dagegen nur schleppend bis gar nicht voran. Insgesamt wirkten zwar die westlichen Sanktionen nicht in dem Maße, wie sich das der Westen kurzfristig erhofft habe, langfristig aber werde das Defizit an modernen westlichen Technologien starke Auswirkungen haben.“

Auch China leistet nach Einschätzung von Jakowlew, so der OA, nicht die erwartete Unterstützung für Russland. Rohstoffe kaufe China zwar günstig ein. China leiste aber kaum Technologieunterstützung. Für China sei der amerikanische und der europäische Markt wesentlich bedeutender als der russische.

Auch Nabiullina und Gref warnen

Der Ost-Ausschuss berichtet auch über Einschätzungen von Zentralbank-Präsidentin Elwira Nabiullina und Sberbank-Präsident Herman Gref zu den Folgen der Sanktionen und des Abzugs westlicher Unternehmen:

„Der Strukturwandel der russischen Wirtschaft wird nach Einschätzung der ZentralbankChefin Elwira Nabiullina mehrere Jahre dauern und sich sehr komplex gestalten. Nach ihrer Aussage sollten dabei die Auswirkungen der Sanktionen auf die russische und die globale Wirtschaft nicht unterschätzt werden.

Der Präsident der russischen Sberbank Herman Gref äußerte sich im Rahmen eines Wirtschaftsforums in Moskau ähnlich kritisch. Seiner Einschätzung nach werde der Rückzug ausländischer Unternehmen aus Russland „langfristig negative Folgen“ für die Wirtschaft haben. Er werde den Wettbewerb im Lande stark beeinträchtigen: „Wir reden hier über Innovation, das wichtigste Mittel zur Entwicklung von Innovation ist ein sehr harter Wettbewerb. Wo es keinen Wettbewerb gibt, gibt es auch keine Innovation.“ “

Krieg und Mobilisierung kosten Russland rund eine Million junge Talente

Maurice Höfgen, Mitarbeiter des wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages und Autor des kürzlich erschienen Buches „Der neue Wirtschaftskrieg“, geht in einem Artikel im Internet-Magazin Jacobin ebenfalls auf die negativen Folgen von Krieg und  Mobilmachung ein. Er schätzt, dass dem russischen Arbeitsmarkt rund 1 Million Arbeitskräfte entzogen werden. Höfgen macht folgende Rechnung auf:

Es seien insbesondere junge Russen, die von der Mobilmachung betroffen seien oder vor ihr fliehen würden. Es seien diejenigen, die gut ausgebildet seien und der alternden Bevölkerung in Zukunft die Rente mit einer möglichst produktiven Wirtschaft sichern müssten.

Nach Beginn des Krieges hätten bereits bis zu 450.000 junge Russen das Land verlassen.

Seit Beginn der Mobilisierung seien schätzungsweise 300.000 weitere geflohen. Etwa ebenso viele seien eingezogen worden. Der Großteil der Mobilisierten werde sterben, sich verletzen, traumatisiert werden oder Fähigkeiten für den Arbeitsmarkt verlieren.

Das heiße zusammengerechnet: rund 1 Million junger Talente werden dem russischen Arbeitsmarkt entzogen.

Russlands Wirtschaft wird auf Jahre hinaus gelähmt

Höfgen sieht die russische Wirtschaft mit einem „unvergleichlichen Angebotsschock“ konfrontiert. Er werde die Wirtschaft auf Jahre hinaus lähmen. Je länger der Krieg dauere, desto schlimmer seien die Folgen. Seine Argumente:

Je länger der Krieg,

  • desto größer ist die ökonomische Unsicherheit,
    die Unternehmen vor Investitionen in Russland abschreckt,
  • desto mehr Firmen wandern aus Russland ab,
  • desto mehr Lieferketten werden gebrochen,
  • desto schwerer fällt der Ersatz westlicher Importe,
  • desto mehr Arbeitskräfte produzieren für die destruktive Kriegsindustrie,
  • desto mehr Arbeitskräfte lassen ihr Leben auf dem Schlachtfeld oder fliehen vor der Mobilmachung.

Trotz Mobilmachung stieg die Industrieproduktion im Oktober

Am 23. November veröffentlichte Rosstat erste Daten zur Entwicklung der Industrieproduktion im Oktober (Tabelle mit Chart).

Nach Berechnungen des Forschungsinstituts der Wneschekonombank auf der Basis der Rosstat-Daten ist die russische Industrieproduktion im Oktober gegenüber September saisonbereinigt insgesamt um 0,7 Prozent gestiegen (schwarze Linie in der folgenden Abbildung). Die Industrieproduktion erholte sich damit von ihrem Rückgang im September gegenüber August.

 Index der Industrieproduktion (saisonbereinigt, Jan. 2014 = 100)

Institut der Vnesheconombank: „World Economy and Markets Review“, 25.11.2022

Getragen wurde die Erholung der Industrieproduktion im Oktober vor allem vom Anstieg der Produktion im „Verarbeitenden Gewerbe“ (dunkelgrüne Linie, + 1,9 Prozent gegenüber September). Die Produktion im Bereich „Bergbau/Förderung von Rohstoffen“ (hellgrüne Linie) stagnierte im Oktober hingegen auf dem Niveau, auf das sie im September gesunken war.

Starke Erholung des Maschinenbaus im Oktober

Innerhalb des „Verarbeitenden Gewerbes“ gab es in den Monaten August bis Oktober beträchtliche Produktionsschwankungen. Die Produktion im Maschinenbau (obere Linie in der folgenden Abbildung) erholte sich im Oktober mit einem Anstieg von 6,6 Prozent gegenüber September vom vorangegangenen Rückgang um 5,4 Prozent im September gegenüber August.

Auch die übrigen in der folgenden Abbildung erfassten Branchen verzeichneten im Oktober gegenüber September Produktionszuwächse, ausgenommen die chemische Industrie (graue Linie).

Indizes der Produktion in Bereichen des Verarbeitenden Gewerbes:
Maschinenbau, Kohle- und Mineralölprodukte, Metallurgie, Chemie, Nahrungsmittel
(saisonbereinigt, Jan. 2014 = 100)

Institut der Vnesheconombank: „World Economy and Markets Review“, 25.11.2022

Gegenüber Oktober 2021 ist die Industrieproduktion gesunken

Im Vergleich zum Vorjahresmonat Oktober 2021 war die Industrieproduktion im Oktober insgesamt um 2,6 Prozent niedriger. Sie entwickelte sich damit zuletzt merklich besser als Analysten bei einer Interfax-Umfrage erwartet hatten (- 3,5 Prozent).

Im „Verarbeitenden Gewerbe“ fiel die Kraftfahrzeugproduktion besonders stark:

Die Produktion im „Verarbeitenden Gewerbe“ unterschritt im Oktober ihr Vorjahresniveau insgesamt um 2,4 Prozent.

Besonders stark sank die Produktion gegenüber dem Vorjahr in folgenden Branchen:
Produktion von Kraftfahrzeugen, Anhängern und Aufliegern: – 45,2 Prozent
Holzverarbeitung: – 19,7 Prozent
Textilproduktion: – 9,5 Prozent
Herstellung von Arzneimitteln: – 8,5%

Einen deutlichen Zuwachs gab es hingegen im Vorjahresvergleich vor allem im Bereich „Herstellung von Computern, ihren Komponenten und Peripheriegeräten, elektronischen und optischen Produkten“ (+ 18,3 Prozent).

Die Förderung von Öl, Gas und Kohle sank im Vorjahresvergleich auch

Die Produktion im Bereich „Bergbau, Förderung von Rohstoffen“ war insgesamt um 2,7 Prozent niedriger als im Oktober 2021.

Dabei sank die Öl- und Gasförderung im Oktober 2022 im Vergleich zum Oktober 2021 um 3,4 Prozent, die Kohleförderung sank um 3,3 Prozent und die Metallerzförderung um 7,0 Prozent.

In den ersten 10 Monaten wuchs die Industrieproduktion noch etwas

Im Zeitraum Januar bis Oktober 2022 war Russlands Industrieproduktion insgesamt noch 0,1 Prozent höher als in den ersten zehn Monaten des Vorjahres. Im ersten Quartal 2022 war sie noch 5,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor gewesen. Im zweiten Quartal sank sie im Vorjahresvergleich um 2,5 Prozent, im dritten Quartal um 1,3 Prozent.

Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe war dabei in den ersten zehn Monaten 0,7 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Im Bereich „Bergbau/Förderung von Rohstoffen“ stieg die Produktion gegenüber Januar bis Oktober 2021 hingegen um 1,4 Prozent.

Für das gesamte Jahr 2022 erwartet das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung einen Rückgang der gesamten Industrieproduktion  um 1,8 Prozent und im Jahr 2023 um 1,3 Prozent.

Ostexperte.de-Artikel zu Konjunktur und Wirtschaftspolitik in Russland von Klaus Dormann:

Weitere Lesetipps und Quellen im PDF-Dokument, unter anderem zu:

Titelbild
avsinn / Shutterstock.com