Eine Meinungsumfrage des Central Asia Barometers zeigt, wie der Krieg Russlands gegen die Ukraine in Zentralasien wahrgenommen wird. Befragt wurden Menschen in Kasachstan und Kirgisistan.
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine bringt die zentralasiatischen Länder in eine heikle Lage. Wirtschaftlich, politisch und kulturell – auch nach einunddreißig Jahren Unabhängigkeit ist Russland oft ein enger Partner und hat großen Einfluss in der Region. Dass nun Krieg geführt wird gegen ein benachbartes Land, was früher ebenfalls Teil der Sowjet-Staates war, weckt in Zentralasien die Sorge, man könne als nächstes dran sein.
Am stärksten ausgeprägt ist die Sorge davor in Kasachstan, das in der Region die einzige Landgrenze mit Russland teilt. Kasachstans Präsident Kassym-Jomart Tokajew bezeichnete die russische Invasion als Verletzung des Völkerrechts und distanzierte sich von der russischen Außenpolitik. Einst ein enger Verbündeter des Kremls, zeigten die letzten Monate die kritische Haltung des größten zentralasiatischen Landes gegenüber Russland. Doch trotz vereinzelter Proteste gegen den Krieg in Kasachstan und Kirgisistan gibt es bisher kaum konkrete Daten über die Meinung der Öffentlichkeit zu dem Thema. Eine Umfrage des Central Asia Barometers hat nun gezeigt, wie die Menschen in beiden Ländern auf den Krieg reagieren und woher sie ihre Informationen beziehen.
Das Forschungsinstitut mit Sitz in Bischkek führte dazu im Juni eine Telefonumfrage in Kasachstan und Kirgisistan durch und befragte jeweils mehr als 1.500 Personen, wie die Nachrichtenseite Eurasianet berichtete. Demnach gaben in Kirgisistan 41 Prozent der Befragten an, dass sie dem Krieg “sehr viel Aufmerksamkeit” schenken, weitere 34 Prozent fügten hinzu, dass sie dem Krieg “etwas Aufmerksamkeit” widmen. In Kasachstan seien die Zahlen mit 32 und 39 Prozent ähnlich.
Die Art der Informationsbeschaffung zeigte deutliche Unterschiede bei den Altersgruppen. In Kasachstan hätten 76 Prozent der 19- bis 29-Jährigen angegeben, das Internet sei ihre wichtigste Quelle für internationale Nachrichten – in Kirgisistan seien es 82 Prozent gewesen. Dem Bericht zufolge nutzten die älteren Generationen hauptsächlich immer noch das staatliche Fernsehen – wenngleich selbst für die über 60-Jährigen das Internet inzwischen die wichtigste Quelle für internationale Nachrichten sei.
Dies könne erklären, weshalb 49 Prozent der kirgisischen Befragten die Ukraine und/oder die Vereinigten Staaten für den Krieg verantwortlich machten (14 Prozent geben Russland die Schuld). Und warum Kirgisistan auch den höchsten Anteil an Befragten aufweist, die glauben, dass Russland den Krieg gewinnen wird. In beiden Ländern gab eine Mehrheit an, der Krieg habe “negative Auswirkungen” auf ihr Land.