China und der DAX: Welchen Einfluss hat die Volksrepublik auf den deutschen Aktienindex?

Welchen Einfluss hat die Volksrepublik auf den deutschen Aktienindex?

Der DAX befindet sich im Aufwind und konnte im Juni erneut kräftig im Wert steigen: Inzwischen sind Kurse über 12.500 Punkte wieder zur Normalität geworden. Doch in Zeiten der Globalisierung ist der DAX abhängig vom Weltmarkt. Ganz vorne dabei, wenn es um ausländische Einflüsse auf den deutschen Aktienindex geht: die Volksrepublik China. Wie beeinflussen Chinas Wirtschaft und Politik den DAX?

Was ist der DAX?

Der DAX ist der deutsche Leitindex am Aktienmarkt und zeigt auf einen Blick, wie gut die nationale Wirtschaft dasteht. Die stärksten dreißig Unternehmen des Landes wie Adidas, die Deutsche Telekom, BMW oder Continental sind hier gelistet. Somit ist der DAX das vielleicht wichtigste Aushängeschild der deutschen Wirtschaft. Steigt der DAX, wirkt sich dies positiv auf die Stimmung der Anleger und der Politik aus. Befindet er sich dagegen für längere Zeit im Sinkflug, wird darüber in den Medien ausführlich berichtet und die Arbeitnehmer sehen meist schweren Zeiten entgegen. Trader blicken daher stets ganz genau auf den DAX Index und wollen wissen, wie gut der Leitindex sich entwickelt. Aktuell (Stand Ende Juni 2020) sind die Zahlen positiv, der Aktienmarkt hat sich aus dem Tief vom Frühjahr befreit. Man sieht: Nicht nur unternehmerisch, sondern auch in einem ganz allgemeinen Sinne, ist der DAX für Deutschland wichtig.

Chinas Einfluss auf den DAX

Für den DAX wiederum wichtig ist inzwischen die Wirtschaft eines ganz bestimmten Landes: Die Volksrepublik China ist Deutschlands größter Handelspartner und mit Projekten wie dem Ausbau der Seidenstraße für die Bundesrepublik ein starker Verbündeter. In den vergangenen Jahrzehnten zeigte China sich wirtschaftlich stark und konnte teilweise Wachstumsraten von deutlich über zehn Prozent vorweisen. Das bedeutet aber auch: Wenn Chinas Wirtschaft schrumpft, leiden die deutschen Unternehmen darunter.

Und das nicht nur aufgrund der hohen Kaufkraft der Chinesen, welche die Qualität der deutschen Exporte zu schätzen wissen. So stellen auch viele DAX-Unternehmen ihre Produkte in China her oder haben zumindest dort ansässige Zulieferer und Partner, deren wirtschaftliches Wohlergehen sich ganz konkret auf die Geschäftszahlen der hiesigen Firmen auswirkt. Daimler beispielsweise lässt seine Flotten schon seit Jahren in China produzieren und fährt damit bei jedem Verkauf höhere Gewinne ein. Diese Situation sorgt allerdings auch für Abhängigkeit. Wenn China weniger investiert, leiden die deutschen Firmen.

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Wirtschaftliche Dominanz

Zudem ist die wirtschaftliche Dominanz Chinas inzwischen äußerst groß: Seit einigen Jahren befindet die Volksrepublik sich auf Platz zwei der größten Volkswirtschaft der Welt. Lediglich die USA steht dabei noch vor China. Dies wird sich allerdings bereits in naher Zukunft ändern: Schon in wenigen Jahrzehnten wird China die USA beim BIP überflügeln – die Frage ist nicht ob, sondern lediglich wann genau dies geschehen wird. Die Entwicklung nachverfolgen kann man bereits mit einem Blick auf sehr konkrete Zahlen: Inzwischen werden in China zum Beispiel mehr Patente angemeldet als in den Vereinigten Staaten. Dies zeigt, dass das Land sich von der „Werkbank der Welt“ zu einem global agierenden Spieler gewandelt hat, der beim Thema Innovationsfähigkeit mit Europa und den USA mithalten kann. Dieser Faktor wird sich in Zukunft nur noch verstärken, deutsche Firmen daher noch mehr auf chinesische Erfindungen und Produktionsmethoden angewiesen sein. Und das wiederum bedeutet: Die starken Verknüpfungen der deutschen und chinesischen Wirtschaft haben auf lange Sicht keine Alternative. Kein Wunder daher, dass Chinas Einfluss auf den DAX so stark ist.

Und zuletzt ist Deutschland als exportorientierte Nation ohnehin in hohem Maße auf seine weltweiten Partner angewiesen. Auch 2019 wies die Bundesrepublik wieder den global höchsten Exportüberschuss auf: Umgerechnet etwa 293 Milliarden Dollar betrug dieser im letzten Jahr, was rund 7,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes entspricht. Und da die USA, als weltweit größter Exportverlierer, diese Zahlen bereits seit Jahren kritisieren, schauen deutsche Unternehmen sich noch mehr als sonst nach langfristigen Export-Alternativen abseits der Vereinigten Staaten um – und finden diese vor allem in China. Denn auch die EU kritisiert den deutschen Exportüberschuss: Langfristig solle dieser höchstens sechs Prozent betragen.

Fazit

Der DAX ist als Deutschlands Leitindex am Aktienmarkt immer stärker von der chinesischen Wirtschaft abhängig. Dies hat mehrere Gründe: Zum einen kaufen die Chinesen inzwischen eine große Zahl an deutschen Produkten. Zum anderen sind deutsche Firmen auf Produktionsstätten und Zulieferer aus China angewiesen. Und zuletzt wächst die chinesische Wirtschaft immer weiter: Bereits in wenigen Jahrzehnten wird China die größte Volkswirtschaft der Welt sein. Auf viele Arten nimmt die Volksrepublik damit Einfluss auf die deutschen DAX-Unternehmen.

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