Washington: Russlands Botschaft am „Boris-Nemzow-Platz“
Der US-Kongress hat beschlossen, dem Platz vor der russischen Botschaft in Washington einen neuen Namen zu geben. Mit Boris Nemzow wurde er nun nach dem bekannten Kritiker Putins benannt, der 2015 in Moskau ermordet wurde, berichtet die Tagesschau.
Es ist eine vermeintlich kleine, aber doch deutliche Stichelei in Richtung Wladimir Putin: Gestern wurde ein Teil der Washingtoner Wisconsin Avenue vor der russischen Botschaft auf den Namen “Boris Nemtsov Plaza” getauft. Damit ändert sich auch die künftige Adresse der diplomatischen Vertretung. Nemzow, zu Lebzeiten einer der lautesten Kritiker des russischen Präsidenten Putin, war vor drei Jahren in der Nähe des Kremls ermordet worden. Für das Verbrechen verurteilt wurden ein Offizier aus dem Sicherheitsdienst des tschetschenischen Präsidenten Kadyrow sowie vier weitere Männer. Sie erhielten Haftstrafen zwischen elf und 20 Jahren.
Republikaner und Demokraten Seite an Seite
Für die Benennung des Platzes haben sich im Kongress sowohl Demokraten als auch Republikaner stark gemacht: Eine Seltenheit in Zeiten Donald Trumps. Ron Johnson, republikanischer Senator von Wisconsin, zeigte sich bei der Eröffnung gut gelaunt. Der Bundesstaat habe sich mit Vergnügen zu der Namensgebung bereit erklärt. Der Demokrat Christopher Coons stimmte feierliche Töne an: „Wir sind heute hier wegen des Mutes von Boris Nemzow. Lasst uns sein Erbe bejubeln!“ Die Stadträtin Washingtons, Mary Cheh, dementierte einen Zusammenhang zur Russland-Affäre und den gegen Moskau erhobenen Manipulations-Vorwürfen. Man wolle lediglich das Gedenken an einen demokratiefreundlichen Patrioten erhalten, der „wegen seiner Vorstellungen von Freiheit“ ermordet wurde.
Reden von Schanna Nemzowa und Wladimir Kara-Mursa
Die Benennung des “Boris Nemtsov Plaza” war im vergangenen Januar vom Washingtoner Stadtrat genehmigt worden. Zuvor hatte man im Rahmen einer öffentlichen Vernehmung Nemzows Tochter Schanna Nemzowa zu Wort kommen lassen. Nemzowa, die sich für die Benennung des Platzes eingesetzt hatte, war ebenfalls bei der Einweihung anwesend. Neben ihr sprach auch Wladimir Kara-Mursa, ein Verbündeter Nemzows, auf der Veranstaltung. „Dort, wo er heute ist, amüsiert er sich sicher darüber, was wir hier gerade tun“, mutmaßte Kara-Mursa mit Blick auf seinen einstigen Freund: „Die größte Ehrung für ihn wäre ein freies und demokratisches Russland – und dieser Tag wird kommen.“ In Moskau hatte am vergangenen Sonntag ein Gedenkmarsch für Boris Nemzow stattgefunden.