Sberbank zieht Konsequenzen aus Russland-Sanktionen

Russlands größte Bank geht auf Distanz zu Europa

Die größte Bank Russlands, die Sberbank, erwägt ihre Arbeit in mehreren europäischen Ländern zu beenden. Das Unternehmen beklagt zu hohe Beeinträchtigungen durch die Sanktionen. Dies berichtet die russische Tageszeitung Wedomosti.

Die russische Sberbank plant offenbar, die Präsenz auf dem Territorium der Europäischen Union spürbar einzugrenzen. „Wir sind gerade dabei, unsere Aktivitäten in Europa zu optimieren. Wir werden uns aus einer Reihe von Ländern zurückziehen“, erklärte Sberbank-Vorsitzender Herman Gref gegenüber dem russischen Nachrichtensender Rossija 24. Hauptverantwortlich für den momentanen Zustand des Unternehmens in Europa seien die westlichen Sanktionen gegen Russland.

Wegen diesen leide die tägliche Arbeit der Sberbank insbesondere unter scharfen Einschnitten durch europäische Regulierungsbehörden, die laut des Vorstandsvorsitzenden in keinem Verhältnis stehen. So sei man trotz seiner geringen Bedeutung für den europäischen Markt als systematisch wichtige Bank eingestuft worden und stehe nun unter direkter Beobachtung durch die EZB. Die Kosten hierfür müsse der Konzern selbst tragen.

Theoretisches Interesse an Indien und China

Abseits des europäischen Geschäfts erkennt Gref jedoch überwiegend positive Entwicklungen. So schiele man derzeit auf den indischen und chinesischen Markt. In beiden Ländern sei man, so der Vorstandsvorsitzende, bereits auf unterschiedliche Weise präsent, doch es bestehe durchaus weiteres Entwicklungspotential.

In Indien habe die Sberbank bisher einige Projekte unterstützt, die im Interesse der eigenen Kundschaft stehen, jedoch ohne ernsthaft ins Geschäft einzusteigen. In China seien die Umstände nach wie vor kompliziert. Dort herrschen laut Gref strenge Regeln für die Marktzulassung von ausländischen Finanzdienstleistern: „Eine Liberalisierung wurde zwar angekündigt, doch bisher haben wir davon nichts gespürt, und wenn das Regime sich nicht spürbar liberalisieren wird, werden wir keine Pläne für einen ernsthaften Einstieg in China hegen.“

Abschied aus ukrainischem Geschäft steht bevor

Was die Zukunft in Europa betreffe, stehe bereits jetzt fest, dass die Sberbank sich von der ukrainischen VS Bank trennen wird, so Gref. Außerdem bereita man den Verkauf des ukrainischen Ablegers der Sberbank vor. Die Sberbank ist nicht das einzige russische Kreditinstitut, dem die Sanktionen offenbar zu schaffen machen: Im vergangenen Juni berichtete die New York Times, dass das zweitgrößte Kreditinstitut Russlands, die VTB-Bank, ebenfalls vom europäischen Geschäft Abstand nehmen wolle.

Titelbild
Quelle: V. Vizu, Сбербанк России ночью, Size changed to 1040×585 px., CC BY-SA 3.0[/su_spoiler]