So sehen die Russen das Lebensmittel-Embargo

Russland: 2/3 bemerken Lebensmittel-Sanktionen kaum

Laut einer Umfrage bemerken zwei Drittel der russischen Staatsbürger keinen Unterschied zwischen der Produktqualität vor und nach Verhängung des Lebensmittel-Embargos. 

Seit Mitte 2014 müssen Russen auf zahlreiche Produkte aus Westeuropa verzichten. Das Lebensmittel-Embargo war eine Reaktion auf Sanktionen, die die Europäische Union nach Annexion der Krim und Beginn des Krieges in der Ostukraine erlassen hatte. Im Juli dieses Jahres verlängerte der russische Präsident Wladimir Putin die Gegensanktionen bis Ende 2018.

Die russische Landwirtschaft profitierte von den Gegensanktionen. Der Landwirtschaftsminister spielt mit dem Gedanken, das Embargo um mehrere Jahre zu erweitern. Viele Lebensmittel konnten erfolgreich ersetzt werden. Doch wie sieht es mit der Qualität der Produkte aus? Kann russischer Käse mit Produkten aus Italien mithalten? Und was ist mit deutscher Milch?

Das russische Marktforschungsunternehmen „Romir“ erforschte im Juni 2017 die Meinung der Russen zur Produktqualität der substituierten Importwaren im Jahre 2016. Eine ähnliche Umfrage hatte die Organisation bereits für Produkte in 2015 durchgeführt. Darüber berichtet auch die Wirtschaftszeitung Wedomosti. Die Ergebnisse finden Sie hier (auf Russisch).

Russischer Käse vs. EU-Käse

57% der befragten Russen sind der Meinung, dass Käseprodukte im Jahre 2016 keinen Qualitätsunterschied zu jenem Käse aufweisen, der vor Verhängung des Lebensmittel-Embargos in russischen Geschäften verkauft wurde. In einer ähnlichen Umfrage gegen Ende 2015 stimmten dieser Aussage nur 42% aller Befragten zu.

Nur 27% der Befragten glauben, dass die Qualität der russischen Käseprodukte schlechter geworden ist. Vor anderthalb Jahren waren es noch 33%. Allerdings glauben nur noch 10% der Konsumenten (vorher 13%), dass die Qualität des Käses besser geworden ist.

Milch, Fisch, Fleisch, Gemüse und Obst

Die Marktforscher haben in der aktuellen Umfrage zum Lebensmittel-Embargo auch Milch-, Fleisch- und Fischwaren sowie Gemüse und Obst berücksichtigt. 18% der Befragten waren mit russischen Wurstwaren unzufrieden – das sind sechs Prozentpunkte mehr als 2015. Die Meinung zur Fleisch- und Milchqualität hat sich gegenüber 2015 von 8 auf 15% verschlechtert.

Ähnlich wie 2015 waren 18% der Befragten mit russischen Fischprodukten unzufrieden. Dasselbe gilt für Gemüsewaren, die von 17% der Befragten bemängelt wurden. Neben Käse wird lediglich Obst besser als 2015 bewertet. Nur 15% waren 2016 mit russischem Obst unzufrieden.

Kleinere Städte besonders unzufrieden

Am unglücklichsten über die Produktqualität waren Bewohner aus russischen Städten mit einer Einwohnerzahl zwischen 100.000 und 500.000 in Zentral- und Südrussland. Jene bemängelten laut „Romir“ vor allem Molkerei-, Fleisch- und Wurstwaren. Mit dem Gemüse zeigten sich vor allem Russen im Nordwesten des Landes sowie im Ural unzufrieden.

Laut den Autoren der Studie sei der „größte Schock“ nach Verhängung der Lebensmittel-Sanktionen überstanden: „Russen gewöhnen sich allmählich an die neuen Produkte“, lautet die Einschätzung. Allerdings hätten sie den Sinn für gute Qualität nicht verloren.

Titelbild
[toggle title=”Fotoquelle” open=”no”]Simon Schütt