Ausländische Streamingdienste in Russland werden beschränkt
Nach Informationen von Interfax und EWDN hat Russlands Staatsduma ein neues Gesetz zum Video-Streaming verabschiedet. Demnach dürfen ausländische Unternehmen nur mit 20 Prozent am Kapital des Streaming-Dienstes beteiligt sein, sofern dieser in Russland operiert.
Das neue Gesetz bezieht sich auf Audio- und Videodienste mit Streaming-Technologie, die in Russland täglich mehr als 100.000 Zugriffe haben. Soziale Netzwerke oder Videoplattformen wie YouTube, bei denen der Inhalt größtenteils von den Nutzern selbst erstellt und hochgeladen wird, sind von der neuen Regelung nicht betroffen.
Sicherheitsbedenken oder erfolgreiche Lobbyarbeit?
Der Duma-Abgeordnete und Initiator der neuen Regelung, Andrej Lugowoj, sieht im wachsenden Einfluss internationaler Medien im Internet ein Sicherheitsproblem: „Russland ist ein souveräner Staat, der nach seinem eigenen wirtschaftlichen Raum sucht. Währenddessen entstehen im grenzenlosen Internet neue Dienste, die öffentliche Meinung, Wirtschaft und nationale Sicherheit beeinflussen. Das ist der Grund für diese neue Regelung.“
Kritiker sehen jedoch andere Motive für das neue Gesetz. So ist die Geschäftsführerin des russischen Streaming-Dienstes TVzavr.ru, Marina Surygina, davon überzeugt, dass das Gesetz Ergebnis erfolgreicher Lobbyarbeit ist. Russische Unternehmen planen die Einführung eigener Streaming-Dienste. Die Konkurrenz solle auf diese Weise verdrängt werden, so Surygina.
Investitionen in russische Streaming-Dienste
Auch für den Chef der Streaming-Website Megogo, Viktor Schekanow, überwiegen die Nachteile. Auch er ist von der neuen Regelung betroffen: „Es [das neue Gesetz – Anm. d. Red.] wird die Investitionsattraktivität russischer Internetdienste untergraben, die nach wie vor in einem frühen Status der Entwicklung sind.“
Neben Megogo und TVzavr wird auch das US-amerikanische Unternehmen Netflix von dem Gesetz betroffen sein. Der Streaming-Anbieter mit den weltweit meisten Eigenproduktionen führte seine Plattform vergangenes Jahr in Russland ein, wobei Kulturminister Wladimir Medinski Netflix als ein von der “US-amerikanischen Regierung benutztes Instrument zur Einflussnahme in Russland” bezeichnete.
Streamingmarkt in Russland
TMT Consulting, ein russisches Beratungsunternehmen mit Schwerpunkt auf Kommunikation und Medien, bewertete den russischen Online-Video-Markt mit 3,4 Milliarden Rubel (etwa 54 Millionen Euro) im Jahr 2015.
Quelle: Helge Thomas, re:publica15, Size changed to 1040x585px., CC BY 2.0 [/su_spoiler]