Exklusiv-Interview mit SEO-Experten Marcel Schrepel zum Thema Online-Marketing in Russland
Marcel Schrepel ist Geschäftsführer der SEO-Agentur “trust in time UG”, die 2013 in Berlin gegründet wurde. Das Unternehmen spezialisiert sich auf Performance-Marketing und Suchmaschinenmarketing, u. a. im deutsch- und russischsprachigen Raum. Im Exklusiv-Interview mit Ostexperte.de spricht Schrepel über Suchmaschinenoptimierung in Russland, die Bedeutung von Google auf dem russischen Markt und die Spezialisierung auf Healthcare-Themen.
Vor allem junge Nutzer in Russland entdecken nun auch Google und andere Anbieter. In einigen Bereichen kann Google inzwischen mehr Traffic generieren als Yandex. Nichtsdestotrotz hängen Nutzungsverhalten und Internetwirtschaft in Russland westlichen Standards hinterher.
Warum könnte es ein strategischer Vorteil sein, einen Experten für Online-Marketing in Russland zu haben?
Die Antwort ist einfach: Wenn Sie auf einen neuen ausländischen Online-Markt expandieren und dort Produkte oder Dienstleistungen verkaufen wollen, so ist es immer wichtig, jemanden zu haben, der sich mit den landesspezifischen Anforderungen, dem Wettbewerb und gängigen Diensten (hier Suchmaschinen) sprachlich wie fachlich auskennt.
Für unsere Kunden ist klar von Vorteil, dass sie mit uns einen deutschen Anbieter haben inklusive der Vorzüge von lokaler Nähe und der deutschen Sprache (neben Russisch und Englisch). Durch unseren Sitz in Berlin können wir jederzeit bei einem deutschen Kunden vor Ort sein. In der Vergangenheit haben sich diese Pluspunkte zum Vorteil der Zusammenarbeit und zwischenmenschlichen Beziehung bewährt.
Welche Relevanz hat Google auf dem russischen Markt?
Gute Frage. Yandex hält zwar offiziell noch mehr Martkanteile auf dem Suchmaschinenmarkt als Google, jedoch beobachten wir in einigen Bereichen, dass immer mehr Traffic über Google kommt. Das liegt vor allem an der nachrückenden Generation, die anderen Diensten aufgeschlossen ist, wie z. B. Instagram, Facebook und eben Google. Yandex schläft aber nicht – im Gegenteil!
Man sollte Relevanz nicht unbedingt durch Marktanteile bewerten, sondern eher durch das Nutzungsverhalten der Zielgruppe. Vergessen wir nicht, wie dynamisch das Internet ist, und dass das Nutzungspotential des Internets auch in Russland noch nicht ausgeschöpft ist. Vergessen wir auch nicht, dass die Russen Nationalstolz haben – und Yandex ist definitiv russisch!
Warum ist Yandex so wichtig in Russland? Was ist besser an der russischen Alternative?
Erst einmal dürfen wir nicht vergessen, dass Yandex nicht nur eine Suchmaschine ist.
Als Yandex im November 1997 als Suchmaschine gestartet wurde, war es die erste und einzige kyrillische Suchmaschine. Damals kamen die meisten Browser und Suchmaschinen nicht mit der kyrillischen Schrift zurecht. Yandex konnte also nicht nur das russischsprachige Internet besser verarbeiten, sondern auch mit russischen Fällen und Verbformen besser umgehen.
Yandex – wie Google auch – hat im Laufe der Zeit stark diversifiziert. So betreibt Yandex heute um die 24 Produkte und Dienste. Die Suche ist nur ein Bereich davon.
Welche Relevanz hat das Thema Suchmaschinenoptimierung in Russland?
Ich denke, dass das Thema SEO überall in der Welt relevant ist, wo Informationen durch Suchmaschinen indexiert, verarbeitet und in Form von „Rankings“ (SERP) ausgegeben werden. Man sucht ja bei yandex.ru nicht im Internet, sondern im Index der Suchmaschine. Suchmaschinenoptimierung ist keine Zauberei, sondern zu einem großen Teil kommunikative Arbeit und Auffindbarkeitsoptimierung. Das ist in Russland ebenso relevant wie in Deutschland. Wer mit seinen Produkten oder Dienstleistungen optimal sichtbar und auffindbar sein möchte, der kommt um den SEM-Prozess nicht herum – auch nicht in Russland.
Vor allem deutsche Unternehmen aus der Gesundheitsbranche haben Interesse daran, gute Platzierungen in russischen Suchmaschinen zu erzielen. Woran liegt das?
Russland, Saudi-Arabien, China und überhaupt jedes Land, das Wohlstand, zahlungskräftige Kunden und kaum landeseigene Top-Mediziner hat, ist attraktiv. Deutschland zeichnet sich ja in einigen Bereichen durch exzellente industrielle und qualitative Standards ab. Das Siegel „Made in Germany“ hat weltweit einen guten Ruf – so auch unser Gesundheitswesen, die Behandlungsmethoden sowie der Stand der Ärzte und Mediziner.
Deutsche Kliniken leben nicht nur von Kassen- und Privatpatienten, sondern auch von Patienten aus dem Ausland, die sich in Deutschland wegen einer besonderen Erkrankung – beispielsweise Krebs – behandeln lassen. Solche Behandlungen und Therapien sind teuer und dementsprechend lukrativ. Hier konkurriert Deutschland stark z. B. mit Singapur und Israel.
Welches Potenzial hat Suchmaschinenoptimierung für die Gesundheitsbranche?
Logisch, dass viele Kliniken ihr Behandlungs- und Dienstleistungsspektrum gut sichtbar platzieren wollen. Ich habe jedoch den Eindruck, dass man sich bisher wenig mit der Auffindbarkeit durch Suchmaschinen auseinandergesetzt hat. Das gilt übrigens nicht nur für die Gesundheitswirtschaft oder die Pharma-Industrie. Dafür haben aber andere – nämlich Vermittler und Vermittlungsportale – das Potential von SEO erkannt und verdienen sich mit Provisionsmodellen eine goldene Nase.
Vor allem Kliniken haben verstanden, dass sie den Patienten eigentlich selbst akquirieren können. Nicht zuletzt, da die Kliniken Fachpersonal, Ärzte und Dolmetscher haben. Viele haben eine eigene Marketing-Abteilung aufgebaut, oder sogar ein eigenes Unternehmen für Klinik-Marketing gegründet. Die Antwort auf die Frage, warum wir als Agentur in diesem Bereich so gefragt sind, ist recht einfach zu beantworten: Wir haben das Know-How, und wir können Russland sprachlich sowie fachlich 100% effizient bearbeiten. Diese Spezialisierung hat fast niemand inhouse – jedenfalls nicht alle benötigten Parameter gleichzeitig.
Herr Schrepel, vielen Dank für das Interview.
Dieses Interview führte Ostexperte.de-Chefredakteur Thorsten Gutmann.