Wirtschaftsnachrichten Russland am 5. Mai 2017

Wirtschaft in Russland am 5. Mai 2017

Willkommen bei unserer Tagesübersicht zum Russlandgeschäft am 5. Mai 2017. Haben Sie Verbesserungsvorschläge für unser Format? Wir freuen uns über eine E-Mail.


EAWU verschiebt Inkrafttreten des Zollkodexes

Der Zollkodex der EAWU tritt voraussichtlich erst am 1. Januar 2018 in Kraft. 

Wie GTAI berichtet, steht die Verzögerung mit dem verspäteten Unterzeichnen durch Belarus in Verbindung. Nach Streitigkeiten hat Präsident Alexander Lukaschenko den Zollkodex erst im April dieses Jahres unterschrieben. Die anderen Mitgliedsstaaten Russland, Armenien, Kirgisien und Kasachstan hatten der neuen Regelung schon Monate zuvor zugestimmt.

Ursprünglich war der 1. Januar 2016 als Starttermin geplant. Nach der Unterzeichnung durch Belarus wurde das Inkrafttreten auf den 1. Juli 2017 verschoben. Da sich nun auch die Ratifizierung verzögert, wurde der Beginn der multilateralen Vereinbarung auf nächstes Jahr verlegt. Dies geht auch aus einem Bericht der Eurasischen Wirtschaftskommission hervor.


Kudrin will Renteneintrittsalter erhöhen

Der russische Ex-Finanzminister Alexei Kudrin hat vorgeschlagen, die Anzahl der Pensionäre zu reduzieren. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Regnum.

Der Chef des Zentrums für Strategische Forschung (CSR) und ehemalige Finanzminister, Alexei Kudrin, will das gesetzliche Renteneintrittsalter anheben. Derzeit liegt es bei 55 Jahren für Frauen bzw. 60 Jahren für Männer. Kudrin erwägt eine Erhöhung auf 63 Jahre für Frauen bzw. 65 Jahre für Männer. Die Maßnahme soll in Halbjahresschritten ab 2019 starten.

Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Altersgrenze für die Regelaltersrente bei 67. Doch die Diskussion über eine mögliche Anhebung auf 69 oder gar 71 ist längst im Gange. Damit ist der Renteneintritt in Deutschland viel später als in Russland. Allerdings fällt die Lebenserwartung in Deutschland (80,84 Jahre; Stand: 2014) höher aus als in Russland (70,34 Jahre; Stand: 2014).

Laut Berechnungen des CSR soll die Anzahl der russischen Pensionäre um 9 Prozent auf 38,52 Mio. Menschen gesenkt werden. Kudrin will nicht nur die Haushaltsaufwendungen reduzieren, sondern auch die Rente erhöhen. Jedoch erklärte Vizeregierungschefin Olga Golodez im Februar 2017, dass eine Erhöhung des Renteneintritts derzeit „nicht in Erwägung gezogen“ werde.


Landwirtschaftsministerium will Bio-Produkte regulieren

Russlands Landwirtschaftsministerium hat einen Gesetzesentwurf zur Regulierung des Bio-Marktes vorgelegt. Dies berichtet das Branchenportal Upakovano.ru.

In Russland gibt es kein Gesetz, dass die Bezeichnung „bio“ schützt. Deshalb gilt die Vermarktung von Bio-Lebensmitteln als schwierig. Produzenten und Zertifizierer beklagen unzureichende Regulierungen durch den Staat. Nun hat das Landwirtschaftsministerium eine Initiative ergriffen, um den wachsenden Markt zu unterstützen und Exporte zu erhöhen.

Laut dem Gesetzesentwurf soll die Bio-Produktion in Russland stärker kontrolliert werden. Das Landwirtschaftsministerium plant ein staatliches Register für Bio-Produzenten. Ebenso soll die Regierung ein System zur Anerkennung von internationalen Zertifizierern implementieren. Doch ein Manko bleibt – die Zertifzierung soll nach wie vor auf freiwilliger Basis geschehen.

Nach Angaben des Landwirtschaftsministers Alexander Tkatschow habe der weltweite Bio-Markt ein Volumen von über 100 Mrd. US-Dollar erreicht. Seiner Meinung zufolge sei der Markt vor allem in Russland auf Wachstumskurs. Das jährliche Volumen des russischen Bio-Marktes sei innerhalb der letzten 7 Jahre von 120 Mio. US-Dollar auf 200 Mio. US-Dollar angestiegen.

Doch im weltweiten Vergleich betrage der russische Marktanteil lediglich 0,2 Prozent, erklärte Tkatschow. Deshalb sei eine staatliche Regulierung erforderlich. Sowohl im In- als auch im Ausland soll der Konsum von russischen Bio-Waren ansteigen. Auch Wladimir Putin habe den Landwirtschaftsminister darum gebeten, eine gesetzliche Regulierung zu beschleunigen.

Seit 2016 existiere eine GOST-Norm für Bio-Produktion, erklärte Sergej Korschunow, Vorsitzender des Verbands für ökologische Landwirtschaft. Doch es sei gesetzlich nicht verpflichtend, jene einzuhalten. Deshalb könne man Waren beliebig als „bio“ anpreisen.. „Leider kenne ich keinen Produzenten, der im letzten Jahr vom russischen Staat zertifiziert wurde“, so Korschunow.

Ebenfalls will das Ministerium das gesellschaftliche Bewusstsein für Bio-Lebensmittel erhöhen und Schulungen für Landwirte organisieren. Bio-Experten befürchten, dass das geplante Gesetz zu lasch sei. Eine freiwillige Zertifizierung sei unzureichend, um Qualitätsansprüchen gerecht zu werden. Deshalb sei die globale Vermarktung russischer Bio-Waren kaum realistisch.

Titelbild
 Quelle: Ален Катин , Скульптура Орёл. Пятигорск, Size changed to 1040x585px., CC BY-SA 3.0 [/su_spoiler]