Wintershall nimmt Nord Stream 2 in Schutz

Wintershall verteidigt Russland und Nord Stream 2

Der deutsche Öl- und Gaskonzern Wintershall verteidigt das umstrittene Nord-Stream-Projekt und nimmt Russland in Schutz. Der russische Energiekonzern Gazprom ist ein verlässlicher Partner, so Vorstandschef Mario Mehren. Dies berichtet das Handelsblatt.

In Europa häuft sich die Kritik an der geplanten Ostseeverbindung, die parallel zur Gaspipeline Nord Stream 1 von Russland nach Deutschland verlaufen soll. Östliche EU-Staaten wie Polen befürchten eine zu hohe Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen. Einer der Geldgeber, die BASF-Tochter Wintershall, weist die Kritik an dem Projekt entschieden zurück. „Russland ist für Wintershall die wichtigste Region. Und Russland bleibt für Wintershall die wichtigste Region“, erklärte Konzernchef Mehren bei einer Pressekonferenz der deutschen Öl- und Gasgesellschaft.

Bereits seit den 1990er-Jahren kooperiert der deutsche Konzern mit Gazprom. Auf zwei Feldern in Sibirien förderten die Unternehmen 2017 gemeinsam rund 30 Milliarden Kubikmeter Gas, was gut ein Drittel des deutschen Bedarfs entspricht. Neben Engie, OMV, Shell und Uniper zählt Wintershall zu den Investoren der geplanten Ostseepipeline Nord Stream 2. Ab 2019 soll auf der Verbindung zusätzliches Gas aus Russland nach Westeuropa transportiert werden.

Neuer Gaskonflikt zwischen Russland und der Ukraine

Vor kurzem geriet Gazprom in die Schlagzeilen, weil erneut ein Gaskonflikt zwischen Russland und der Ukraine entfachte. Als ein Schiedsgericht in Stockholm den russischen Energielieferanten zu hohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe verurteilte, beendete Russland seine Gasverträge mit dem Nachbarland. Dies führte zu schweren Versorgungsengpässen, worauf die Ukraine teilweise den Betrieb von Schulen, Kindergärten und Universitäten einstellen musste. Laut Präsident Petro Poroschenko ist das Problem aber inzwischen gelöst, weil Kiew seinen Import aus EU-Staaten kurzfristig massiv aufstockte. Der neue Konflikt liefert weiteres Futter für Nord-Stream-Kritiker, die das Projekt als politisches Druckmittel Moskaus gegen östliche Staaten betrachten.

EU setzt Nord Stream 2 unter Druck

Seit langer Zeit versucht die EU-Kommission, mehr Mitspracherecht beim Bau der Nord Stream 2 einzufordern. Im November 2017 hatte sie eine Änderung der EU-Gasdirektive vorgeschlagen, die zu starken Einschränkungen u. a. bei Netzzugang und Tarifstruktur geführt hätte. Zuletzt kam jedoch ein Gutachten der juristischen Abteilung des EU-Ministerrates zum Schluss, dass die Forderungen einen Verstoß gegen das UN-Seerechtsübereinkommen darstellen würden.

Wintershall-Chef Mehren ist sich der politischen Sprengkraft des Pipelineprojekts bewusst. Es herrsche „Eiszeit“ zwischen dem Westen und Russland, Nord Stream 2 würden „politische Stolpersteine“ in den Weg gelegt. Einzelne Staaten würden versuchen, das Projekt zu „torpedieren“ und Druck auf die EU aufzubauen. „Die EU und Russland müssen dringend zu einem konstruktiven Dialog zurückfinden – und sich auf die Bedeutung ihrer Partnerschaft besinnen“, appellierte der Manager an Brüssel. Wintershall wolle in schwierigen Zeiten als „Brückenbauer“ dienen und die „erfolgreiche wirtschaftliche Zusammenarbeit“ vorantreiben.

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[toggle title=”Fotoquelle” open=”yes”]Titelbild: © Wintershall